Rainer Broch und Eva Letzgus stellen in dritter Generation Edelbrände und Liköre her. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Auf der Kulinart in Stuttgart hat sich am Wochenende alles rund um das Thema Genuss und kulinarische Trends gedreht. Wir haben uns die Stände einmal genauer angeschaut.

Stuttgart - Den Anstoß gab ein befreundeter Koch. „Ihr habt da einen Goldschatz, daraus müsst ihr etwas machen“, sagte dieser, als er zum ersten Mal die Salatsoße von Gabriele Claus gekostet hat. Die ist ziemlich geschichtsträchtig, kein Zufallstreffer, sondern das Originalrezept ihrer Großmutter Emilie aus den Zwanziger Jahren. Gabriele Claus und ihr Ehemann Helmut Claus sind schließlich dem Rat des Profis gefolgt und haben ein Geschäft aus dem Geheimrezept gemacht. Jetzt steht Helmut Claus, der eigentlich Fotograf ist, an seinem Stand auf der Kulinart und preist das gemeinsame Produkt an, das es seit zwölf Jahren als „Gabriellas Salatsauce“ zu kaufen gibt.

Auf derartige Geschichten stößt man nicht selten an diesen beiden Tagen der Genussmesse Kulinart Frühling, die am Wochenende zum siebten Mal stattgefunden hat. In der Phoenixhalle im Römerkastell reihten sich die Stände von Kaffeeröstereien, Wellnesshotels, Brauereien, Smoothieherstellern, Feinkostgeschäften und Chocolatiers dicht aneinander. Aus Stuttgart und der Region, aus ganz Deutschland und sogar aus Spanien und Frankreich sind die Aussteller angereist. Ziemlich gut lassen sich auf der Kulinart aktuelle Trends ablesen: Smoothies werden angeboten, Koch- und Snackboxen wie die von Hello Fresh aus Berlin oder Foodist aus Hamburg, langsam gerösteter Kaffee von Guggenheimer Coffee oder das Craft Beer Brunette und Blondine von einer Privatbrauerei am Chiemsee.

Regionale Klassiker und neue Trends

Zu finden sind aber auch regionale Klassiker wie württemberger Weine etwa von der Weinmanufaktur Untertürkheim. Außerdem Familienbetriebe aus der Region wie die Brennerei Broch aus der Nähe von Tübingen. In dritter Generation werden dort Edelbrände und Liköre hergestellt. 2009 hat Rainer Broch das Familienunternehmen übernommen, die Traditionen beibehalten, aber auch Neues ausprobiert. Zu sehen unter anderem am Swabian Dry Gin, der seit zwei Jahren gebrannt wird. Die Philosophie? „Alles ist sortenrein, ohne Zusatz von Aromen“, sagt Rainer Broch. An seinem Stand dürfen die Besucher einige seiner Erzeugnisse probieren.

Ein Familienunternehmen ist auch Papagallos Olivenöl, nur ein paar Meter weiter. Dort steht Nikos Gallos und seine Lebensgefährtin Stephanie Schubert. Gallos ist im griechischen Kalamata geboren und lebt seit knapp zwanzig Jahren in Hessen. Seine Familie in Griechenland besitzt seit Generationen mehrere Hektar Olivenbäume auf dem Peloponnes, rein biologisch bewirtschaftet und auf traditionelle Weise, in Handarbeit geerntet – doch bis vor drei Jahren ganz ohne Vermarktung. Heute ist das anders: Gallos und Schubert haben eine kleine Manufaktur gegründet, füllen seitdem vor Ort das familieneigene Öl in Flaschen und vertreiben das Produkt in Deutschland. Inzwischen ist Gallos ganze griechische Familie eingestiegen. „Wir möchten zum einen natürlich gutes Olivenöl verkaufen, aber auch meine Familie in der Krise unterstützen“, sagt Gallos.

Stuttgart ist auf der Kulinart vor allem in Form kleiner Feinkostläden vertreten wie American Heritage aus dem Gerber, La Fattoria mit italienischen Spezialitäten und Le Moulin, die seit kurzem nachhaltige Bio-Feinkost im Westen verkaufen.