An manchen Stellen liegt noch der Schotter im Gleisbett, an anderen wurde er bereits ausgebaggert, um gereinigt zu werden. Foto: Rüdiger Ott

Wieder einmal rücken die Arbeiter an, um die Strecke der Linie U3 zu erneuern. In diesem Jahr ist der letzte Abschnitt geplant. Die SSB setzt Ersatzbusse ein.

Möhringen - Der von Hand geschobene gelbe Wagen mit dem knatternden Motörchen oben drauf kriecht über die Gleise. Mit geschultem Auge hält einer der Bauarbeiter das Gefährt genau über einer Mutter an, mit der die Schiene an der Holzschwelle darunter festgeschraubt ist. Absetzen, Getriebe durchschalten, und schon dreht sich die Mutter das Gewinde empor und fällt in den Schotter. Einen halben Meter weiter, wieder absetzen, und es geht der nächsten Schraubverbindung mit der Kraft des Zweitakters an den Kragen.

Zigtausende Muttern sind das, die dieser Tage auf einer Länge von knapp 1,9 Kilometern herausgedreht werden. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) erneuert die Gleise der Linie U 3 zwischen dem Möhringer Bahnhof und der Rembrandtstraße sowie zwischen der Sigmaringer Straße und der Brücke über die B 27. Vor anderthalb Wochen haben die Arbeiten begonnen. Sie werden voraussichtlich noch bis Ende Juli andauern. In dieser Zeit fahren auf dem Abschnitt zwischen Möhringen und Plieningen keinen Bahnen. Die Fahrgäste pendeln stattdessen mithilfe einer Ersatzbuslinie.

Schotterbett, Holzschwellen und Schienen kommen raus

„Das ist Teil der Grunderneuerung unseres Streckennetzes“, sagt Alexander Schirling, der bei der SSB verantwortlich für Bauwerke und Gleisanlagen ist. „Linien, die entsprechenden Verschleiß aufweisen oder eine Liegezeit von mehr als 25 Jahren haben“, würden derzeit in ganz Stuttgart Stück um Stück erneuert. Dabei begnügt sich das städtische Nahverkehrsunternehmen aber nicht damit, einzelne Segmente auszuwechseln. Das Schotterbett, die Holzschwellen, die Schienen, „das kommt alles raus“, sagt Schirling. Hernach befindet sich der Abschnitt also in neuem Zustand.

Das betrifft übrigens die gesamte Strecke zwischen Plieningen und Möhringen. In den vergangenen fünf Jahren wurden immer wieder Abschnitte erneuert. Die diesjährigen Arbeiten sind die letzten. Dann werden sich die Bauarbeiter anderen Linien in Stuttgart zuwenden und die Strecke, die erst 1983 wegen der Umstellung auf die damals nagelneuen Straßenbahnen umgespurt und auf zwei Gleise erweitert wurde, wird „wieder fit für die nächsten Jahrzehnte“ sein, wie die SSB in einer Mitteilung verlautbart.

Kritik an den Ersatzbussen kommt aus Plieningen

Kritik kommt derweil aus Plieningen. Nicht nur, dass die Ersatzbusse die Plieninger Garbe verstopfen. Warum eine solch aufwendige Maßnahme nicht in den Sommerferien gemacht werde, wollte die örtliche CDU bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats wissen. Die Erklärung ist einfach: „Alle wollen in den Sommerferien bauen“, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper. „Irgendwas muss man dann eben auch außerhalb der Sommerferien bauen.“ Zudem habe die SSB an der Trasse der Stadtbahnlinie U 3 bereits vor einem Jahr ähnlich große Arbeiten ausgeführt – nicht in den Sommerferien. „Und das hat man als positive Erfahrung in Erinnerung“, sagt sie.

Von den Schienen können rund fünf Prozent wiederverwendet werden. Die restlichen Metallstränge werden fabrikneu sein, sagt Schirling. Die alten, teergetränkten Holzschwellen sind Sonderabfall. Sie werden verbrannt und durch Betonschwellen ersetzt. Der Schotter, der aus dem Bett herausgebaggert wird, „wird abtransportiert und gereinigt“, sagt der Fachmann von der SSB. Die Feinanteile, wie Schirling sie nennt – Müll, Erde, Staub – müssen herausgewaschen werden, denn „sie machen den Untergrund kaputt“. Die Steine im Schotterbett verzahnen sich ineinander und bilden eine feste Decke. Aber eben nur in sauberem Zustand.