Beim den regelmäßigen Treffen lernen Alte und Junge einander kennen, sie haben Spaß zusammen und entwickeln ein Gefühl für die Lebenslage des Gegenübers Foto: privat

Ein Projekt von Gerhardt-Gemeinde und Hasenbergschule in Stuttgart-West wagt den Brückenschlag zwischen Generationen. Eine Erfahrung die für beide Seiten viele neue An- und Einsichten bereit hält.

S-West - Die Senioren haben gestaunt, als sie das erste Mal die Hasenbergschule besuchten, wie ordentlich, schön und gepflegt innen alles ist. Die jugendlichen Gastgeber fühlten sich sehr geschmeichelt: „Normalerweise schämen sie sich eher, dass sie auf die Förderschule gehen. Aber an diesem Tag waren sie stolz auf ihre Schule“, berichtet Dorrit Brandstetter von der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde. Der Schulbesuch zählt zu den Sternstunden ihres Hasen-Projektes, bei dem Alt und Jung übereinander und voneinander lernen. Denn die Senioren hatten Gelegenheit, ihre Vorurteile über die „schwierigen Kinder“ in der Förderschule zu revidieren, und die Jugendlichen tankten etwas Selbstbewusstsein, als sie merkten, dass ihre Schule Eindruck macht.

Jüngst haben Brandstetter und ihre Kollegin Christina Michalak im Bezirksbeirat berichtet, wie sich das Projekt von Hasenbergschule und Paul-Gerhardt-Gemeinde, das seit Januar 2013 läuft, entwickelt hat und um weitere finanzielle Unterstützung geworben, auf dass man es dieses Jahr noch weiterführen kann.

Ein Projekt voller neuer An- und Einsichten

Der Grundgedanke ist, dass die benachteiligten Jugendlichen der Hasenbergschule und Senioren der unweit gelegenen Begegnungsstätte der Paul-Gerhardt-Gemeinde sich begegnen und gemeinsamen etwas unternehmen. „Sie lernen voneinander und entwickeln ein neues Bewusstsein für die Lebenssituation von jungen respektive alten Menschen und gewinnen einen neuen Blick auf ihren Stadtteil“, heißt es in der Projektbeschreibung. Man trifft sich in regelmäßigen Abständen an wechselnden Orten, um gemeinsam zu spielen, zu basteln, zu essen und sich miteinander zu unterhalten. Das Wunschziel lautet: „Berührungsängste und Vorurteile werden abgebaut und Gemeinsamkeiten festgestellt.“ Junge Menschen entwickelten möglicherweise nebenbei ein berufliches Interesse für die Pflege. Die alten Menschen indessen würden „zu Paten für junge Menschen in der biografischen Begleitung und beim Übergang zwischen Schule und Beruf“.

Bislang haben drei Schülergruppen jeweils mehrere Monate am Projekt teilgenommen und etwa 20 Senioren – die meisten von ihnen sind Frauen, einige von ihnen hochbetagt. Die Schüler im Alter zwischen 7 und 16 Jahren kamen nicht unvorbereitet zu den Treffen. In Trainingsstunden lernten sie etwa, wie sich das Alter mit seinen körperlichen Einschränkungen überhaupt fühlt. Das war auch nötig, erinnert sich Michalak. Auf die Frage, was sie denn gern mit den Senioren unternehmen wollten, antworteten die Jungen am Anfang noch: kicken natürlich! Auch ein paar Gemeinsamkeiten wurden zu Beginn des Projekts konstatiert: Auf dem Stadtplan zeichneten die Schüler und Senioren ihre Lieblingsorte im Westen ein. In beiden Gruppen rangierte der Platz vor dem Bürgerzentrum ganz oben.