Baustopp am Pleite-Turm: Seit über einem Jahr steht die Ampel beim Gewa-Tower in Fellbach auf Rot. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Er sollte der höchste Wohnturm Baden-Württembergs werden. Nun droht dem Gewa-Tower in Fellbach das Schicksal einer Bauruine. Eine Liste mit erheblichen Mängeln ist aufgetaucht.

Stuttgart - Der Gewa-Tower, der einer der höchsten Wohntürme Deutschlands werden sollte, entwickelt sich für die Stadt Fellbach (Rems-Murr-Kreis) zum Desaster. Nach Informationen der „Stuttgarter Nachrichten“ hat der Bau erhebliche Mängel. Ein Kaufinteressent ist deshalb abgesprungen.

Ursprünglich sollte der 107 Meter hohe Wohnturm mit 66 Wohnungen Ende 2016 fertig werden. Der Bauherr musste aber im November 2016 Insolvenz anmelden. Rund 150 Geldgeber, die ingesamt 35 Millionen Euro investierten, bangen seitdem um ihr Geld. Hinzu kommen 43 Wohnungskäufer, die bereits bis zu 70 Prozent des Kaufpreises bezahlt haben.

„Das ist ein Sozialbau“

Seit wenigen Tagen kursiert eine Liste der Baufirma mit 58 Baumängeln, die zum Teil irreparabel und sicherheitsrelevant seien, wie es heißt. Die Rede ist von mangelhaftem Brandschutz, von zu kleinen Badezimmern sowie von Fenstern, die wegen Hitzestau zu zerbersten drohen. „Das ist kein Luxus-Wohnturm, das ist ein Sozialbau“, so ein Insider. Sollten die Wohnungen anders als beworben gebaut worden sein, wäre das Betrug. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart beobachtet bereits den Fall. Der Bauherr weist die Vorwürfe allerdings zurück. Die Verantwortung für den schlüsselfertigen Bau habe bei der zuständigen Baufirma gelegen, sagte er am Freitag. Die Mängelliste kenne er gar nicht.

Stadt weist Schuld von sich

Die Sprecherin von Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bestätigte, dass der Stadt die neuen Vorwürfe seit Beginn der Woche bekannt seien. Man könne diese aber nicht überprüfen. Bei sich selbst sieht die Stadt in jedem Fall keine Schuld. „Die ständige Kontrolle der Bauausführungen, die nicht die Statik oder baurechtlich relevante Bereiche betreffen, liegt ausschließlich beim Bauträger“, so die Sprecherin der Stadt.

Der vorläufige Insolvenzverwalter, Ilkin Bananyarli , zeigte sich am Freitag trotz allem zuversichtlich, doch noch einen Investor zu finden, der den Wohnturm fertig baut. Es gebe noch ein konkretes Angebot sowie weitere Interessentenanfragen, teilte er mit.