Der VW-Gewinn hat sich in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt. Foto: dpa

Der Wegfall der Belastungen durch den Abgasskandal hat bei Volkswagen im ersten Halbjahr zu einem Gewinnsprung geführt. Doch trotz aller Fortschritte fährt der Wolfsburger Konzern bei der Rendite internationalen Konkurrenten wie Peugeot oder Toyota noch hinterher, meint Wirtschaftsredakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Trotz Abgasskandal, Dieselkrise und negativen Schlagzeilen wegen möglicher verbotener Kartellabsprachen mit anderen Autobauern kann der VW-Konzern als Zwischenbilanz zur Jahresmitte sehr positive Geschäftszahlen präsentieren. Der Gewinn hat sich in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Konzern in den ersten sechs Monaten des Vorjahres noch eine erhebliche finanzielle Vorsorge für die Bewältigung des Abgasskandals schultern musste. Diese Belastungen durch die härteste Krise der Unternehmensgeschichte sind nun bewältigt.

Brisante rechtliche Auseinandersetzungen sind beigelegt

Die brisantesten rechtlichen Auseinandersetzungen sind beigelegt. Mit viel Geld hat der Konzern in den USA sehr riskante Sammelklagen verhindern können. Zwar gibt es in Europa weiterhin eine ganze Klagewelle von Kunden und Aktionären. Aber deren Chancen sind deutlich schlechter, weil die Rechtssysteme sehr unterschiedlich sind. Zudem zeichnen sich hier sehr langwierige juristische Auseinandersetzungen ab. Unklar ist heute noch, in welchem Umfang durch den Kartellverdacht weitere finanzielle Belastungen hinzukommen. Die rechtliche Prüfung dürfte nicht ganz einfach sein, weil es oft eine große Grauzone zwischen erlaubter Kooperation und verbotenen Absprachen gibt. Mögliche Strafen dürften jedoch bei weitem nicht die Dimension des Abgasskandals erreichen.

Sparkurs bei VW trägt erste Früchte

Die wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns waren auch in der ersten Jahreshälfte die Marken Audi, Porsche sowie die chinesischen Beteiligungsgesellschaften. Die Ertragskraft der Kernmarke VW hat sich deutlich verbessert, was im wesentlichen jedoch auf den Wegfall der Belastungen durch den Abgasskandal zurückzuführen ist. Zudem trägt der von VW-Markenchef Herbert Diess eingeleitete Sparkurs erste Früchte.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Streit mit dem mächtigen Betriebsratschef Bernd Osterloh nicht wieder aufflammt, der nur mühsam geschlichtet werden konnte – und der zur Kostensenkung im Zukunftspakt vereinbarte massive Stellenabbau wirklich erfolgen wird. Trotz aller Fortschritte fährt der Wolfsburger Konzern bei der Rendite allerdings internationalen Konkurrenten wie Peugeot oder Toyota noch hinterher. Der Weg an die Spitze ist hier noch weit.