Beim Gerberviertelfest ist diesmal die ganze Länge von Rotebühlplatz bis Paulinenbrücke bespielt worden – mit zahlreichen Ständen und Kinderprogramm. Foto: Ina Schäfer

Essen, Spiele und ein Blick in eine bewegte Vergangenheit: Das Gerberviertelfest in Stuttgart hat am Wochenende viele Besucher angezogen.

Stuttgart - Unter bunten Luftballons strömen am Samstagmittag zahlreiche Besucher die Tübinger Straße entlang. Das Gerberviertel hat sich zum Fest herausgeputzt, die Geschäfte haben Stände auf der Straße aufgebaut, verkaufen Essen, mixen Cocktails oder drehen am Glücksrad. Vor allem für Kinder ist einiges geboten. Der Skateverein The Step bietet kostenlose Skateboardkurse für Kinder an, vor dem Geschäft Globetrotter dürfen sich Mutige an einer drehbaren Kletterwand ausprobieren. Gleich nebenan führen Schienen von der Tübinger Straße in die Sophienstraße. Darauf fährt eine kleine Dampflok vom Verein „Spur 5 Freunde Stuttgart", die Bahn, auf der Kinder ein Stück durchs Viertel fahren dürfen. Die Bahn ist zum ersten Mal dabei und steht bei den kleinen Besuchern hoch im Kurs.

Das Gerberviertelfest ist am Freitagabend und am gesamten Samstag gefeiert worden, voll involviert war auch das Stadtkaufhaus Das Gerber. Ziel des Festes ist es, das Angebot des Quartiers zu präsentieren. „Wir zeigen hier, was das Viertel zu bieten hat. Wir versuchen das Fest jedes Jahr, Schritt für Schritt, weiterzuentwickeln“, sagt Hannes Wolf, Quartiersmanager des Gerberviertels. In diesem Jahr etwa sind gleich zwei Bühnen aufgebaut, eine vor dem Gerber und eine weitere an der Ecke Tübinger/Christophstraße vom Popbüro Region Stuttgart. Auf beiden Bühnen haben ausschließlich Künstler aus Stuttgart und Region gespielt. Etwa die beiden Rapper Jonesy und Marvin Baker sowie der Singer Songwriter Kilian Mohns.

Das Gerberviertel war ein rustikale Quartier

Das Wetter kommt den Organisatoren des Gerberviertelvereins an diesem Samstag zu Gute, die Besucher schlendern durch die Straßen, die Stände sind gut besucht. „Wir hätten fast gar nicht noch mehr Kapazität in unserem Viertel“, sagt Wolf und lacht. Die ganze Länge vom Rotebühlplatz bis zur Paulinenbrücke ist bespielt. „Wir haben uns immer entlang der Baumaßnahmen gehangelt. Diesmal haben wir die ganze Länge eingenommen“, so Wolf weiter.

Neu in diesem Jahr war außerdem eine Führung durch das Quartier, ein kostenloses Angebot von Andrea Nuding. Die Fotografin hat im vergangenen Jahr ein Buch veröffentlicht. Aus „Heusteig, Gerber, Bohnenviertel – Stuttgarts 14 Innenstadt-Quartiere“ sind inzwischen zahlreiche Führungen durch die Stadt entstanden. Einige haben sich um 14 Uhr am Weinstand eingefunden, um mehr über ihr Quartier zu erfahren. Nach einem „Gerberviertele“ geht es los, mit Neu-Stuttgartern und Alteingesessenen durch die Christophstraße. Nuding zeigt auf einem Plan, wo die Stadtmauer Stuttgarts einst verlief und wo der Nesenbach fließen würde, wäre er oberirdisch. In einem Hinterhof kommt die Gruppe erneut zum Stehen. „Das Quartier war ein eher rustikales“, sagte Nuding und erzählt von seinen Ursprüngen als Heimat der Stuttgarter Gerber. Auch ein Schlachthof sei dort beheimatet gewesen. Sie zeigt auf ein Haus, das das letzte verbliebene Gerberhaus im Viertel sei. Die schmalen hölzernen Balkone zeugen von seiner Vergangenheit: „Dort wurde nicht entspannt, sondern die Häute zum Trocknen aufgehängt“, so Nuding. Dank der Führung wird beim Fest nicht nur die Gegenwart sondern auch die Vergangen präsentiert.