Korntal-Münchingen hat finanzielle Probleme. Vom kommenden Jahr an soll ein Controller mit auf die Ausgaben schauen. Foto: dpa

Aufgrund der prekären Haushaltssituation will die Stadt die hohen Ausgaben vermindern. Dazu soll eine Stelle für einen Controller geschaffen werden. Doch die Verwaltung fragt sich, ob sich das überhaupt rentiert.

Hemmingen - Die Korntal-Münchinger Verwaltung will sich einen Finanzfachmann ins Boot holen. Die von Geldnöten geplagte Stadt hat in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag Anträge der CDU, SPD und Grünen diskutiert, die die Einrichtung einer neuen Verwaltungsstelle empfehlen. „Die finanzielle Entwicklung unserer Stadt gibt Anlass zu tief greifender Besorgnis“, schreibt etwa die SPD in ihrem Antrag. Ein Controller, der die Finanzen der Stadt genauer unter die Lupe nimmt, soll nun Abhilfe schaffen.

An sich, so der Bürgermeister Joachim Wolf, habe er nichts gegen einen Controller, der im besten Fall die hohen Ausgaben der Stadt verringert. Aber ein großes Fragezeichen steht für ihn hinter der Frage, ob sich das am Ende überhaupt lohnt. Können die dadurch steigenden Personalkosten – Wolf schätzt sie auf 75 000 Euro im Jahr – also kompensiert werden?

Die SPD sieht den Controller als eine Chance

„Es ist ein gewisses Risiko dabei“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Egon Beck, „aber es ist auch eine Chance.“ Natürlich hänge das auch von der Person ab, die eingestellt würde. „Das Aufgabenfeld für den Controller ist groß“, sagte Beck. Deshalb empfahl er, gemeinsam eine Stellenbeschreibung auszuarbeiten.

Martin Hönes von der CDU-Fraktion sprach von einer „nachhaltigen“ Lösung. „Das Anwachsen der Verschuldungen muss verhindert werden“, so Hönes. Da man kaum Einnahmen habe, müsse man versuchen, die Ausgaben zu senken. Laut dem Antrag der CDU bestehe ein großes Einsparpotenzial, das noch vor einer Steuererhöhung ausgeschöpft werden müsse. Ein Controller könne die Verwaltung in Sachen Kosten- und Leistungsrechnung verstärken. Außerdem werde die Stelle vermutlich ohnehin notwendig sein. Denn sollte Korntal-Münchingen in absehbarer Zeit zu einer großen Kreisstadt werden, müsste in der Verwaltung ein Rechnungsprüfungsamt eingerichtet werden.

Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Wolf Ohl, hätte gerne mehr Unterstützung von einem Finanzfachmann. „Wir haben viele Ausgaben, die Schulden wachsen. Und wir haben keine Lösung“, sagte Ohl klipp und klar. „Ich wünsche mir deshalb fachlichen Rat.“

Darüber hinaus gibt es zwei weitere Stellen

Es ist vor allem das geplante Neubaugebiet Korntal-West, das für die Stadt eine finanzielle Belastung darstellt. Im Zeitraum zwischen 2016 und 2020 sind rund 60 Millionen Euro an Investitionen eingeplant. Für die im vergangenen Sommer beschlossene große Veränderung in der Schullandschaft muss sich die Stadt ebenfalls verschulden. Hier werden bis 2020 rund 13 Millionen Euro fällig. Auch die Personalkosten machen sich bemerkbar; sie werden von zuletzt 13,3 auf 14 Millionen Euro steigen. Weitere Schwerpunkte im Haushalt sind Flüchtlingsunterkünfte und die Sanierung des Münchinger Ortskerns.

Angesichts dessen hatte es die CDU-Fraktion eilig mit der neuen Stelle eines Controllers zum 1. August. Zu eilig für den Bürgermeister: Wolf hielt diesen Zeitpunkt für zu kurzfristig und schlug den 1. Januar 2018 vor – das hatte auch die SPD-Fraktion beantragt. Deren Antrag wurde schließlich beschlossen. Nach der Sommerpause will die Verwaltung ein erstes Konzept für die neue Stelle vorlegen.

Darüber hinaus gibt es zwei weitere Stellen, die geschaffen werden sollen. Zum einen soll das Personal in der Verwaltung der Flüchtlings- und Wohnungslosenangelegenheiten mit einer 50-Prozent-Stelle erweitert werden. Bedingt durch die steigenden Flüchtlingszahlen sieht die Verwaltung hier dringenden Bedarf.

Auch im Kinderbetreuungsbereich will die Verwaltung aufstocken. Vom 1. April an soll es eine 50-Prozent-Springerstelle geben. Diese sei nicht einer Einrichtung direkt zugeordnet, sondern soll je nach Bedarf in einer der Kindergärten flexibel eingesetzt werden. Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich beiden Anträgen zu.