Die Suche nach Altstadt, wie es #altstadtflair_gp verspricht, ist in Göppingen durchaus nicht ganz so einfach. Foto: Pflüger

Göppingen wirbt mit seinem Altstadtflair. Okay, da ist der hübsch sanierte Schlossplatz, hie und da auch noch ein paar andere historische Gebäude – aber sonst? – Die Suche ist nicht ganz so einfach.

Göppingen - Ein seltener Gast aus der Landeshauptstadt ist beinahe vom Glauben abgefallen. Kurz nachdem er in der Göppinger Öde – mit Blick auf das moderne Schuler-Hochhaus, das in die Jahre gekommene Landratsamt-Hochaus und das ebenfalls nicht mehr taufrische Panorama-Hochaus – die B 10 verlassen hatte, knallte ihm am Kreisverkehr eine geballte Ladung Bauhistorie durch die Frontscheibe.

Direkt vor dem Erdwall, mit dem das Christophsbad seine Erweiterungsflächen vor dem Straßenlärm schützen will, steht es groß und bunt: ein Plakat mit einem stimmungsvollen Bild des hübsch sanierten Schlossplatzes, der Aufschrift „WILLKOMMEN IN GÖPPINGEN“ und dem Twitter-Hashtag #altstadtflair_gp. Der Besucher wunderte sich mächtig, hatte er doch bisher malerische Fachwerkhäuschen und idyllische Gässchen eher nicht mit der Hohenstaufenstadt in Verbindung gebracht.

Vielmehr hatte ihm jüngst eine Freundin erzählt, dass in Göppingen ein altes Gebäude nach dem anderen platt gemacht werde. An deren Stelle würden dann hässliche graue Kästen aufgestellt, von denen es in der Stadt ja fürwahr schon genügend gebe, hätte die Bekannte weitergeschimpft. So zumindest erzählte es der Besucher und machte sich selbst auf, die Lage zu erkunden. Er entdeckte den Alten Kasten, das Adelberger Kornhaus und die Ecke rund um das Stadtmuseum Storchen sowie einige Privathäuser, die nicht – oder noch nicht – der Spitzhacke zum Opfer gefallen sind.

Auf seiner ausgedehnten Runde fand er dafür aber noch viel mehr Göppinger Image-Kampagne. Mit den Werbebannern #märklinstadt_gp und #handballhauptstadt_gp kam der Stadtbummler dabei zurecht. Und auch das Plakat #hochschulstandort_gp fand er „so weit in Ordnung“. Über #altstadtflair_gp kam er aber nicht wirklich hinweg, zumal er sich all die Quartiere angeschaut hatte, in denen demnächst die Abrissbirne ihre Arbeit verrichten wird.

Er wandte sich also an das Göppinger Redaktionsbüro dieser Zeitung mit der Frage, ob er denn „so rein altstadtmäßig“ etwas übersehen habe und weitersuchen solle. Sein Vorhaben wurde, angesichts der Aussicht auf Erfolglosigkeit, eingebremst. Ihm konnte lediglich das Angebot gemacht werden, bei der Stadt mit der Bitte vorstellig zu werden, aus #altstadtflair_gp doch wenigstens #altstadtflairle_gp zu machen.