Die Bildungsexpertin der Grünen im Landtag: Sandra Boser Foto: dpa

Kultusministerin Eisenmanns Plan ist, dass nur die Siebtklässler an Gymnasien ab dem Schuljahr 2017/18 Informatikunterricht erhalten sollen. Die Grünen wollen, dass es diesen auch an Gemeinschaftsschulen gibt, und würden im Gegenzug offenbar beim Thema Inklusion sparen.

Stuttgart - Es ist noch keinen Monat her, als Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ankündigte, den Informatikunterricht in Klasse sieben im kommenden Schuljahr nur an den Gymnasien einführen zu wollen. Gemeinschaftsschulen, Realschulen und Werkrealschulen im Südwesten gehen damit vorerst leer aus. Dem grünen Koalitionspartner passt das gar nicht.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sandra Boser, dringt darauf, dass auch die Siebtklässler an Gemeinschaftsschulen bereits im Schuljahr 2017/18 den sogenannten Aufbaukurs Informatik erhalten sollen. „Die dafür notwendigen 40 Deputate sollen aus den 160 Stellen für die Inklusion entnommen werden“, heißt es nun in einer E-Mail von ihr an das Kultusministerium, die unserer Zeitung vorliegt. Kurzum: Die Grünen wollen die Inklusion – eigentlich eine Herzensangelegenheit für die Öko-Partei – für Informatikunterricht an den Gemeinschaftsschulen opfern.

Mangel an Sonderpädagogen

Die Basis der Überlegungen sind offenbar fehlende Sonderpädagogen. Man habe bereits in diesem Jahr Probleme gehabt, „den Aufwuchs bei den Sonderpädagogen umzusetzen“, heißt es in Bosers Schreiben. Man gehe daher davon aus, dass dies auch im kommenden Jahr mit dem weiteren Aufwuchs von 160 Stellen kaum umsetzbar sei. Allerdings ist das Land verpflichtet, diese 160 Stellen für den Ausbau bei der Inklusion zu schaffen. So sieht es das Schulgesetz vor.

Auf welcher Grundlage Boser die Stellen umschichten würde, ist unklar. Eine Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion wollte deren Pläne nicht näher erläutern. Sie sagte lediglich: „Unser Ziel ist Informatikunterricht an allen Schularten.“ Den Weg dorthin werde man innerhalb der Koalition besprechen. Es werde aber „keine Abstriche zulasten anderer Projekte“ geben.

Kultusministerium schweigt

Ein Sprecher des Kultusministeriums wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung überhaupt nicht zum Thema äußern.

Das Konzept für den Ausbau des Informatikunterrichts an allen weiterführenden Schulen hatte Ex-Kultusminister Andreas Stoch (SPD) im Dezember 2015 vorgelegt. Demnach hätten alle Schüler ab dem Schuljahr 2017/18 den Aufbaukurs Informatik mit einer Stunde pro Woche in Klassenstufe sieben besuchen sollen. Seine Nachfolgerin bekannte sich zu dem Konzept. Um es konsequent umsetzen zu können, seien allerdings 180 Lehrerdeputate notwendig, sagte Eisenmann im Dezember. Im Zuge der Verhandlungen für den Haushalt 2017 habe sie jedoch nur 60 Stellen bekommen.