Die KMM Immobilienverwaltungsgesellschaft hat Teile des Sonne-Centers gekauft. Entsteht hier ein Modepark Röther? Foto: Michael Steinert/Archiv

Das Sonne-Center in der Geislinger Fußgängerzone wartet auf seine Wiederbelebung. Ein neuer Investor hat angebissen – er soll die WMF-Outletkunden in die Innenstadt locken.

Geislingen - Mit Erleichterung ist in Geislingen die Nachricht vom teilweisen Eigentümerwechsel des Sonne-Centers aufgenommen worden. Das Erdgeschoss des kleinen Einkaufszentrums aus den 1970er Jahren ist kürzlich offenbar von der KMM Immobilien Verwaltungsgesellschaft Michelfeld zu einem Schnäppchenpreis von 1,07 Millionen Euro ersteigert worden. Geschäftsführer der KMM ist Michael Röther, dessen Familienunternehmen unter dem Namen Modepark Röther insgesamt 41 Modehäuser in ganz Deutschland betreibt. Ob nun an dem Standort am Ende der Geislinger Fußgängerzone tatsächlich ein weiterer Modepark entstehen wird, ist allerdings noch unklar.

Die Geschäftsleute warten auf einen neuen Magneten

Dabei würde solch ein neuer Magnet der Fußgängerzone in der Oberen Stadt guttun. Das sehen viele Geislinger so, seitdem der Mediamarkt aus dem Sonne-Center ausgezogen ist. Vor allem die Geschäftsleute haben immer wieder über eine nachlassende Kundenfrequenz zwischen dem Neuen Rathaus und dem Einkaufszentrum, in dem längst mehrere Läden leer stehen, geklagt. Lediglich zwei Discounterfilialen und ein Bäcker im Erdgeschoss sowie eine Kneipe und eine Spielothek im Obergeschoss halten dort noch die Stellung. Seit geraumer Zeit war vergeblich versucht worden, neue Läden in dem Center anzusiedeln. Mit Röther könnte es nun wieder eine Belebung des Areals geben.

„Ich denke, das bedeutet eine Verbesserung für die Obere Stadt und wird mehr Menschen anlocken“, kommentiert der Textileinzelhändler Günter Rösch, der in der Geislinger Karlstraße ein Männermodegeschäft und in der Fußgängerzone ein Geschäft für Trendmode betreibt, den Eigentümerwechsel. Der Geschäftsmann wünscht sich mehr Kunden für die Läden in der Fußgängerzone, auch wenn noch unklar ist, ob Röther auch hier sein Modepark-Konzept umsetzen wird.

Parallele zum Kauf in Idar-Oberstein

Das Familienunternehmen aus Michelfeld im Kreis Schwäbisch Hall präsentiert sich als Markenanbieter für Damen- und Herrenbekleidung, Young Fashion, Kindermode, Wäsche und Accessoires. Zuletzt hatte Röther, der seine Filialen als Modeparks bezeichnet und häufig auf der grünen Wiese erstellt, im Jahr 2016 das ehemalige Hertie-Gebäude im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein erworben. Parallelen zur Immobilie in Geislingen sind deutlich, denn auch in Idar-Oberstein handelt es sich um Verkaufsflächen, die bereits seit geraumer Zeit leer standen. Auch dort erhoffen sich die Nachbarn eine Aufwertung ihrer Verkaufslagen.

Das Outlet bleibt eine Herausforderung

In Geislingen muss sich der Einzelhandel spätestens seit dem Bau des umstrittenen Einkaufszentrums Nel Mezzo an der Bundesstraße 10 mit der voranschreitenden Zersplitterung der Verkaufslagen auf mehrere Standorte in der Oberen Stadt und im Stadtteil Altenstadt auseinandersetzen. Zusätzlich belastet wird die Textilbranche durch das Geislinger City Outlet. Dieses hat sich im Besitz der Ulmer Mutschergruppe aus den Fabrikverkäufen rund die WMF-Fischhalle entwickelt und bietet neuerdings neben den traditionellen Sortimenten rund um Tisch und Küche auf 1200 Quadratmetern auch Bekleidung und zudem auf 300 Quadratmetern Schuhe an.

Neben dem Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer setzt auch die von der Kommune beauftragte Werbeagentur auf eine engere Verknüpfung zwischen dem Outlet Center und der nur wenige Hundert Meter entfernten Geislinger Fußgängerzone. Die Ansiedlung eines starken Magneten in der Fußgängerzone sehen die Beteiligten als Voraussetzung, um die überwiegend von auswärts stammenden Outletkunden auch in die angestammten Einzelhandelslagen von Geislingen zu locken.

Geislingen will sein Image aufpolieren

Zur Belebung der Innenstadt hat die Stadt ein Marketingkonzept auf den Weg gebracht. Es soll das Image von Geislingen als Einkaufsstadt zwischen der Metropolregion Stuttgart und Ulm aufpolieren. Außerdem wird die Große Kreisstadt als Bildungsstadt mit guter Wohn- und Lebensqualität inmitten intakter Natur und mit touristischem Potenzial beworben.

Das Sonne-Center besteht aus mehreren Teilimmobilien. Die nun veräußerten Gewerbeflächen stammen aus einem Immobilienfonds, der abgewickelt werden soll. Die Geislinger Stadtwerke besitzen das Parkhaus mit 113 Stellplätzen, das derzeit saniert wird; 14 Wohnungen befinden sich im Eigentum der Geislinger Wohnungsbaugesellschaft