Defekte Klimaanlagen, kaputte Toiletten, baufällige Strecken: Die Bahn zieht eine traurige Bilanz. Foto: dpa

Exklusiv - Vollbremsung bei der Deutschen Bahn: In einem geheimen Strategiepapier beschreibt der Vorstand den traurigen Zustand des Konzerns, der nun aber radikal umsteuern will.

Berlin - Schlechter Service, Unpünktlichkeit, sinkende Erlöse, technische Rückständigkeit und schwindende Wettbewerbsfähigkeit. In einem 62-seitigen Strategiepapier der Deutschen Bahn AG, das unserer Zeitung vorliegt, nimmt der Konzern eine schonungslose Bestandsaufnahme vor. „In allen Geschäftsfeldern liegen wir deutlich unter unseren selbst gesteckten Ansprüchen“, heißt es.

Im Fernverkehr fanden 2014 nur „70 Prozent aller Zugfahrten unter voller Verfügbarkeit aller Netz- und Fahrzeugkomponenten statt“. Das heißt, fast jede dritte Bahnfahrt findet mit nicht voll funktionsfähiger Ausrüstung statt: Mal ist das Bordbistro geschlossen, mal sind die Toiletten defekt oder die Heizung fällt aus, mal sind Strecken nicht voll befahrbar.

Strafzahlungen für Bahn in Millionenhöhe für Zugausfälle

Im Nahverkehr (DB Regio) lagen „in den vergangenen drei Jahren Strafzahlungen für Qualitätsdefizite und Zugausfälle im mittleren dreistelligen Millionenbereich“, heißt es an anderer Stelle. Für 2015 verzeichne die DB Regio Verluste von über 100 Millionen Euro bei den Fahrgelderlösen – deutlich mehr als geplant. Die Güterverkehr-Sparte (DB Schenker Rail) befinde sich „in einer wirtschaftlich prekären Lage“. Das Geschäft sei in den vergangenen fünf Jahren „operativ nicht profitabel“.

Aufgrund dieser Analyse hat der DB-Vorstand das größte Reformprogramm seit 1994 angekündigt. So will die DB weder Nacht- noch Autozug „ab dem Jahr 2017 weiter anbieten“. Die Lücke bei den Nachtzügen soll die Österreichische Bundesbahn ausfüllen.

Das Konzept spricht auch von einer „Senkung des Personalbedarfs“. Im Konzern kursieren Zahlen von 2500 bis 5000 wegfallenden Stellen.