Anna Deparnay-Grunenberg beim Wahlkampf am Vaihinger Bahnhof. Foto: Kratz

Seit der Konstituierung des neuen Gemeinderats am 24. Juli ist Anna Deparnay-Grunenberg die Chefin der Grünen. Im Interview erzählt sie über Familie, Car2Go und ihrer Verbundenheit zu Vaihingen.

Vaihingen- - Bei der Klausursitzung der Grünen Ende Juni in Bad Teinach wurde Anna Deparnay-Grunenberg mit neun von 13 Stimmen neben Peter Pätzold an die Spitze der Öko-Partei in Stuttgart gewählt. Nun ist sie 100 Tage im Amt.
Warum sind Sie Grünen-Chefin geworden?
Weil ich das grüne Projekt spannend finde. Damit meine ich die ökologische Transformation unserer Gesellschaft. Wir leben in einer Zeit, in der den Menschen immer mehr bewusst wird, dass wir auf einem Planeten zusammenleben. Die Art und Weise, wie wir konsumieren, arbeiten und uns bewegen hat einen großen Impakt auf die ganze Welt. Darum müssen Politik und Wirtschaft nach neuen Wegen suchen. Als Stadträtin habe ich das Glück, dass ich bei diesem grünen Projekt mitwirken kann.
Sind sie zufrieden mit dem, was Sie bisher als Grünen-Chefin erreicht haben?
Ich bin von Natur aus zufrieden. Ich gebe mein Bestes, lerne viele spannende Menschen und Situationen kennen und treffe Entscheidungen.
Woher wissen Sie, welche Entscheidungen die richtigen sind?
Ich lese viel, analysiere, spreche mit Menschen, schließlich gehe ich intuitiv mit einem hoffentlich „guten“ Menschenverstand und meinen Idealen an die konkreten Themen ran und hoffe, dass es die richtigen Entscheidungen sind. Die langfristige Entwicklung ist aber natürlich immer eine Wette auf die Zukunft.
Was hat sich für Sie verändert, seitdem Sie Grünen-Chefin in Stuttgart sind?
Ich fühle mich mehr verantwortlich für alle Themen und alle Stadtbezirke. Vorher habe ich mich mehr um die Filder und mehr um meine originären Bereichen wie Wald, Streuobstwiese und Freifläche gekümmert. Jetzt geht es ums Ganze. Jetzt muss ich mich auch mit sozialen und wirtschaftlichen Themen auseinander setzen. Die Vorbereitung ist damit viel arbeitsintensiver. Aber wir haben ein gutes Team im Rathaus und viele Möglichkeiten, die Arbeit zu teilen und zu verteilen. Das ist vielleicht die neue Aufgabe: Man kann gar nicht mehr so viel selbst machen, sondern muss schauen, dass das Team mit Freude bei der Arbeit ist.
Sie haben drei Kinder und einen Mann. Haben Sie noch Zeit für Ihre Familie?
Diese Zeit gibt es definitiv immer und die muss man sich auch nehmen. Schließlich ist die Familie das, was einen erfüllt, was einem die Kraft für die tägliche Arbeit gibt. Man muss eine Balance finden zwischen Arbeit und Familie. Dazu muss man selektieren und delegieren. Schließlich geht es auch darum, mit frischen Ideen und Herzblut bei der Arbeit zu sein und sich nicht von den Mühlen der Termine zermahlen zu lassen. Noch stehe ich am Anfang meiner Aufgaben als Grünen-Chefin in Stuttgart, hoffentlich bleibe ich ganz beschwingt.
Apropos Aufgaben: welche Aufgaben müssen Ihrer Meinung nach auf den Fildern angegangen werden?
Da geht es mir vor allem darum, das Projekt Regionalbahnhalt in Vaihingen weiter voranzubringen.
Ist das nicht schon längst begraben?
Aus meiner Sicht ist das Ende der Veranstaltung noch nicht erreicht.
Und welche Themen sind sonst noch wichtig auf den Fildern?
Der Verkehr, also die Frage, wie komme ich von A nach B. Mit dem Projekt Car2Go, den Pedelecs und E-Bikes haben wir Fortschritte gemacht. Aber das vorhandene Angebot reicht insbesondere für die weiten Entfernungen auf den Fildern noch nicht aus. Der öffentliche Personennahverkehr muss weiter ausgebaut werden. Alles muss besser vernetzt werden und wir brauchen mehr Information darüber, wie es vernetzt ist. Außerdem geht es mir um die Belebung der kleinen Zentren und eine Verbesserung der Nahversorgung in den Stadtteilen.
Letzteres ist derzeit auch in Ihrem Stadtteil, dem Dachswald, ein großes Thema. Wie sieht denn da die aktuelle Situation aus?
Die Immobilie wird neu aufgestellt. Wir sind in gutem Kontakt mit dem Bauherren. Jetzt geht es darum, Wunsch und Wirklichkeit in eine rechtlich tragbare Form zu gießen. Alle sind dafür, dass es wieder einen Laden gibt, der Bauherr hat die Wichtigkeit für die Menschen vor Ort erkannt und arbeitet positiv mit. Jetzt müssen wir unsere Pläne noch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vereinbaren.
Haben Sie als Grünen-Chefin überhaupt noch Zeit, sich als Vaihinger Betreuungsstadträtin um Ihren Stadtbezirk zu kümmern?
Ja, das habe ich. Und ich bin gut vernetzt, was sehr hilfreich ist. Die Menschen kommen auf mich zu, wenn es Probleme gibt. Ich fühle mich nach wie vor so mit Vaihingen verbunden, dass ich es schwer vermitteln könnte, wenn jemand anders hier Betreuungsstadtrat wäre. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit.
Welche Schlagzeile wollen Sie in 100 Tagen in der Filder-Zeitung lesen?
„Neuer Laden im Dachswald ist auf einem guten Weg.“