Nach dem Gottesdienst haben der Landesbischof Frank Otfried July und die Pfarrerinnen Jessika Dannenmann und Margrit Schmid etwas Zeit zum Plaudern. Foto: factum/Bach

Vor 50 Jahren wurde die Gerlinger Matthäuskirche eingeweiht. Zum Jubiläum am Sonntag kam auch der württembergische Landesbischof Frank Otfried July.

Gerlingen - Ein halbes Jahrhundert steht sie nun in der Gerlinger Waldsiedlung: die Matthäuskirche. Am Samstag jährte sich ihre Einweihung zum 50. Mal, einen Tag später feierte die evangelische Kirchengemeinde den Geburtstag mit einem Gottesdienst samt Fest. Mit dabei waren viele, die die Anfangszeit des Gotteshauses noch selbst erlebt haben – und Prominenz in der Person des württembergischen Landesbischofs Frank Otfried July.

Am Sonntagmorgen, kurz vor zehn, war das Gedränge in der kleinen Kirche groß. Die umliegenden Straßen waren mit parkenden Autos zugestellt. In der Kirche selbst stauten sich die Besucher im Eingangsbereich. Hocker am Rand und provisorische Sitzplätze auf der Fensterbank sorgten dafür, dass doch noch fast alle Kirchgänger einen Platz fanden. Nur eine Handvoll Besucher folgten notgedrungen dem Rat der Verantwortlichen, der Übertragung draußen auf dem Dietrich-Bonhoeffer-Platz zuzuhören. Dort waren Sitzbänke aufgebaut, weiße Bierzelte boten Schutz vor der Sonne.Das Stuttgarter Bach-Collegium unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann eröffnete den Gottesdienst. Die Predigt zum Geburtstag hielt dann nicht die Pfarrerin Margrit Schmid, sondern der Landesbischof. July sprach Veränderungen innerhalb der Kirche an und äußerte trotz schwindender Mitgliederzahlen die Hoffnung, dass die Menschen auch und gerade in schwierigen Zeiten den Zugang zur Kirche fänden. July verbindet mit der Matthäuskirche auch persönlich viel – mit einigen Kollegen, die früher einmal hier gewirkt haben, sei er befreundet, erklärte der Bischof seinen Besuch beim Jubiläum.

Auch der Bürgermeister gratuliert

Zu den Gratulanten gehörte auch der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner, der selbst auf der Schillerhöhe wohnt. Er lobte die Kirchengemeinde als „kulturelles Zentrum“, aber auch für ihren Einsatz für Ältere und Kranke – schließlich habe die Gemeinde schon 1973 eine Krankenpflegestation errichtet, was damals keineswegs selbstverständlich gewesen sei.

Entstanden ist die Matthäuskirche in einer Zeit, in der die Gerlinger Bevölkerung sprunghaft anstieg – vor allem in der neu gegründeten Waldsiedlung. Den Wunsch nach einer eigenen Bleibe gab es schon 1947 – das Vorhaben am Waldrand scheiterte jedoch an der Finanzierung, nachdem das Geld durch die Währungsreform 1948 abgewertet worden war.

In den frühen 1950er Jahren fanden die Gläubigen der Gerlinger Schillerhöhe trotzdem eine Möglichkeit, Gottesdienste abzuhalten: Erst trafen sie sich in der Schlosskapelle Solitude, dann zogen sie in den Saal über der Post um. Bis im August 1964 der Grundstein für die Matthäuskirche gelegt werden konnte, drohte das Vorhaben noch einmal an der Finanzierung zu scheitern. Dass es die Matthäuskirche gibt, liegt auch an dem Engagement der damaligen Kirchengemeinde: Unter der Leitung des Pfarrers Christoph Planck sammelte sie mit diversen Aktionen 55 000 Mark, die bei der Finanzierung halfen.