Gegen den 67 Meter hohen Allianz-Bau regt sich Widerstand. Foto: Tilman Baur

Rund 40 Menschen haben in Stuttgart-Vaihingen gegen den geplanten Allianz-Neubau demonstriert. Der Versicherungskonzern plant dort eine 67 Meter hohe Verwaltungszentrale.

Vaihingen -

Susanne Retter ist schon früher da als die meisten anderen. Die Vaihingerin ist am Freitagnachmittag zusammen mit ihrem Mann Dietmar an den Vaihinger Schillerplatz gekommen, um gegen den geplanten Allianzbau an der Heßbrühlstraße zu demonstrieren. Das Versicherungsunternehmen plant dort eine 19-stöckige, 67 Meter hohe Verwaltungszentrale für 4000 Mitarbeiter. „Es ist eine Katastrophe, dass das Grundstück bebaut werden soll, denn damit baut man eine Frischluftschneise zu“, sagt Retter.

Doch das sei nicht der einzige Grund, warum das umstrittene Vorhaben dringend gestoppt werden müsse. „Der Verkehr bricht doch jetzt schon zusammen. Daimler kommt ja auch noch nach Vaihingen!“, so Retter. Nicht mal ein Verkehrskonzept gebe es. Fußball- und Tennisplätze müsste man dem Bau ebenfalls opfern, ergänzt Dietmar Retter. Was Susanne Retter zudem stutzig macht: sie hat gehört, dass die Allianz Stellen abbaue. Warum, fragt sie, brauche sie dann ein neues Gebäude?

Die Retters sind am Freitag nicht die einzigen gewesen, die ihre Bedenken bei der Demo gegen den geplanten Bau lautstark auf die Straße getragen haben. Unter dem Motto „Stoppt die Allianz-Pläne“ sind gut 40 Menschen vom Schillerplatz aus in Richtung Alte Kelter gezogen. „Verkehrskollaps schon jetzt – STOP!“, „Bebauungsplan – die Allianz schert’s nicht! Herr Oberbürgermeister, wo bleiben Ihre Grundsätze?“, war auf einigen Plakaten zu lesen. Die Demonstrationsteilnehmer skandierten Parolen wie „Lasst den Grünzug ganz – stoppt die Allianz!“.

Die Polizei sperrte die Straßen für kurze Zeit ab. Ein kleines Hupkonzert resultierte daraus, doch zogen die Parolen auch viele interessierte Blicke von Passanten und Ladenbesitzern auf sich. Zur Demo aufgerufen hatte das Bündnis „Vaihingen ökologisch sozial“ (VÖS). Mitveranstalterin Cornelia Greeve befürchtet einen Dominoeffekt, sollte der Bau tatsächlich kommen. „Im Flächennutzungsplan ist an der Stelle eine Grünfläche vorgesehen. Wenn der Plan nun einmal zugunsten eines Unternehmens geändert wird, warum sollten dann nicht auch andere Ansprüche anmelden?“

Kritik an den Allianz-Plänen kommt auch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dessen Kreisvorsitzender Christoph Link verlangt, dass sich eine Bauplanung nach den Verkehrsverhältnissen ausrichten müsse. In Vaihingen sei aber das Gegenteil der Fall: dort werde zuerst gebaut, und danach die Straßen umgeplant. Hinsichtlich der Ziele der Stadt – die Verringerung des Kfz-Verkehrs – und Klimavorgaben ein unsinniges Vorgehen.