Ihre Arbeiten sind grundverschieden, die Stimmung im gemeinsamen Atelier harmonisch: Katja Fezer-Eifert, Heidi Sand und Valérie Danielski (von links). Foto: Sabine Schwieder

Einst wurde in dem Gebäude an der Epplestraße 11 Teig auf Bleche verteilt. Jetzt kommt hier Farbe auf Leinwand: Die Künstlerinnen Katja Fezer-Eifert, Heidi Sand und Valérie Danielski laden ins „Atelier Backhaus“.

Degerloch - Es mag ein Grund zur Klage sein, dass in den meisten Bäckereien nur noch Aufgebackenes angeboten wird. Für die Künstlerinnen Katja Fezer-Eifert, Heidi Sand und Valérie Danielski ist es ein Glücksfall. Aus ihrem bisherigen Domizil im alten Postgebäude in Möhringen vertrieben, haben sich die drei in einer ehemaligen Backstube niedergelassen. Jetzt mischt sich der Duft von Farben mit dem der Brezeln aus der benachbarten Bäckerei. Am Samstag, 11. Juni, gewährt das Trio von 10 bis 14 Uhr einen Einblick in das „Atelier Backstube“, Epplestraße 11.

Katja Fezer-Eifert ist figürlich zu brav

Katja Fezer-Eifert, 1963 in Tuttlingen geboren und in Stuttgart aufgewachsen, absolvierte zunächst ein Wirtschaftsstudium. Vom figürlichen Malen, das sie damals gelernt hat, wechselte sie schnell zum Abstrahieren mit Acryl-Mischfarben. „Figürlich war mir zu brav. Und ich liebe es, wenn die Farben im Kontrast miteinander stehen“, sagt sie.

Ihre Motive entnimmt Fezer-Eifert dennoch gerne der Natur: Himmel, glitzerndes Meer, Sonnenstrahlen oder Eiskristalle, Licht und Schatten. Beim Malen hört sie Opern von Verdi oder Wagner. „Am liebsten ganz laut“, sagt sie – und die Atelierkolleginnen haben nichts dagegen. Ein immer wiederkehrendes Motiv sind Kreise und Punkte in allen möglichen Größen und Farben. Ein Zitat aus dem Roman „Agnes“ von Peter Stamm könnte ihr Motto sein: „Glück malt man mit Punkten.“

Valérie Danielski mag es figurativ

Zweite im Bund der Freundinnen ist Valérie Danielski. Die gebürtige Französin lebt seit acht Jahren in Stuttgart und arbeitet – noch – bei einem Radiosender in Luxemburg. Die Aquarellmalerei sah sie lange Zeit eher als Hobby an; demnächst möchte sie beruflich eine „Kunstpause“ einlegen. Über gemeinsame Freunde lernte sie die beiden anderen kennen – alle drei sind in Sonnenberg zu Hause – und freute sich über deren Angebot, im Möhringer Atelier „Bunt gestreift“ mitzumachen. „Ich suche noch nach meinem Stil“, sagt die zierliche Malerin, die gerne figurativ und mit leuchtenden Farben malt. „Ich brauche einen Baum, eine Blume, ein Tier oder einen Menschen zum Arbeiten.“

Heidi Sand verwendet Epoxidharz

Ganz andere Wege geht die 1966 in Stuttgart geborene Bildhauerin Heidi Sand. Ihre bevorzugten Materialien sind Epoxidharz, Gips, Beton und Papier. Als sie – zunächst aus Kostengründen – begann, Skulpturen aus mit Bronzepulver gemischtem Epoxidharz zu gießen, entdeckte sie ihre Vorliebe für diesen Kunststoff.

Ihre überschlanken Figuren wirken filigran und doch durch den Bronzecharakter stark. Diese Kraft ist auch Heidi Sand eigen, die offen über eine 2010 diagnostizierte Krebserkrankung spricht. Noch während der Zeit der Chemotherapie beschloss die begeisterte Bergsteigerin nämlich, den Mount Everest zu erklimmen. 2012 erreichte sie ihr Ziel, und von da an folgte ein Achttausender nach dem anderen. Bei der Bildhauerei sei es ähnlich wie am Berg: „Geht es nicht weiter, hilft es, den Blick nach rechts oder nach links zu wenden. Hier wie dort kommt es auf ein Quäntchen Glück an“, erläutert sie.

Heidi Sands Skulpturen nehmen meist Bezug auf das Klettern: tibetische Mädchen, der Sagarmatha (wie die Nepalesen den Mount Everest nennen) als schlanke Frauenfigur, der Makalu, den sie als erste deutsche Frau bestiegen hat. Ihre neueste Skulptur hat sie „Sehnsucht“ genannt. Warum? Weil sie zwei Jahre lang nicht auf dem Everest war. Nun, sie hat in der Zwischenzeit „nur“ die Eiger-Nordwand bestiegen. „Das ist mehr als ein Spaziergang“, gibt die Extrembergsteigerin lächelnd zu.