Ilse Bock mag Bäume, Sully erst recht. Foto: Chris Lederer

An Sully kommt erstmal keiner vorbei. Sully ist Türsteher an der Korntaler Straße 100. Er ist nicht groß, aber wachsam. Wer vor dem Hoftor steht und hinein möchte, wird kritisch beäugt, beschnüffelt und verbellt. Dann weiß Sullys Frauchen: Besuch ist da.

Stammheim - An Sully kommt erstmal keiner vorbei. Sully ist Türsteher an der Korntaler Straße 100. Er ist nicht groß, aber wachsam. Wer vor dem Hoftor steht und hinein möchte, wird kritisch beäugt, beschnüffelt und verbellt. Dann weiß Sullys Frauchen: Besuch ist da. Seit 1961 wohnt Ilse Bock an der Korntaler Straße 100. „Als wir damals eingezogen sind, gab es links und rechts von uns kein einziges Haus – nur Äcker und Wiesen.“ Erst ein paar hundert Meter weiter oben habe sich eine Gärtnerei befunden, deren Namen hat sie vergessen. „Ein Stück weiter unten war dann die Gärtnerei Bubeck und in Richtung Süden noch die Gärtnerei Fritz.“ Drei Gärtnereien, Wiesen und Äcker – mehr nicht. „Die Straße war viel enger, Autos sind kaum gefahren. Dafür gab es Rehe, Hasen und Rebhühner.“ Erst als in den 1980er Jahren das Neubaugebiet Stammheim-Süd aufgesiedelt wurde, habe sich das geändert: „Dann war’s aus mit der Ruhe“, sagt die 77-Jährige.

An den Geräuschpegel hat sie sich gewöhnt. „Wenn es zu ruhig ist, kann ich nicht schlafen.“ Ihrem Nachbar gehe es da anders. „Dem bellt der Hund zu laut.“ Das sei schon bei Sullys Vorgänger Prinz, einem Schäferhund, so gewesen. Die Sache ging bis vor Gericht. „30 Minuten am Tag darf er bellen. Entweder dreimal zehn Minuten am Stück oder häppchenweise verteilt über den Tag“, erklärt sie. Bei Sullys Vorgänger habe sie das Bellen mit der Uhr gestoppt. „17 Minuten – das war seine Höchstleistung.“ An die komme Sully nicht ran. Knifflig sei es, die Mittagsruhe zwischen 12 und 15 Uhr beziehungsweise Abendruhe von 19 Uhr an einzuhalten. „Ich sage ihm manchmal: Freund, jetzt ist 19 Uhr!“

Eine schöne Gegend für einen Hund

Mal abgesehen vom Bellen in Portionen sei die Korntaler Straße für einen Hund eine schöne Gegend, sagt Ilse Bock. Erst recht bei Hausnummer 100. „Hier hat er den ganzen Garten für sich.“ Auf ihren Garten ist die gelernte Schneiderin stolz. Etwa ein halbes Dutzend Mal hat sie einen ersten Preis beim Blumenschmuck-Wettbewerb der Stadt Stuttgart gewonnen.

Auch das Grün vor der Tür weiß Ilse Bock zu schätzen. Besonders gefällt ihr die Platanen-Allee an der Korntaler Straße. Das muss auch Sully, der achtjährige Terrier-Entlebucher-Mischling, akzeptieren. „Da wird nicht hingepinkelt!“, erklärt Ilse Bock: „Für zwei der Bäume habe ich die Patenschaft übernommen.“ Seit mehr als zehn Jahren kümmert sie sich darum, dass es den Bäumen gut geht. „Ich entferne Unrat, kehre die Blätter zusammen und gieße auch mal, wenn es besonders trocken ist.“ Einmal habe sie beim Gartenamt angerufen, weil die Bäume im Frühjahr Blätter ließen. „Da hieß es nur: kein Problem, der Baum hat ja noch genug.“

Ohne die Platanen könnte sie sich die Korntaler Straße nicht mehr vorstellen. „Die gehören dazu. Mich über das viele Laub aufregen? Das wäre doch Quatsch! Ich freue mich lieber über die Natur, die Vögel und im Sommer über den Schatten!“