Volker Schwarz liest bei der Get Shorties-Lesebühne seine Geschichte „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“ Foto: Nina Ayerle

Mit der Get Shorties Lesebühne startet das Sommerprogramm im Lapidarium in die neue Saison. Sechs Autoren lesen dort ihre eigenen Kurzgeschichten, die amüsant, kurzweilig und manchmal makaber sind.

S-Süd - Im Kulturzentrum Merlin ist sie längst ein fester Termin mit treuem Stammpublikum. Seit zwölf Jahren ist die Get Shorties Lesebühne des unabhängigen Stuttgarter Maringo-Verlags von Ingo Klopfer einmal jährlich zu Gast im Stuttgarter Westen. Aber einmal im Jahr wechselt Get Shorties die Bühne und tritt im Lapidarium auf. In dem idyllischen, der Antike nachempfundenen Steingarten unterhalb der Karlshöhe eröffneten die Autoren um den Verlagschef Klopfer am Freitag die Sommersaison.

Ein bisschen tiefschürfend, aber mehr satirisch und bissig

„Wir schreiben Kurzgeschichten. Tiefschürfendes haben wir auch, aber nur ein bisschen. Wir schreiben für die Leser, satirisch, bissig und immer alltagsnah“, kündigt Klopfer vor der Lesung an. Auf Plastikstühlen, Holzbänken und auf den Steinstufen gruppieren sich die rund 250 Besucher bei sommerlichen Temperaturen um den Vorleser. Das ist Nicolai Klöppel, weil sich der eigentlich vorgesehene erste Autor etwas verspätet. Mit seiner Geschichte „Sündenbock“ zieht Klöppel die Zuhörer sofort in seinen Bann und muss gleich ab und zu lautes Lachen übertönen.

Wer am Anfang der Geschichte noch so naiv ist zu glauben, dass am Ende alles gut wird, ist bei Get Shorties fehl am Platz. Ein Happy End passt nicht ganz in die Vorstellungen der sechs Autoren. Da meint der Ich-Erzähler in „Sündenbock“ es gut mit seiner Oma, bei der eingebrochen wurde und gibt netterweise eine Anzeige in der Zeitung auf, dass sich der Einbrecher doch wenigstens bei seiner Großmutter entschuldige, um ihr den Glauben an die Menschheit wiederzugeben.

Natürlich meldet sich niemand, deshalb engagiert der Enkel seinen Kumpel Nobby. „Nach drei Bier hatte ich ihn soweit“, liest Köppel. Seinen Plan hält der Erzähler für großartig, gibt den Zuhörern aber vorab den Hinweis: „Wenn du willst, dass Gott lacht, dann erzähle ihm deine Pläne.“ So darf Nobby zwar mit der Oma Tee trinken und das Vaterunser beten, doch dann holt die Oma den Schürhaken raus und rächt sich grob an dem vermeintlichen Einbrecher.

Auch die Geschichte „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“ von Autor Volker Schwarz ist mit reichlich makaberem Humor gewürzt. Und fast immer sind die Ich-Erzähler der Kurzgeschichten ein wenig tragische Figuren, die gegen ihr Los im Alltag ankämpfen, aber oft auf tragikomische Art und Weise scheitern. Für das Publikum ist das erheiternd und so vergeht die Zeit im Lapidarium wie im Nu – die Geschichten sind unterhaltsam und kurzweilig. Für die Musik sorgt in den Pausen zwischen den Lesungen Noel Wirzius.

Einige Geschichten erscheinen auch in einem Sammelband

2001 gründete Ingo Klopfer die Get Shorties Lesebühne in Stuttgart im Kulturzentrum Merlin– seither ist das Konzept mit festem Autorenkreis ein Erfolg. Mit seinen Nachwuchsautoren tourt Klopfer mehrmals im Jahr durch die Region. Inzwischen gibt es die Geschichten, die bei den Lesern am Besten ankamen, auch in Buchform, veröffentlicht im Maringo-Verlag.

Eigentlich sieht Klopfer die Get Shorties-Lesebühne gerne in Kneipen. „Es ist eben Subkultur“, sagt er. Doch den Schauplatz wechseln, schade nicht. „Unser letzter Schrei sind die Saunalesungen“, erzählt er. Im November findet die nächste derartige Lesung in Ludwigsburg statt. Dann gibt es statt Idylle eine Lesung vor 30 Nackten. „Das wird sicher witzig“, sagt Klopfer.