Entspricht die Gemeindearbeit in Riedenberg dem, was sich die Gläubigen wünschen? Auf diese Frage soll eine Antwort gefunden werden. Foto: Archiv Poggel

Früher ist überprüft worden, ob der Ortspfarrer der kirchlichen Lehre entsprechend handelt. Das war einmal. Heute nennt sich das Verfahren Visitation und entspricht einer Evaluation des Gemeindelebens. Dieses Jahr ist Riedenberg dran.

Riedenberg - Es gehe weniger um Mark und Pfennig als um das Gefühl, sagt Gilbert Goodwin, der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Der Degerlocher Dekan Wolfgang Röhl wird in den kommenden Monaten nicht die Haushaltsbücher der evangelischen Gemeinde Riedenberg wälzen, um herauszufinden, wie etwa die Verwaltung effizienter und sparsamer werden könnte. Stattdessen will er gemeinsam mit den Riedenberger Gläubigen in Diskussionen ermitteln, auf welchem Stand die Gemeindearbeit ist und wie sie künftig aussehen soll.

Seit 1918 eine innerkirchliche Angelegenheit

Dieser Prozess nennt sich Visitation. Einst war diese ein Mittel, um in den Anfangszeiten der evangelischen Kirchen im 16. Jahrhundert sicherzustellen, dass die Ortspfarrer auch der neuen kirchlichen Lehre entsprechend handelten. Bis zur Trennung von Staat und Kirche mit dem Ende des Deutschen Kaiserreichs nach dem Ersten Weltkrieg oblag die Visitation den Landesherren. Mit der Trennung nach der Novemberrevolution 1918 wurde sie dann eine innerkirchliche Angelegenheit.

Am Anfang wird der Dekan Wolfgang Röhl gemeinsam mit Kreisen aus der Gemeinde und weltlichen Vertretern des Bezirks diskutieren. Am nächsten Mittwoch, 18. März, ist im Gemeindezentrum an der Schemppstraße eine Veranstaltung namens „Gemeindeforum“ geplant. Dabei sollen die verschiedenen Gruppen ihr Bild von der Gemeinde in kurzen Beiträgen vorstellen. So soll eine Bestandsaufnahme der Befindlichkeiten innerhalb der Gemeinde erfolgen, sagt die Pfarrerin Elisabeth Jooß.

Bereits jetzt sind einige der Themen abzusehen, die im Verlauf der Visitation tiefer beleuchtet werden dürften. Gilbert Goodwin nennt als Problem, dass die Bevölkerung in Riedenberg stark fluktuiere. „Viele wohnen nur einige Jahre hier. Da wollen wir uns überlegen, wie wir diese Menschen besser integrieren können“, sagt er. Die Pfarrerin Elisabeth Jooß erwartet, dass auch über den Generationenwechsel gesprochen wird. Es gelte zu prüfen, inwiefern die Angebote der Gemeinde auch die Jüngeren ansprächen, sagt die Pfarrerin.

Evaluation des Gemeindelebens

Elisabeth Jooß wird in der Zeit von März bis Juli Besuch vom Dekanat in ihrem Religionsunterricht an den örtlichen Schulen bekommen. „Der Dekan wird sich auch für unsere pädagogischen Angebote interessieren“, sagt sie. Allgemein würde in den kommenden Monaten diskutiert werden, ob Gottesdienste und andere Veranstaltungen in der Gemeinde den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht werden, erklärt Gilbert Goodwill vom Kirchengemeinderat. Die Ergebnisse der Überlegungen werden dann in einen Bericht fließen, der bis Juli fertig sein soll. Pfarrerin Elisabeth Jooß bezeichnet den Bericht als Evaluation des Gemeindelebens. „Es ist gut, dass festgehalten wird, wo wir stehen und was wir noch erreichen wollen“, sagt sie.

Die anstehende Visitation ist dabei nicht das einzige Ereignis, dem sich die evangelische Gemeinde in den kommenden Monaten widmen muss. Unter anderem steht die Einführung des Nachfolgers von Pfarrer Ulrich Rost an (siehe Seite II). Zudem wird der Kirchentag im Juni auch die Gemeindemitglieder beschäftigen. Dennoch halte sich die Aufregung in Grenzen, meint Elisabeth Jooß „Wir sind keine Quartiergemeinde. Von daher müssen wir nichts direkt vorbereiten für die Veranstaltung“, sagt sie. Jooß fürchtet keine Kritik, die in den kommenden Monaten von Gläubigen geäußert werden könnte. „Alles soll auf den Tisch, egal ob positiv oder negativ. Für mich ist die Visitation eine große Chance für unsere Gemeinde, uns selbst zu bestimmen und weiterzuentwickeln “, sagt die Riedenberger Pfarrerin.

Termin

Am Mittwoch, 18. März, gibt es für die Gläubigen im Gemeindezentrum an der Schemppstraße 46 die Gelegenheit, von 19 bis 22 Uhr über die Herausforderungen und die Zukunft der Kirchengemeinde zu diskutieren.