Die Augengrippe (medizinisch: Adenovirus-Konjunktivitis) ist eine Viruserkrankung der Binde- und Hornhaut des Auges. Foto: Marco Mayer - Wikimedia Commons

Hochansteckende Viren sind die Ursache für die sogenannte Augengrippe – einer Art Bindehautentzündung.

Stuttgart - Innerhalb weniger Stunden entzündet sich das Auge. Erst wird es rot, dann juckt und brennt es. Schließlich schmerzt es bei jedem Blinzeln. Es fühlt sich in etwa so an, als würde die ganze Zeit ein Sandkorn zwischen dem Lid und dem Auge scheuern. Häufig schwillt das Lid stark an. Mit diesen Symptomen reagiert das Auge auf die Viren. Bei der Augengrippe handelt es sich um eine durch hochansteckende Adenoviren ausgelöste Infektion des Auges. In Baden-Württemberg wurden in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 150 und 200 Fällen von Adenovirus-Konjunktivitis – so der medizinische Name für die Augengrippe – gemeldet.

Obwohl es sich um eine meldepflichtige Krankheit handelt, geht man beim Gesundheitsamt von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Augengrippe lässt sich meist eindeutig diagnostizieren – auch ohne Abstrich im Auge und Labornachweis. Da der „tiefe Bindehautabstrich“ mit einem Wattestäbchen bei den Betroffenen oft als sehr unangenehm empfunden wird, verzichten die Ärzte häufig darauf, so die Sprecherin des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart.

Die tatsächliche Anzahl der Erkrankungen sei auch nicht entscheidend: „Die Aufgabe der Überwachung von Adenovirus-Konjunktivitis ist nicht die vollständige Erfassung aller Fälle.“ Vielmehr gehe es darum, Trends wie zum Beispiel bestimmte Altersgruppen oder Jahreszeiten zu erkennen. Vor allem bei akuten Ausbrüchen sollte eine schnelle Abklärung und Meldung der Augengrippe erfolgen, um rasch eine Infektionsprävention einleiten zu können.

Nicht in den Augen reiben

Die durch Adenoviren ausgelöste Entzündung gilt als hochansteckend und entwickelt sich häufig aus einem grippalen Infekt heraus. Übertragen wird sie so: Reiben die Erkrankten sich die Augen und geben danach anderen die Hand oder fassen Türklinken, Telefonhörer, Computertastaturen oder Haltegriffe in Bussen und Bahnen an, dann können die Viren leicht übertragen werden. Die Adenoviren gelten als extrem widerstandsfähig und können sich über Wochen auf Gegenständen halten.

Viel lässt sich gegen eine bereits bestehende Infektion nicht unternehmen. Die Symptome können durch spezielle Augentropfen und kühlende Umschläge gelindert werden. Betroffene sollten möglichst bald zum Augenarzt gehen, der unter Umständen ein Antibiotikum verordnen kann. Dieses wirkt zwar nicht gegen die Viren, kann aber eine zusätzliche bakterielle Infektion schnell eindämmen.

Entscheidend ist die Hygiene und Infektionsprävention, wodurch das Risiko der Verbreitung minimiert werden kann. Dazu zählt neben regelmäßigem und gründlichem Händewaschen auch die Desinfektion der Hände. Im häuslichen Umfeld sollte jeder seine eigenen Handtücher, Waschlappen und andere Hygieneartikel nutzen. Es empfiehlt sich außerdem, Türgriffe oder andere gemeinsam genutzte Klinken, Telefone oder Ähnliches regelmäßig zu desinfizieren. Jeglicher Hand-Augen-Kontakt sollte vermieden werden.

Nach zwei bis vier Wochen ausgeheilt

In der Regel klingt eine Augengrippe innerhalb von zwei bis vier Wochen ab. Wobei jedoch kleinere Hornhauttrübungen auch noch über längere Zeit bestehen können. Fast immer kommt es zur vollständigen Ausheilung. Nur gelegentlich, so die Sprecherin des baden-württembergischen Gesundheitsamtes in Stuttgart, komme es als Spätfolge zu charakteristischen Hornhauttrübungen, sogenannten Nummuli, die das Sehvermögen dann auch langfristig beeinträchtigen könnten.

Während eine Augengrippe immer durch Adenoviren ausgelöst wird, kann eine Bindehautentzündung verschiedene Ursachen haben. Sie kann durch Bakterien oder durch Viren verursacht werden. Dann ist sie ebenfalls hochansteckend. Wird eine Bindehautentzündung hingegen durch Allergien oder äußere Reize ausgelöst, ist sie nicht ansteckend.