70 Jahre ist es her, dass Protestanten des Jahrgangs 1930/31 in der Oswaldkirche konfirmiert wurden. Vor Kurzem feierten sie das Fest der Gnadenkonfirmation. Foto: Foto Kempf (z)

22 ehemalige Konfirmanden des Jahrgangs 1930/31 haben das Fest der Gnadenkonfirmation gefeiert.

Weilimdorf - Das Fest der Konfirmation ist für jene, die es gefeiert haben, oft noch in lebhafter Erinnerung. Für Protestanten ist es ein wichtiges Ereignis, markiert die Segnung doch den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter. Zudem ist es meist die erste eigene, große Feier und auch deshalb ein gerne erinnerter Meilenstein in der Biografie eines jungen Christen.

Für rund 40 Weilimdorfer Protestanten des Jahrgangs 1930/31 war die Konfirmation ein besonders einprägsames Ereignis: Sie wurden am 31. Dezember 1944 in der Oswaldkirche notkonfirmiert, wie es damals hieß. Am diesjährigen Neujahrstag, also genau 70 Jahre später, haben 22 von ihnen gemeinsam das Jubiläum der Gnadenkonfirmation gefeiert. Ein äußerst seltenes Fest, wie seitens des Dekanats Zuffenhausen bestätigt wird. Dort erinnert man sich an keine Gnadenkonfirmation, die in den vergangenen Jahren gefeiert worden wäre. „Andere Jahrgänge haben mir gesagt: ,Wie machst du das bloß, wir bringen die ganzen Leute nicht mehr zusammen‘“, sagt Aline Groß, die das Fest für ihren Jahrgang organisiert hat. Für sie selbst war es eine Freude, die Konfirmanden von damals zusammenzutrommeln – zumal zu vielen von ihnen, die noch in Weilimdorf leben, ohnehin noch reger Kontakt besteht. Alle zwei Wochen treffen sie sich zu gemeinsamen Ausflügen, einmal im Monat zum Stammtisch und in den Sommermonaten wird auch mal ein größerer Ausflug unternommen oder zusammen in Urlaub gefahren. „Dann können wir von früher schwätzen und alte Geschichten ausdappen“, sagt Aline Groß und lacht.

Notkonfirmation in schweren Zeiten

An die Konfirmation denkt die Weilimdorferin hingegen mit gemischten Gefühlen zurück. „Das war eine schwere Zeit. Das Kriegsende war in Sicht und man war in Stuttgart, das von vielen schweren Bombenangriffen heimgesucht wurde, nicht mehr sicher“, erinnert sie sich. Auch der Konfirmandenunterricht habe am Schluss nur noch notdürftig stattfinden können. Einige Schulkameraden sollten bereits in der Rüstungsindustrie mitarbeiten, andere ins sichere Umland evakuiert werden. In dieser schwierigen Lage beschloss der damalige Pfarrer Frasch, mit der Konfirmation nicht mehr bis zum Frühjahr zu warten, sondern sofort eine Notkonfirmation an Silvester 1944 zu vollziehen. „Das hat es davor und danach nicht gegeben“, sagt Aline Groß. Die Feiern seien der Situation entsprechend notdürftig gewesen. „Mit Mühe und Not wurde in den Familien noch eine mit gehamsterten Waren und geschenkten Lebensmittelmarken organisierte kleine Feier veranstaltet, ehe wir alle auseinander gerissen wurden und die schlimmste Kriegszeit noch vor uns hatten.“

Den Jubiläumsgottesdienst gestalteten der Pfarrer der Oswaldkirche, Hartmut Häcker, und ein ehemaliger Schulkamerad der Konfirmanden, Richard Hudelmaier. „Wie damals haben wir uns in der Oswaldkirche versammelt, um unserem Herrgott zu danken, dass wir nochmals alle zusammen sein können. Es war ein bewegender Anblick, die nun fast 85-Jährigen zum Teil mit Stock, Krücken und auch Rollatoren unter Orgelklang in die Kirche einlaufen zu sehen“, sagt Aline Groß. „Manche Tränen der Rührung und der Erinnerungen wurden verdrückt.“