Rauchbomben im Frankfurter Fanblock beim Pokalspiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und Eintracht Frankfurt Foto: dpa-Zentralbild

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arne Plickert, will bekannte Gewalttäter aus den Fußball-Arenen verbannen – mit Meldeauflagen und Stadionverboten. Fanvertreter warnen dabei vor Willkür.

Stuttgart - In die Diskussion um das zerrüttete Verhältnis zwischen der Polizei und Teilen der Fußballanhänger mischt sich nun auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ein. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der größten Interessenvertretung der Polizeibeschäftigten, Arne Plickert, sieht nach den Ausschreitungen am vergangenen Sonntag in Magdeburg und vor dem Beginn der neuen Bundesligasaison an diesem Freitag vor allem die Vereine in der Pflicht. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Verantwortlichen der Clubs vor den Ultras einknicken und diese dann rechtsfreie Räume in den Stadien für sich beanspruchen, sagte er: „Der Weg, Gewalttäter vom Fußballgeschehen zu isolieren, muss konsequent weiter beschritten werden.“

Nach Auffassung des GdP-Vize müssen die Vereine ihren Anhängern unmissverständlich klarmachen, dass in deren Stadien nur Platz für friedliche Fans sein darf.

Auch Fanforscher Pilz kritisiert Ultras

Im Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ hatte auch der Fanforscher Gunter A. Pilz die Ultragruppierungen kritisiert. „Ultras denken, dass sie mit dem Kauf der Eintrittskarte das Recht erwerben, alles zu tun, was ihnen gefällt“, sagte der Soziologe aus Hannover mit Blick auf das Abbrennen der verbotenen pyrotechnischen Materialien. Seiner Meinung nach hat sich die Bindung zwischen Teilen der Fans – vor allem auf den Stehplätzen – und den Vereinen verändert. Sie feierten sich mittlerweile mehr als die eigenen Spieler.

Aus der Fanszene heißt es dagegen, der Dachorganisation Deutsche Fußball-Liga (DFL) und den Vereinen sei die Kommerzialisierung schon lange wichtiger als die Belange der eigenen Anhänger. Ein Beispiel dafür sei, dass die Spieltage entzerrt werden und es künftig auch in der Bundesliga Montagsspiele geben wird. Hinzu komme, dass es eben schwierig sei, sich mit Spielern zu identifizieren, wenn diese alle zwei Jahre des Geldes wegen den Verein wechseln.

Fanforscher Pilz warnt angesichts dieser Entwicklung vor einer weiteren Entfremdung in der Beziehung zwischen den Fans, die die soziale und kulturelle Verwurzelung des Fußballs bewahren wollen, und den Vereinen, die den Sport im Zuge der fortschreitenden Kommerzialisierung immer mehr zum Event machen.

Meldeauflagen und Stadionverbote als Lösung?

Die Konfliktspirale scheint sich unaufhaltsam zu drehen. Und mittendrin ist die Polizei, die neben den Securitys in den Stadien für die Sicherheit rund um Fußballspiele sorgen und mögliche Straftaten aufklären muss. Die GdP fordert deshalb, bekannte Gewalttäter von den Spielen fernzuhalten – mit Meldeauflagen und Stadionverboten.

Fanvertreter warnen unterdessen davor, alle Anhänger in Sippenhaft zu nehmen und Stadionverbote angesichts der Forderungen der Polizei willkürlich zu verteilen.

In Baden-Württemberg ist die Lage im Vergleich zu anderen Bundesländern eher harmlos. Die Fans der Bundesligisten aus dem Land, SC Freiburg und 1899 Hoffenheim, gelten als weitestgehend friedlich. In der zweiten Liga wird es angesichts der zahlreichen Traditionsvereine in dieser Saison schon erheblich kniffliger. Unter anderem steht das Derby der Erzrivalen VfB Stuttgart und Karlsruher SC bevor. Auch Gastspiele von Dynamo Dresden, 1. FC Nürnberg, Eintracht Braunschweig und 1. FC Kaiserslautern ziehen – je nach Gegner – immer wieder problematische Klientel an.