Der neu gestaltete Hospitalplatz lockt Investoren ins Viertel. Foto: Sascha Maier

Nach dem plötzlichen Rauswurf kann der Verein jetzt doch immerhin im Quartier bleiben.

Stuttgart - Der Schock saß tief: Nachdem das Forum Hospitalviertel das Quartier für die Verschönerung und Aufwertung des Quartiers gesorgt hatte, kaufte ein Investor die Räumlichkeiten des Vereins – und kündigte den Mietvertrag. Somit wurden die Stadtentwickler in gewisser Weise Opfer ihres eigenen Wirkens, des Gentrifizierungseffekts. Doch jetzt haben sie eine neue Bleibe gefunden: Ende Mai zieht das Forum Hospitalviertel, das bislang in der Fritz-Elsass-Straße saß, in die Räumlichkeiten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon in die Hospitalstraße ein. Gleichzeitig zieht der Verein Lehren aus dem Rausschmiss – und will künstlich bei der Quartiersentwicklung noch mehr Wert auf soziale Aspekte legen.

Auch dazu passe der neue Vermieter. „Curacon arbeitet viel im gemeinnützigen Bereich“, sagt Klaus Böhringer, Vorstandsmitglied des Forums Hospitalviertel, „wir sind sehr froh darüber, dass wir eine neue Bleibe gefunden haben.“

Größer als die alten Räume

Die ist sogar größer als die alte und bietet Platz für einen weiteren Arbeitsplatz. „Außerdem befinden sich weitere Räume drum herum, die wir bei Bedarf zusätzlich anmieten können“, sagt Böhringer. Für Vorträge, Veranstaltungen, Sitzungen.

Einziger Wermutstropfen: Anders als die alten Räumlichkeiten in der Fritz-Elsass-Straße, die sich im Erdgeschoss befanden, sind die neuen Räume im 1. Stock. „Dadurch sind wir nicht mehr ganz so fußläufig für die Bürger im Viertel erreichbar“, sagt Klaus Böhringer.

Galerie hat weniger Glück

Jemand, der nicht so viel Glück hatte wie das Forum Hospitalviertel, ist Stefan Zimmermann von der Galerie Z in der Firnhaberstraße. Innerhalb von zwei Jahren wechselte der Hausbesitzer drei Mal. Der letzte kündigte dem Galeristen auf den 1. April – kein Scherz. Am 29. März gibt es noch ein Abschiedsfest. Zimmermann hat trotz intensiver Suche bis heute noch keine geeigneten neuen Räume gefunden.

„Es ist in der Innenstadt leider überall so, dass es einfach nichts gibt, was für eine Kunstgalerie im jungen Kunstbereich bezahlbar wäre“, sagt Stephan Zimmermann. Aus der Innenstadt raus will er nicht: „Kulturelle Treffpunkte wie unserer sind für Stuttgart wichtig.“ Wenn die Suche weiter so ergebnislos verläuft, denke er darüber nach, seine Garage umzuwidmen.

Alle wollen Rendite machen

Seitdem sich das Hospitalviertel von einem Hinterhof in der City durch die Neugestaltung des Hospitalplatzes vor der Hospitalkirche zu einem Boulevard gewandelt hat, reißen sich Investoren um die Immobilen dort. Laut Branchenexperten gibt es auf dem Immobilienmarkt nicht mal mehr ein einziges Gebäude im Viertel, das zum Verkauf steht. Offenbar wollen jetzt alle erst mal ihre Rendite machen.

Was nicht heißt, dass auch alle verkauft haben: Der Gebäudekomplex der Evangelischen Gesellschaft (Eva) Stuttgart an der Büchsenstraße etwa blieb hartnäckig: Obwohl ein Investor dafür eine Summe geboten haben soll, mit der sich anderswo doppelt große Flächen erwerben lassen würden: „Wir haben abgelehnt, weil wir einen großen Standort zentral in der City für unverzichtbar halten“, sagte Peter Meyer, Leiter der Stadtmission, dazu.

Leuschner Platz als nächstes dran

Nachdem das Forum Hospitalviertel nun selbst erfahren musste, dass nicht alle Hauseigentümer so denken, ist die soziale Entwicklung des Quartiers auf der Agenda des Vereins ganz oben. Das hat er in seiner jüngsten Sitzung festgeschrieben.

„Wir können privaten Eigentümern und Investoren natürlich nicht verbieten, Immobiliengeschäfte zu tätigen“, sagt Vereinsvorstand Klaus Böhringer, „aber wir können an sie appellieren, an einer gesunden Entwicklung mitzuwirken.“ Also soll die Kommunikation verbessert werden.

Ob das funktioniert, könnte schon bald auf den Prüfstein kommen. Denn die nächsten städtebaulichen Verschönerungsprojekte des Forums sind bereits definiert: Es will Einfluss auf die Stadt nehmen, den Leuschner Platz und die Freifläche an der Ecke Büchsenstraße/Schloßstraße herauszuputzen. Außerdem will Böhringer den Verkehr im Viertel etwas beruhigen. Für die Immobilienpreise geht es dadurch wohl weiter nach oben. Die Frage ist, was die Investoren daraus machen.