Ein 50-Jähriger hat gestanden, seine Wohnung in Nürtingen angezündet zu haben Foto: dpa

Ein 50-Jähriger hat vor Gericht gestanden, am 9. Januar 2015 seine Wohnung in Nürtingen absichtlich in Brand gesteckt zu haben. Danach versuchte er, sich umzubringen.

Nürtingen/Stuttgart - Der Angeklagte redet nicht drum herum, er beschönigt nichts und schildert die von ihm begangene Tat, ohne sich selbst zu schonen. Der Vorwurf, der ihm vor der 17. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart gemacht wird, wiegt allerdings schwer. Der 50-Jährige soll am 9. Januar gegen 12.40 Uhr seine Wohnung in Nürtingen absichtlich in Brand gesteckt haben. Diese brannte völlig aus, wodurch ein Schaden in Höhe von rund 150 000 Euro entstand.

Danach begab sich der 50-Jährige in das gegenüberliegende, von ihm geführte Bistro und versuchte, sich in der Frauentoilette das Leben zu nehmen, indem er eine Propangasflasche aufdrehte. Er wurde rechtzeitig gefunden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann psychisch krank ist und deshalb für die Allgemeinheit gefährlich sei. Deshalb soll er bis auf weiteres in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden.

Das Drei-Zimmer-Apartment, in dem der 50-Jährige mit seiner Verlobten lebte, befindet sich in einem Gebäude, das dem Fußballverein 09 Nürtingen gehört. Das Bistro gegenüber führte der Angeklagte wie eine Art Vereinsgaststätte: „Wenn der Fußball Pause hatte, hatte ich auch Pause.“

Vor Gericht schildert der Mann, in welch verzweifelter Lage er sich an jenem Freitag befunden habe. Wegen seiner Depressionen und seiner Alkoholsucht, die ihn schon seit seinem 26. Lebensjahr belasten, verlor er völlig die Kontrolle. Am Abend zuvor habe er sich heftig mit seiner Lebensgefährtin gestritten, was Wahnvorstellungen und Panikattacken zur Folge hatte. Dann habe er sich vorgestellt, von ihr belogen und betrogen zu werden, er habe sich verfolgt gefühlt, habe nicht mehr schlafen können und jede Menge Alkohol getrunken. Als er sich bei ihr an jenem Freitagmorgen entschuldigen wollte, habe sie ihn ignoriert: „Da wusste ich, der Tag X ist gekommen.“ Der kleinste Raum im Bistro sei die Frauentoilette gewesen. Diesen habe er sorgfältig abgedichtet, auf dass kein Gas entweichen kann.

Doch zuvor sei er in die Wohnung gegangen und habe Benzin in allen Zimmern verschüttet. „Mir kam der Gedanke, alles zu zerstören. Ansonsten hätte sie nach meinem Tod das schönste Leben.“

Auch diese abstrusen Vorstellungen seien aufgrund seiner psychischen Erkrankung entstanden. Die aus der Psychose und der Alkoholsucht resultierenden Probleme habe er stets verstecken wollen – vor seiner Verlobten, vor den Fußballern. Er sei auch schon mit Psychopharmaka behandelt worden, was sich aber nicht mit seinem Bier-, Wein- und Schnapskonsum vertragen habe.

Dass er neben seinem Beruf in der Metallbranche immer wieder Kneipen geführt hat, habe ihn nur noch tiefer ins Dilemma gestürzt: „Ich war am Schluss mein bester Gast.“ In der psychiatrischen Klinik, in der er zurzeit untergebracht ist, gehe es ihm „super“. Die Verhandlung wird fortgesetzt.