Das Bakterium Staphylococcus aureus lebt auf vielen Menschen. Gefährlich wird es, wenn es Resistenzen gebildet hat und der Mensch immungeschwächt ist. Foto: medicalpicture/Frank Geißler

In den Alb Fils Kliniken haben sich seit Januar 16 Patienten mit Enterokokken infiziert. Die Klinikleitung setzt nun auf ein umfangreiches Screening und zusätzliche Hygiene.

Göppingen - Die sogenannten MRSA sind schon lange ein Thema in Deutschland und darüber hinaus. Jetzt machen andere multiresistente Erreger den Alb Fils Kliniken zu schaffen: Seit Januar haben dort 16 Patienten Infektionen mit Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) erlitten. Diese Darmkeime sind unempfindlich gegenüber herkömmlichen Antibiotika. Dennoch konnten laut dem medizinischen Geschäftsführer der Kliniken, Jörg Noetzel, alle Patienten erfolgreich behandelt werden, denn es gibt noch drei hochwirksame Antibiotika, die gut wirken. Die Vorfälle haben die Geschäftsführung der Kliniken aufgeschreckt und man hat ein ganzes Paket von Maßnahmen beschlossen, um der Erreger Herr zu werden.

Im Grunde sind VRE zunächst einmal kein großes Problem, Schätzungen zufolge tragen zehn bis 15 Prozent der Deutschen diese Keime in sich. Schwierig wird es dann, wenn Personen schwer krank sind, oder die Keime zum Beispiel bei Darmoperationen freigesetzt werden und Wunden infizieren oder in die Blutbahn gelangen. Denn dann helfen die herkömmlichen Mittel nicht mehr weiter. Und um zu verhindern, dass die Keime weitere Resistenzen gegen die verbliebenen Gegenmittel entwickeln, sollten diese nur sparsam eingesetzt werden. Deshalb setzen die Kliniken bei der Bekämpfung vor allem darauf, Träger der Keime frühzeitig zu erkennen und von anderen Patienten abzusondern. Dabei hilft ein neuer spezieller VRE-Schnelltest. Bisher legte man in der Klinik bei Risikopatienten Kulturen mit deren Bakterienflora an, um herauszufinden, ob sie gefährliche Erreger wie VRE oder MRSA in sich trugen. Doch bei diesem Verfahren dauert es drei Tage, bis Ergebnisse vorliegen.

Es könnte Belegungsprobleme geben

Mit dem Schnelltest weiß man nach zwei bis drei Stunden, ob ein Patient VRE in sich trägt. Laut dem Klinikhygieniker Lutz Zabel sind die Alb Fils Kliniken bisher der einzige Großabnehmer dieses Tests in Deutschland. Er wird künftig bei allen Risikopatienten gemacht, also bei Pflegepatienten, bei Krebspatienten oder Menschen, denen ein Darmeingriff bevorsteht. Patienten, die Keime in sich tragen, werden zusammengelegt. Wer den Keim nicht im Körper hat, wird in einem anderen Zimmer untergebracht. Für die Klinik erfordert dies freilich einen erheblichen Organisationsaufwand. Schließlich soll einerseits die Belegung die Krankenhausbetten möglichst hoch sein, um das Defizit gering zu halten, andererseits können die Betten nicht mehr ohne weiteres vergeben werden. Schon in der Vergangenheit kam es öfter zu Engpässen auf den Stationen.

„Es kann sei, dass wir Belegungsprobleme kriegen, aber die Patientensicherheit geht vor“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Schmid. Der Chefarzt für Infektionskrankheiten, Martin Bommer, würde es am liebsten wie in Holland machen, wo Patienten stets in Einzelzimmern liegen. „Aus hygienischer Sicht wäre das ein Traum“, sagt er. Doch finanzierbar sei das leider nicht. Allerdings will sich die Klinikleitung Noetzel zufolge dafür stark machen, dass der Klinikneubau für alle Stationen Bereiche erhält, in denen Patienten abgeschottet werden können.

Türklinken werden zweimal am Tag desinfiziert

Neben dem Screening verstärken die Kliniken das, was gegen alle Keime am besten hilft: die Hygiene. So wird Noetzel und Schmid zufolge in allen Stationen künftig täglich einmal alles desinfiziert, was Patienten und Besucher oft anfassen: Türgriffe zum Beispiel, denn VRE werden durch Schmierinfektionen übertragen. In der Nephrologie, der Bauchchirurgie und der Hämatoonkologie, wo das Risiko höher ist, wird zweimal am Tag desinfiziert. „Manche Patienten denken leider, die Griffe seien schmutzig, weil das Mittel trocknen muss und Schlieren entstehen können“, erzählt Schmid. Tatsächlich aber seien sie keimfrei. Für Patienten und Besucher werden außerdem zusätzliche Desinfektionsmittelspender aufgestellt, die Mitarbeiter werden geschult, und es wurde – zusätzlich zu den eigenen Experten – eine externe Hygienefachkraft eingestellt.