Nach der Albertville-Realschule wurde die Robert-Boehringer-Schule in den Containern am Wunnebad untergebracht. Foto: Stoppel/Archiv

Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hat erreicht, dass die Verwaltung trotz Planungsstopps nach Alternativen für die Robert-Boehringer-Schule sucht. Diese soll mit der Gemeinschaftsschule Schwaikheim verschmelzen.

Winnenden - Der Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung am Dienstag hat bereits zuvor für Furore in der Stadt gesorgt. Die Stadtverwaltung hatte beantragt, die mehr als zehn Jahre währenden Planungen für die Robert-Boehringer-Schule komplett einzustellen. Diese sollte eigentlich als Gemeinschaftsschule einen Neubau bekommen. Doch dieser ist finanziell für die Stadt nicht zu stemmen, jedenfalls nicht nach den derzeitigen Plänen. Mit 21,9 Millionen Euro, die dafür in die Finanzplanung der nächsten Jahre eingestellt werden müssten, wären die Haushalte der Stadt von 2020 an nicht genehmigungsfähig. In den vorgelegten Finanzplänen bis 2020 waren die Kosten für die Schule bereits nicht mehr vermerkt. Die Enttäuschung war mit Händen zu greifen, außer den Stadträten waren Lehrer, Eltern und einige Schüler der Schule anwesend.

Die Nachbargemeinde muss keinen Neubau erstellen

Der Gemeinderat stimmte dem Antrag schließlich zu, nachdem dieser, wie von der SPD beantragt, um einen Punkt erweitert worden war. Die Stadtverwaltung wird darin aufgefordert, weiter nach Alternativen zu suchen, die doch noch einen Neubau ermöglichen sollen. Große Hoffnungen scheinen jedoch nicht angebracht.

Die Stadtverwaltung wird laut dem Beschluss nun mit der Nachbargemeinde Schwaikheim Verhandlungen weitertreiben, um die dortige Gemeinschaftsschule und die Robert-Boehringer-Schule zusammenzulegen. Der Schwaikheimer Gemeinderat habe bereits einstimmig zugestimmt, sagte der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Allerdings muss auch in Schwaikheim gebaut werden. Jedoch handle es sich dort nicht um einen Neu- sondern um einen Anbau, so Holzwarth auf den Einwurf des FDP-Stadtrats Peter Friedrichsohn: „Was ist, wenn die Schwaikheimer den Bau auch nicht schaffen?“

In Winnenden wird seit mehr als zehn Jahren die Zukunft der Schule geplant. Diese war ursprünglich eine Hauptschule, die 2008 zur Werkrealschule wurde. Ein Jahr später, nach dem Amoklauf in der im Bildungszentrum II benachbarten Albertville-Realschule, wurden ihr Räume entzogen. Nach der Rückkehr der Albertville-Realschule in ihr Gebäude musste die Robert-Boehringer-Schule in die nun freigewordenen Container am Wunnebad ziehen, da in dem Gebäude nicht mehr genug Platz für sie war. „Das wird bis heute als Zumutung empfunden“, so der Erste Bürgermeister Norbert Sailer.

Das Raumprogramm hat den Preis in die Höhe getrieben

Die Schule habe bereits 2002 so unter Raumnot gelitten, dass über einen Neubau nachgedacht wurde. Schließlich habe man für die nun zur Gemeinschaftsschule gewordenen Robert-Boehringer-Schule auch den Bau einer Mensa vorgesehen. Die Kosten für einen Neubau wuchsen in dieser Zeit stetig an, zuletzt von 14 auf 21,9 Millionen Euro. Der Grund war das vom Land vorgeschriebene Raumprogramm. Dieses lasse keinen Spielraum zu, sagte der Bauamtsleiter Klaus Hägele. Man könne nur marginal Einsparungen an den bisherigen Plänen erzielen. „Wenn 22 Millionen nicht machbar sind, sind es 19 Millionen auch nicht“, so Hägele, der bereits die Kosten anderer Schulneubauten im Land herangezogen hatte, um Alternativen zu finden.

Insbesondere der SPD-Stadtrat und frühere Schulleiter des Lessing-Gymnasiums Hans-Dieter Baumgärtner kämpfte leidenschaftlich, aber schlussendlich vergeblich für den Erhalt der Gemeinschaftsschule in Winnenden. „Ist diese Entscheidung wirklich alternativlos?“