Der Ponyhengst namens Timms My Fritz steht an Schönheit und Eleganz einem Großen nicht nach. Foto: Staufer Reitponys

Der Musicaldarsteller und Tänzer Dean Mihaljev züchtet Deutsche Reitponys auf dem Gelände des alte Sägewerks in Geislingen. Der erste Jahrgang, drei spritzige Stütlein, hat bereits Preise abgeräumt.

Geislingen - Zum Bild des Pferdezüchters passt nur die Schiebermütze. Ansonsten ist Dean Mihaljev viel zu jung für diese Profession, bei der einem häufig knurrige Typen in gesetzteren Jahren begegnen, und auch viel zu schlank. Der 28-Jährige ist Musicaldarsteller und Tänzer – und eben Pferde- oder genauer: Ponyzüchter. Das passe super zusammen, sagt er. „Morgens habe ich Zeit für die Pferde, nachmittags unterrichte ich Ballett, abends sind dann die Veranstaltungen.“

Schwül lastet die Sommerhitze über dem Gelände am alten Sägewerk in Geislingen. Dean Mihaljev und sein Kompagnon, der Leiter der New Stage Company, Torsten Moll, leben auf dieser Fläche ihren Traum. Das Sägewerk haben sie zu einem Theater umgebaut, ein nebenstehendes Gebäude fungiert als Ballett- und Musicalschule, etwas abseits davon liegen die Stallungen, die durch einen Reitplatz mit Olympiaboden und Weiden komplettiert werden. „Wir bringen Zwei- und Vierbeinern das Tanzen bei“, sagt Dean Mihaljev. Gäbe es die vielen Stechmücken nicht, die offenbar bevorzugt über Gäste herfallen, dann wäre das Grundstück, das die B 10 nach Ulm und der Friedhof vom Rest der Welt abschirmen, ein Paradies.

Sogar eine Anfrage aus Australien

„Es ist ein Paradies“, darauf besteht Dean Mihaljev und schlägt nach einem dieser Blut saugenden Insekten, die nimmersatt durch die Luft schwirren. Dann öffnet er die Tür zum Hengststall. Zierlich sind die Burschen hinter den Boxengittern, aber drahtig und hellwach. „Mein Reitlehrer sagt, wäre der ein Großer, er wäre unbezahlbar“, erzählt Dean Mihaljev und holt einen schicken Braunen heraus. Tatsächlich passt alles an dem Junghengst, der vielleicht 1.45 Meter misst und auf den klangvollen Namen Timms My Fritz hört. Er gehört zur Rasse der Deutschen Reitponys, sehr edle Tiere, die ihren großen Kollegen weder an Eleganz noch Klasse nachstehen. Nur kleiner sind sie eben.

Mit Timms My Fritz im Stall steht auch Crown Café au Lait, ein zierlicher Falber, der schon als Fohlen zum Schleswig-Holstein-Champion avancierte. Als er sieben Tage alt war, hat Dean Mihaljev ihn im Internet entdeckt und sich in ihn verguckt. „Der sagte, ich möchte zu dir“, erzählt er. Obwohl das Tier nicht zu verkaufen war, hat er es seinem früheren Besitzer abgeschwatzt. Im Herbst soll der Jungspund zur Körung.

Die Zucht Dean Mihaljevs ist noch jung. Über die weitläufigen Koppeln tobt der erste Jahrgang: drei spritzige Stutfohlen, bereits hochprämiert. Besonders stolz ist der Züchter auf ein Stütlein, das als erstes deutsches Reitpony weltweit die seltene Champagnerfarbe und dazu noch blaue Augen hat. Klar, dass dieses Tier nicht verkäuflich ist. Mit ihm will Dean Mihaljev weiterzüchten. Obwohl ihn schon Anfragen aus aller Welt, sogar aus Australien erreichten, will der junge Züchter noch nicht ans Verkaufen denken. Zuerst müsse sich zeigen, wie sich die Ponys entwickelten. „Bis jetzt ist das ja noch immer eine Hobbyzucht. Ich möchte abwarten, bis die erste Generation unterm Sattel ist“, sagt er. Die Ponys sollen schön sein – und umgänglich, damit auch Kinder ihren Spaß an ihnen haben.

Auch wenn es um eine Hobbyzucht geht, ist der Anspruch hoch. Die Ponys, mit denen Dean Mihaljev seine Zucht begründet, sind sorgsam ausgewählt. Die Nachzucht firmiert unter der geschützten Bezeichnung Staufer Reitponys. Das Logo zeigt einen Ponykopf und die Ruine der Burg Helfenstein, dem Wahrzeichen Geislingens. Jedes Tier aus dieser Zucht wird vor seinem Namen das Präfix Staufers tragen und, sofern alles nach Wunsch läuft, den Namen der Zucht in die Welt tragen.

Takt, Rhythmus, Leidenschaft

Zu den Pferden wie auch zum Tanzen ist Dean Mihaljev durch Zufall gekommen. Eigentlich wollte er Tierarzt werden. Da er aber wegen des Numerus Clausus ein Semester lang warten musste, jobbte er im Büro der Musicalschule und blieb hängen.

Mittlerweile hat er sich zum Musicaldarsteller, Tänzer und stellvertretenden Leiter der New Stage Company und des angeschlossenen Musical-Colleges hochgearbeitet. In der gleichen Zeit ist er auch in engeren Kontakt mit Pferden gekommen. Torsten Moll liebt diese Tiere, vor allem Haflinger. Doch Dean Mihaljevs Traum waren schon immer Ponys. Sein erstes eigenes Reittier war allerdings eine Warmblutstute, Diva, begabt, aber recht schwierig. Sie wurde seine eigentliche Lehrmeisterin. Das erste Pony kam später, eine auf den ersten Blick unscheinbare Stute, die noch immer in Dean Mihaljevs Stall steht und auf den Namen Pony-Pony hört. Sie sei ein „unfassbares Ding“, schwärmt der junge Züchter, der ansonsten vor allem für die Hengste brennt. Er bereitet sie an der Hand auf den Sattel vor und reitet sie dann an.

Dass mancher Großpferdereiter für diese Schwärmerei für die Kleinen nur ein hämisches Lachen übrig hat, stört Dean Mihaljev nicht. Als Künstler sei er es gewohnt, als Spinner belächelt zu werden. Wichtig sei, von seiner eigenen Leistung überzeugt zu sein. Im Übrigen hält er nichts von der steifen Reiterei, wie sie häufig landauf landab zu sehen ist. Für ihn hat das Reiten wie das Tanzen mit Takt, Rhythmus und vor allem mit Leidenschaft zu tun.