An der Stresemannstraße soll ein Wohnturm entstehen. Foto: Piechowski

Die Pläne für den 180 Meter hohen Trump-Tower sind Geschichte - Hochhäuser soll es dennoch geben.

Stuttgart - Es war einer der großen Flops in der Geschichte der Stuttgarter Bauprojekte und in Wolfgang Schusters Amtszeit als OB: Der 180 Meter hohe Trump-Tower blieb reines Luftschloss. Nun aber hat eine Mehrheit im Rathaus signalisiert, dass man sich just auf dem Pragsattel vier kleinere Hochhäuser wünscht.

Vergesslichkeit kann auch eine Gnade sein. Stuttgarts OB Wolfgang Schuster wäre vermutlich hocherfreut, wenn sich niemand mehr an die einstigen Pläne für einen 180 Meter hohen Trump-Tower in Stuttgart erinnern würde. Im Jahr 2002 verkämpfte sich das Stadtoberhaupt für dieses Projekt, das manche Beobachter schon damals für eine windige Sache hielten und das im Januar 2003 vom Gemeinderat gestoppt wurde. Der Trump-Tower habe "keine Vertrauensbasis in der Bevölkerung bekommen", sagte der damalige CDU-Fraktionschef Michael Föll. Die Betreiber des Projekts aus Berlin hatten ebenfalls viel Vertrauen verspielt.

An dem, was nach den politischen Aufräumungsarbeiten an Ideen übrig blieb, will die Mehrheit des längst neu gewählten Gemeinderats nun aber festhalten. Die vier Hochhäuser mit Größen von 70 bis 110 Metern, die man sich 2003 in einem städtebaulichen Rahmenplan zum Ziel setzte, seien nach wie vor anzustreben. So äußerten sich am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik mit der CDU und der SPD die zweit- und die drittgrößte Fraktion. Und auch die FDP und die Freien Wähler fühlen sich diesem Ziel noch verpflichtet. Dagegen haben die Grünen als stärkste Fraktion entschieden, dass sie die vier Hochhäuser im Gebiet City Prag eigentlich ablehnen und versuchen werden, den Rahmenplan entsprechend zu ändern.

Ein Hochhaus werde man allerdings doch mittragen, erklärte Peter Pätzold: den Wohnturm mit bis zu 23 Etagen, den die Stuttgarter Bülow AG samt einem sechsgeschossigen Büro- und Geschäftshaus bauen will. Wie die Dinge inzwischen liegen, müsse man dem Investor Planungssicherheit geben, sagte Pätzold. So beschloss der Ausschuss denn auch, dass der bereits ausgearbeitete Entwurf des passenden Bebauungsplans für Bülow öffentlich ausgelegt werden soll. Er betrifft ein 6400 Quadratmeter großes Grundstück zwischen der Mercedes-Benz-Bank und der Stresemannstraße, das die Stadt Bülow versprochen hat. Wenn in einigen Wochen der Bebauungsplan endgültig gebilligt wird, woran kaum Zweifel bestehen, darf Bülow bis zu 75 Meter hoch bauen und damit sogar fünf Meter mehr, als der Rahmenplan hier vorsieht. Auf zwei Grundstücken, auf denen allerdings seit der Insolvenz der Teppichhandlung Sabet Bankiers die Hand haben, könnten noch höhere Gebäude entstehen. Ebenso auf einem Gelände nördlich der Siemensstraße. Hier hatte sich die Porsche AG eingekauft, ehe sich ihre Lenker in Machtkämpfe mit den Herren über den Volkswagen-Konzern verstrickten. Inzwischen zeichnet sich ab, dass VW eine wenig aufstrebende Niederlassung bauen möchte. Die Stadträte aber wünschen sich hier weiterhin städtebauliche Größe.

Die Investoren aus dem VW-Konzern sollten nun eingeladen werden, ihre Vorstellungen zu erläutern, beantragte Philipp Hill (CDU), der das Hochhaus-Ensemble nach wie vor für "richtig und wichtig" hält. Ähnlich sieht es SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind, die von der Angst vor einem Wildwuchs umgetrieben wird: dass die Investoren in der City Prag aus wirtschaftlichen Gründen nur "Hochhausstumpen" bauen und die städtebauliche Konzeption zur Makulatur machen, sich andererseits aber auch nicht an bestehenden niedrigen Nachbargebäuden orientieren. "Wir müssen darauf achten, dass auf dem Porsche-Grundstück auch wirklich ein Hochhaus entsteht", meinte auch Joachim Fahrion (Freie Wähler). "Wenn Hochhäuser, dann aber vier", sagte Gangolf Stocker (SÖS).

Die Stadt möchte nun in Grundstücks- oder städtebaulichen Verträgen regeln, dass nur hoch oder passend zu den Nachbargebäuden gebaut wird - keine Gebäude mittlerer Größe. Zum Bau eines Hochhauses zwingen könne man Investoren schlecht, räumte Städtebaubürgermeister Matthias Hahn ein.