Zur Feier des Tages bediente Pfarrer Dieter Kümmel die verdienten Gäste Foto: Müller-Baji

Am Samstag fand zum letzten Mal das Gemeindefrühstück im Johanneshof in Zuffenhausen statt. 37 Jahre lang kamen die Menschen zum gemeinsamen Essen zusammen, eine Tradition findet sein Ende.

Zuffenhausen - Wohl kaum eine Veranstaltungsreihe, die man heute aus der Taufe hebt, wird es noch im Jahr 2051 geben. Umso höher ist dem zuletzt 20-köpfigen Planungsteam sein Engagement in den vergangenen 37 Jahren anzurechnen. Jetzt kam die Runde zum letzten Mal zum Gemeindefrühstück im Zuffenhäuser Johanneshof zusammen. Und trotz aller Wehmut wurde sehr viel gelacht an diesem Vormittag.

Das Gemeindefrühstück wird den Gästen fehlen

„Alles hat seine Zeit“, heißt es in der Bibel, und so hielten es jetzt auch die freiwilligen Helfer rund um das Gemeindefrühstück der evangelischen Kirchengemeinde: „Wir sind alle im gleichen Alter. Gemeinsam sind wir alt geworden und jetzt haben wir eben beschlossen, dass es an der Zeit ist, aufzuhören“, erzählt Nora Graetke, die immerhin seit rund 25 Jahren dabei war. Beim letzten Gemeindefrühstück am Samstag durften sie und die anderen Helfer aus dem Team endlich selbst einmal Gast sein und wurden wiederum von den Mitgliedern des Kirchengemeinderates und von einigen Konfirmanden bedient. Interessant: Nach dem Detail befragt, was Helfern und Gästen am meisten fehlen wird, führte jeder etwas anderes an: „Die liebevoll dekorierten Tische“ hieß es da, „der Schnittlauchquark“, vor allem aber „die guten Gespräche“ und „der Fixpunkt im Gemeindeleben“.

Eine Tradition erzählt Geschichten seit 1977

Was ist Gemeinde, fragte da auch Pfarrer Dieter Kümmel bei seiner Ansprache und fand gleich die humorige Antwort: „Gemeinde ist Frühstück!“ Zumindest war es das bis jetzt. Wie zum Beweis hatte man an der Wand die Themen seit der Gründung der Veranstaltungsreihe im 1977 zusammengetragen, Durchschnittlich sechs bis acht Veranstaltungen pro Jahr, jede mit gemeinsamem Frühstück und einem Referat. An dessen Themen lässt sich ablesen, was die Zuffenhäuser damals bewegt hat: „Wohlstand hat Schattenseiten“ lautete das bis heute sehr aktuelle Thema bereits im Jahr 1978. Und 1995 hieß es „Alle reden vom Sozialabbau“ und im Jahr der Wiedervereinigung 1990 sprach ein Pfarrer Eisenach über den „Anteil der Kirchen am Reformprozess in der DDR“. Alle neuen Pfarrer machten einen „Antrittsbesuch“ beim Gemeindefrühstück, natürlich auch Dekan Klaus Käpplinger, der am Samstag ebenfalls gekommen war, um sich von der lieb gewonnenen Tradition zu verabschieden.

Auch beim letzten Treffen wurde viel und herzlich gelacht

Wer nun glaubt, es wäre ein sehr wehmütiges „letztes Mal“ gewesen, der täuscht übrigens: Es wurde ausgesprochen viel gelacht – etwa als ein Gedicht aus den eigenen Reihen die Vorzüge und Unarten jedes einzelnen Teilnehmers des gemeinsamen Gemeindefrühstück-Wanderausflug besang. Und noch mehr, als Helmut Mattern vor die Gäste trat und in seinen Mundartgedichten die Pointen alle auf seiner Seite hatte. Etwa als er erklärte, warum „Gang raus“ in der Waschstraße nicht wörtlich-schwäbisch zu verstehen sei.

Gemeinsames Essen als Königsweg der Begegnungen

Wie geht es nun weiter? Der Frühstückstermin sei unter den jüngeren Gemeindemitgliedern schwer einzuhalten, so Pfarrer Kümmel: „Andererseits ist das gemeinsame Essen der Königsweg der Begegnungen: Es bringt Leute an einen Tisch.“ Der Pfarrer sieht den Kirchenschmaus als mittägliche Fortsetzung des Gemeindefrühstücks: Der Schmaus findet durchschnittlich zehn Mal im Jahr, in der Regel am zweiten Samstag eines Monats statt, nächstes Mal am 13. Dezember ab 12 Uhr. Anstelle des Referats gebe es hier aber ein kulturelles Programm, meist Musik, als Dreingabe zum gemeinsamen Imbiss.

Das Frühstücksteam wird sich auch weiterhin privat treffen

Und das Frühstücksteam? „Wir sind alle der Meinung, dass uns die Zusammenkünfte fehlen werden, denn es hat sich im Laufe der Jahre ein sehr kooperatives Team mit festen Freundschaften gebildet. Wir werden uns auch ohne Gemeindefrühstücks-Planung regelmäßig treffen”, erzählt Nora Graetke. Nach dem schönsten Gemeindefrühstück befragt, will sie sich übrigens nicht für ein spezielles entscheiden: Alle seien auf ihre Weise schön und besonders gewesen – die ganzen Jahre über.