Mit einem zweiten Massentest soll jetzt der Mordfall Bögerl aufgeklärt werden. Foto: Führer

Mehr als vier Jahre nach dem Gewaltverbrechen an der Bankiersfrau Maria Bögerl sollen DNA-Proben den Ermittlern die entscheidende Spur bringen. Die Polizei hat dazu einen zweiten Massengentest gestartet.  

Mehr als vier Jahre nach dem Gewaltverbrechen an der Bankiersfrau Maria Bögerl sollen DNA-Proben den Ermittlern die entscheidende Spur bringen. Die Polizei hat dazu einen zweiten Massengentest gestartet.

Giengen an der Brenz - Im Mordfall Maria Bögerl sind die Ermittler bisher mehr als 10 000 Spuren und Hinweisen nachgegangen, ohne dabei Erfolge verzeichnen zu können. Um das Verbrechen an der Bankiersfrau im Jahr 2010 aufzuklären, startete die baden-württembergische Polizei am Donnerstag den zweiten Massengentest innerhalb eines halben Jahres. Rund 500 Männer im Alter zwischen 21 und 68 Jahren sind bis Samstag in Giengen an der Brenz am östlichen Rand der Schwäbischen Alb dazu aufgerufen, freiwillig eine Speichelprobe abzugeben.

Im Mai 2010 war die Frau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs, Thomas Bögerl, aus ihrem Haus entführt worden. Die Täter forderten vom Ehemann per Telefon 300 000 Euro Lösegeld. Doch eine Übergabe scheiterte. Unter Tränen richtete die Familie im Fernsehen einen emotionalen Appell an die Entführer, „unsere geliebte Mama, meine Frau“ wohlbehalten freizulassen - vergeblich. Anfang Juni 2010 fand ein Spaziergänger die verweste Leiche der Bankiersgattin an einem Waldrand bei Heidenheim, wo Tage zuvor Hundertschaften nach der 54-Jährigen gesucht hatten. Warum die Polizei Bögerl nicht entdeckt hatte, ist bis heute ungeklärt. Fest steht nur: Sie wurde erstochen.

Weiterer DNA-Test soll Klärung bringen

Die Ermittler setzen jetzt auf einen weiteren DNA-Test. Bereits am Donnerstagmittag waren sie mit der Resonanz zufrieden. „Es waren relativ viele Männer da“, sagte ein Sprecher der Polizei. Schon in der ersten Stunde hätten sich im Polizeirevier Schlangen gebildet.

Vor einem halben Jahr war das öffentliche Interesse gewaltig, als im nahe gelegenen Städtchen Neresheim rund 3300 Männer im Alter zwischen 21 und 68 Jahren zur Abgabe von Speichelproben gebeten wurden. Die Fahnder machten keinen Hehl daraus, dass sie die Täter in dem 8000-Einwohner-Ort vermuteten. Die Ergebnisse waren bislang jedoch allesamt negativ. Rund 100 Männer haben allerdings keine Probe abgegeben. Jetzt verlagerte die Polizei den Ort ihrer Fahndung in das rund 20 Kilometer weiter südlich gelegene Giengen an der Brenz.

Während in Neresheim alle 21- bis 68-jährigen Männer aufgerufen waren, haben sich die Ermittler nun auf eine bestimmte Zielgruppe in derselben Altersklasse festgelegt. Es wurden lediglich Männer aus fünf Straßenzügen der knapp 20 000 Einwohner zählenden Stadt per Brief angeschrieben. Ob die Ermittler inzwischen konkrete Verdachtsmomente haben, kommentiert die Polizei nicht.

Richterlicher Zwang droht

In beiden Fällen will die Soko die Verweigerer genauer unter die Lupe nehmen. Männer, die für den Tatzeitpunkt kein Alibi vorweisen können, droht der richterliche Zwang, Speichel abzugeben. Bisher sei das noch nicht geschehen, sagte der Polizeisprecher.

Ein Jahr nach dem Verbrechen an seiner Frau hatte sich Thomas Bögerl im Keller seines Hauses erhängt. Zuvor musste er immer wieder Gerüchte aushalten, nach denen er in die Tat verwickelt sei. Sogar der Sohn geriet zeitweise unter Verdacht.

Zentrale Fragen sind mehr als vier Jahre nach dem Mord noch immer offen: Warum wurde die 54-Jährige ermordet? Wer steckt hinter der Bluttat? Wo ist das Tatwerkzeug? Die Ermittler geben sich noch nicht geschlagen. Man wolle alle Möglichkeiten ausschöpfen, den Fall aufzuklären, heißt es bei der Polizei. Bis alle DNA-Proben aus Giengen an der Brenz ausgewertet sind, dauert es noch einige Wochen.