Die Genossen Stefan Kaufmann und Ute Vogt bieten einen Workshop für junge Medienmacher an. Foto: Achim Zweygarth

Hat Stefan Kaufmann die Seiten gewechselt? Hat die große Koalition in Berlin den Stuttgarter dazu verleitet, das CDU-Parteibuch gegen das der SPD einzutauschen? Das mag so gar nicht zu diesem „knitzen Schwaben“ passen.

Filder - Koalition ist das Kunststück, den rechten Schuh auf dem linken Fuß zu tragen, ohne Hühneraugen zu bekommen. Die Quelle dieses treffenden Vergleichs ist nicht bekannt, und doch passt sie wie der hochhackige Damenschuh in die Ritze des Kopfsteinpflasters. Wenn Rot und Schwarz gemeinsam regieren, verschwimmen schnell die Unterschiede.

Hand in Hand wird gearbeitet, zumindest bis zur nächsten Wahl. Da passt kein Fußnagel oder Damenstrumpf zwischen die Fraktionen. Gemeinsam werden Workshops für junge Medienmacher im Deutschen Bundestags angeboten. Beispielsweise von den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Vogt und Stefan Kaufmann.

Wer jetzt stutzt, der darf sich durchaus als Kenner der hiesigen und bundesdeutschen Parteienlandschaft fühlen. Genau, Stefan Kaufmann mag vieles sein, aber als Genosse ist der Sillenbucher in Stuttgart und auf den Fildern bislang nie in Erscheinung getreten. Eher schon als Kreischef der CDU. Nun gab es ja in der Ratsfraktion kürzlich erst wieder ein wenig Knatsch. Die Wahl der stellvertretenden Fraktionschefs ging nicht ganz geräuschlos über die Bühne. Doch gleich die Partei wechseln? Das sieht dem „knitzen Schwaben“, so hat in die „taz“ im März in einem Artikel bezeichnet, gar nicht ähnlich.

So ein Wechsel fällt eigentlich kaum ins Gewicht

Gut, bei einer großen Koalition fällt so ein Wechsel kaum ins Gewicht, vielleicht sind mittlerweile Doppel-Parteimitgliedschaften das Maß der Dinge. Aber wir von der schreibenden Zunft wären strikt gegen solche Wechselspiele. Wer soll denn noch den Überblick behalten, wenn heute einer rot, morgen schwarz und übermorgen grün ist. Gut, es kann natürlich sein, dass es sich um eine feindliche Übernahme handelt, die SPD hat sich, ohne dass dieser es weiß, die Dienste eines weiteren Bundestagsabgeordneten gesichert. Das hört sich nach Science Fiction an. Doch wer weiß, die NSA schien auch lange Zeit die nette Behörde von nebenan zu sein.

Auf Kaufmanns Facebook-Seite stehen hinter dem Begriff Partei aber noch die drei wohlvertrauten Buchstaben: CDU. Wir sind beruhigt: Kaufmann ist allenfalls ein Genosse auf Zeit. Wir denken jedenfalls ganz fest an Mark Twains Spruch: „Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind.“ Hühnerauge sind da inklusive.