Die Ergebnisse einer Umfrage der IHK deuten darauf hin, dass viele Unternehmen im Landkreis eine weiter positive Entwicklung erwarten. Foto: dpa-Zentralbild

Die Unternehmen blicken mit einer ordentlichen Portion Zuversicht nach vorne. Das zeigt die neueste Konjunkturumfrage der IHK-Bezirkskammer im Landkreis.

Göppingen - Es gibt derzeit zahlreiche Gründe zur Sorge. Trotzdem blicken viele Unternehmen weiter mit Zuversicht in die Zukunft. Fast 59 Prozent der Firmen im Landkreis Göppingen beschreiben ihre Geschäftslage momentan als gut. Lediglich elf Prozent klagen über schwache Erträge. Das geht aus der am Donnerstag vorgestellten Konjunkturumfrage des Frühjahres der Bezirkskammer Göppingen der Industrie- und Handelskammer (IHK) hervor. „Die Wirtschaft im Kreis ist in einer so guten Verfassung, wie schon lange nicht mehr“, resümierte der IHK-Geschäftsführer Peter Saile in Göppingen.

Die Risiken werden nicht ausgeblendet

Dabei würden die Risiken für die weitere Konjunktur keinesfalls ausgeblendet. Es sei beispielsweise immer noch ungewiss, was der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für viele Firmen in der Region bedeute. Auch der protektionistische Wirtschaftskurs, den der US-Präsident Donald Trump ankündigt, sei für die Unternehmen ein Risiko. Hinzu kämen die immer noch schwelende Euro-Krise, die Spannungen in der Türkei und der Fachkräftemangel. Die Unternehmen bräuchten länger als früher, um geeignete Bewerber zu finden, erklärte der IHK-Vizepräsident Walter Jerusalem. Gründe dafür sei zum einen die Demografie und zum anderen die höheren Ansprüche, die an Bewerber gestellt würden. Einfache Anlernjobs gebe es inzwischen kaum noch. Trotzdem deuteten viele Indikatoren wie die Investitionsfreudigkeit oder die Einstellungspolitik in den Unternehmen darauf hin, dass die Wirtschaft noch nicht auf das erwartete Abschwächen der Konjunktur reagiert.

Besorgnis, aber keine Aufregung

Dazu bestehe bisher auch kein Anlass, betonte der IHK-Vizepräsident Walter Jerusalem. Der Geschäftsführer der Eislinger Firma Zeller und Gmelin erklärte: „Die Risiken sind bisher nur Erwartungen. Sie sind noch nicht eingetroffen.“ Hinzu komme, dass viele Unternehmen die Nachrichten der großen Weltpolitik mit Gelassenheit verfolgten und ihre Pläne eher langfristig angelegt seien, ergänzte Saile. „Es herrscht Besorgnis, aber keine große Aufgeregtheit“, fasste es der IHK-Geschäftsführer und Volkswirt zusammen.

Dass sich die Phase der Konjunktur bald abschwäche, davon sind viele Firmen im Kreis dennoch überzeugt. „Es wundert sich jeder, dass es weiter so gut läuft“, berichtete Saile. Dabei sei es nach einer nun schon lange anhaltenden konjunkturellen Hochphase „so sicher wie das Amen in der Kirche“, dass auf einen wirtschaftlichen Aufschwung auch wieder ein Abschwung folge. In diesem Zusammenhang kritisierte Saile die Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand. Es werde nicht daran gedacht, Schulden abzubauen oder Steuern zu senken. Dabei wäre es aus seiner Sicht angebracht, die Unternehmen in der momentanen Situation steuerlich zu entlasten.

Neben Steuersenkungen, beispielsweise bei der Gewerbesteuer, wünscht sich die IHK neue und attraktive Gewerbegebiete im Landkreis – auch für Logistikflächen. „Ohne die Logistikflächen können Sie auch keine Milch im Supermarkt kaufen“, verdeutlichte der IHK-Präsident Wolf Ulrich Martin. Auch der immer beliebtere Online-Handel benötige Logistikflächen. Gleichzeitig setze das Online-Shopping die Läden in den Innenstädten unter Druck. „Der Kuchen ist rund und kann nur einmal verteilt werden“, weiß Martin.