Im Steinenbronner Rathaus schließt die CDU mit fünf Sitzen zu den Freien Wählern auf. Foto: Thomas Krämer

Der Wahlsonntag offenbart auch Tücken des Wahlrechts: Ein Youngster darf aber nicht in den Gemeinderat einziehen, weil sein Vater noch mehr Stimmen hat.

Steinenbronn - Am Schönbuchrand ist der Wahlausgang mit einer Premiere gefeiert worden: Erstmals haben sich am Montagabend alle Kandidaten zur „Wahlparty“ im Bürgerhaus getroffen. Statt sich wie gewohnt partei- oder gruppenintern ins Wirtshaus oder Vereinszimmer zurückzuziehen, lautete das Motto: „Gemeinsam feiert sich’s besser“, wie es Gitta Obst (FWV) nannte. Ihr scheidender Ratskollege Albrecht Hofmann (OGL) hatte zuvor mit einem „ganz tollen Gefühl“ in die Runde geblickt: „Ihr seid alle gewählt worden“, sagte er. Aus den unterschiedlichen Ergebnissen leitete er eine klare Empfehlung ab: „Das nächste Mal wieder probieren“.

Der Wahl haben sich 51 Bürger gestellt. Knapp die Hälfte der 4709 wahlberechtigten Steinenbronner (49,46 Prozent) ist zu den Urnen gegangen. Vor fünf Jahren hatte die Wahlbeteiligung noch bei 53 Prozent gelegen. Nachdem fast 650 Briefwahlunterlagen (2009: 396) angefordert worden waren, hatte Wolfgang Bohn daraus die Hoffnung auf eine lebhaftere Wahlbeteiligung abgeleitet. Bei der Auszählung stellte der Hauptamtsleiter zudem eine erhöhte Fehlerquote fest: Die Zahl der ungültigen Stimmzettel beträgt 79 (3,39 Prozent) und ist doppelt so hoch wie 2009. Offenbar haben etliche Wähler schwungvoll drei Kreuzchen hinter fünf Namen gesetzt – das Gremium ist aber auf 14 Köpfe beschränkt.

Verschiebung zugunsten der CDU

Alle Gemeinderatsmitglieder, die erneut kandidiert haben, sind in ihrem Amt bestätigt worden. Die Stärke der vier Fraktionen verschiebt sich leicht zugunsten der CDU, die mit 9508 Stimmen die FWV (11 260 Stimmen) nicht ganz erreicht, dem Wahlrecht entsprechend aber einen Sitz hinzu gewinnen konnte und wie die FWV fünf Vertreter ins Gremium schickt. Jeweils zwei Plätze gehen an die Offene Grüne Liste (4755 Stimmen) und die SPD (4454). Mit einem Verlust von 5,5 Prozent musste sie einen Dämpfer hinnehmen, was der Ortsvereinsvorsitzende Manfred Kosbi auf die Neuformierung der Fraktion zurückführt: Zwei der ursprünglich drei Räte scheiden aus. Das verbliebene Ratsmitglied Dieter Menzel allerdings „kann mit dem Ergebnis leben“. An seine Seite gesellt sich Antje Lindemeyer. Sie ist Juristin und verpasste das Nachwahltreffen wegen eines Termins. Ebenfalls nicht dabei war Stefan Hauser, der mit 1278 „grünen“ Stimmen auf Anhieb die Tausendermarke knackte. Als DLRG-Trainer mochte er am Montagabend aber seine Schwimmriege nicht enttäuschen.

Die stärkste Gruppierung nach Anzahl der Stimmen ist und bleibt die FWV. Otto Elsäßer setzte sich mit 2030 Stimmen an die Spitze der Fraktion, gefolgt von Roland Kißling (1632) und Gitta Obst (1519). Sie freut sich besonders über weibliche Verstärkung durch Astrid Hagen, eine Jugendrichterin am Nürtinger Amtsgericht.

Altersdurchschnitt bei 50 Jahren

Das Durchschnittsalter der Gewählten lag bei exakt 50 Jahren. Gleichwohl durften sich die beiden Kandidaten-Youngsters über spürbaren Rückenwind freuen: Philipp Kosbi, 21 Jahre, erklomm Platz vier des SPD-Ergebnisses; für die CDU schaffte es der gleichaltrige Daniel Miller sogar auf Platz drei. Er wäre damit eigentlich gewähltes Ratsmitglied. Allerdings ist sein Vater nicht nur der seitherige CDU-Fraktionssprecher, sondern mit 2976 Stimmen auch unangefochtener Stimmenkönig, gefolgt von Frank Schweizer (1741).

Wolfgang und Daniel Miller gemeinsam am Ratstisch – diese Konstellation untersagt die Gemeindeordnung, was den Filius aber nicht ernsthaft ausbremsen wird: Im Ortsverband will er sich weiter mit frischen Ideen nicht nur für junge Leute einsetzen. An seiner Statt nimmt Hendrikje Ruck die Arbeit auf, die sie aus früheren Gemeinderatsjahren bereits kennt.