Wenn mehr als 30 Gitarristen in die Saiten greifen, gibt es einen satten Sound. Zum Abschluss der zweiwöchigen Konzertreise entstand eine CD. Foto: Dario Griffin (z)

Das Feuerbacher Ensemble Guitarreando der Stuttgarter Musikschule war zwei Wochen lang auf einer Konzert-Tournee in Kalifornien. Mit jungen Gitarristen aus Pasadena reisten sie auf der Pacific Highway und gaben neun Konzerte in vierzehn Tagen.

Feuerbach - Eine Akustikgitarre, an deren Steg und Klangkörper Flammen entlang züngeln, ist auf dem Werbeplakat zur USA-Tour von Guitarreando und Laygo zu sehen. Darunter ist zu lesen: California Tour, Sommer 2017. Am 20. Juli des vergangenen Monats flog das Feuerbacher Gitarrenensemble der Stuttgarter Musikschule nach Los Angeles. Am 22. Juli startete in der Stadt der Engel die vierzehntägige Konzerttour der 21 jungen Musikerinnen und Musiker – einige davon auch aus Feuerbach und Weilimdorf.

Sie trafen dort die Mitwirkenden des Los Angeles Youth Guitar Orchestra – kurz Laygo – vom Pasadena Conservatory of Music und traten zusammen auf. Die Guitarreando-Mitglieder kennen Laygo schon von diversen früheren Konzerten und Tourneen. Insgesamt bestand das Ensemble diesmal aus rund 35 Gitarristinnen und Gitarristen. An dem musikalischen joint venture beteiligte sich auch kurzfristig das Gitarrenensemble des California Conservatory of Guitar. „Wir haben neun Konzerte in den 14 Tagen gegeben“, sagt Fabian Weiß. Der 18-Jährige aus Feuerbach war begeistert von dem Trip in und durch die USA: „Wir hatten eine richtig schöne Zeit“, berichtet er. Die ersten Tage habe man noch den Jetlag gespürt.

Mit dem Bus unterwegs von Konzert zu Konzert

Die Auftaktkonzerte wurden in Pasadena und Los Angeles gegeben: „Am Montag sind wir dann in den Bus gestiegen“, berichtet Fabian Weiß. Und los ging’s in Richtung San Francisco auf der Pacific Highway und wieder zurück. Das Konzert-Programm und der Zeit-Plan waren straff. Die eine oder andere Besichtigungstour gab es trotzdem. Denn die „Frets-Afire-Tour“ führte das Gitarren-Orchester an legendäre Orte in Kalifornien. Unter anderem wurden in Monterey, Los Gatos, Redwood City, San Francisco, Santa Barbara, Santa Monica und Solvang Konzerte gegeben. Das Städtchen Solvang wurde einst von dänischen Auswandern gegründet. „Einige Bewohner sprechen dort auch deutsch“, sagt Fabian Weiß.

Die Gitarren-Ensembles aus Feuerbach und Pasadena seien auch in der Vergangenheit schon öfters gemeinsam aufgetreten, berichtet Irina Kircher, die gemeinsam mit Alfonso Montes das Feuerbacher Guitarreando-Orchester leitet. Auf amerikanischer Seite waren Felix Bullock und Robert Miller die musikalischen Leiter: „Die jetzige Tournee war sehr erfolgreich, am letzten Tag haben wir noch Profi-Aufnahmen gemacht. Das wird dann eine weitere CD“, sagt Irina Kircher. Es gibt bereits einen Tonträger: „Der stammt von der Kooperation vor drei Jahren, als Laygo in Stuttgart war“, so Kircher.

Kleiner Knalleffekt mitten im Konzert

Bei der jetzigen Tournee hat Gitarrist Andrew York extra für Guitarreando ein Stück komponiert, das sich auf die letzte USA-Reise der jungen Musiker von der Stuttgarter Musikschule bezog: Damals, 2013, habe das Ensemble bei einer der Proben den in den USA bekannten Musiker und Komponisten York, der das Ensemble dirigierte, ein bisschen foppen wollen: Ein Teil der jungen Musiker habe praktisch aus Spaß immer einen halben Ton höher gespielt, als dies in der Komposition vorgesehen gewesen sei, berichtet Irina Kircher.

Komponist und Dirigent York nahm diesen Streich der jungen Musiker mit Humor und gleichzeitig zum Anlass, irgendwann selbst zur Feder zu greifen, um darauf basierend ein Stück zu komponieren – quasi als musikalische Reminiszenz. Er baute diesen Halb-Ton-Effekt in das Stück „Tribal Youngers“ ein und ließ es vom Ensemble spielen. „Das hat er extra für uns komponiert“, sagt die Feuerbacher Ensembleleiterin. Auch sonst ging es bei den Konzerten, bei denen neben Kompositionen von Brahms, Mozart und Andrew York auch Stücke von Irina Kircher und Alfonso Montes gespielt wurden, sehr unterhaltsam zu. In dem Stückchen „Plink, Plank, Plunk“ von Leroy Anderson kommen neben den klassischen Gitarren auch diverse andere Tonquellen zum Einsatz, wie zum Beispiel Fahrradhupen, Quietschenten oder ähnliches. „Einmal haben wir uns einen Böller besorgt und ihn während des Stücks an der entsprechenden Stelle gezündet“, berichtet Fabian Weiß. Als der Kracher in der Kirche losging, war das ein echter Knalleffekt im Konzert. Nach dem Stück applaudierten alle.

Im Jahr 2013 war Guitarreando schon mal in den USA und hatte dort mit den Nachwuchsmusikern aus Pasadena mehrere Auftritte. Als nächstes wollen die Kalifornier 2018 wieder nach Stuttgart kommen: Die Partnerschaft zwischen den amerikanischen und deutschen Gitarristen sei sehr gut, betont Günther Schwarz, der Leiter der Außenstelle der Musikschule Feuerbach. Die Freundschaften, die sich hieraus entwickelt hätten, seien tief. Im Übrigen sei es gerade in den „heutigen Zeiten dringend nötig, die Brücken zwischen Deutschland und den USA zu festigen, Vorurteile abzubauen und Vertrauen aufzubauen“.