Jeder Baum im Botanischen Garten kann sich ausweiten Foto: Decksmann

„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen jeden Montag Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor. Heute: Ein Spaziergang durch den Botanischen Garten der Universität Hohenheim.

Stuttgart - Schon klar, ein Garten oder ein Park sind kein Wald. Und doch lohnt es sich hin und wieder einen Garten oder einen Park aufzusuchen, wenn man etwas über die kleinsten Einheiten der Wälder, die Bäume, erfahren will – und so auch dem einen oder anderen Waldgeheimnis auf die Schliche kommt. Dies gelingt astrein, wenn die Bäume, wie in den Gärten der Universität Hohenheim, mit Visitenkarten versehen sind.

Wir stehen vor dem grauen, leicht moosigen Stamm einer Kaukasischen Flügelnuss. Der Baum, steht auf einem Schild, wurde 1934 in Hohenheim gepflanzt, in jenem Jahr, als die Nazis das bereits 1933 verabschiedete Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in Kraft setzten und Donald Duck seinen ersten Auftritt in dem Kurzfilm hatte. Die Laubbaumart wächst, wie der Name schon sagt, im Kaukasus und in Nord-Iran. Seit 150 Jahren, verrät ein Blick aufs Smartphone, werde der Baum auch in Parkanlagen und großen Gärten angepflanzt. Besonders schön sei er im Herbst anzuschauen, wegen seiner großen goldgelben Blätter. Das Smartphone hat recht.

Der älteste Baum ist fast 220 Jahre alt

Es tut gut, sich die alten, ausladenden Bäumen in Hohenheim anzuschauen. Jeder von ihnen ist ein eigener Mikroskosmos für Insekten, Käfer, Vögel. Auch wird man demütig beim Anblick der Riesen. Wahrscheinlich wird die Kaukasische Flügelnuss immer noch ihre goldgelben Blätter abwerfen, wenn unsereiner seinen Herbst hinter sich hat und unter der Grasnabe ruht.

Das Exemplar mag 20, 25 Meter hoch sein, ist aber längst nicht der älteste Baum in der Anlage. Über 150 Bäume haben mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Den ältesten, den wir bei unserem Spaziergang fanden, war eine Bastard-Platane von 1797.

Sehenswerte Ausstellung im Spielhaus

Wer etwas über die 900-jährige Geschichte Hohenheims erfahren will, dem sei ein Abstecher ins Spielhaus am Eingang des Exotischen Gartens empfohlen. Es ist bis Ende Oktober auch samstags (von 14 bis 17 Uhr) geöffnet. Dann nur noch an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr. Im Spielhaus läuft noch bis Ende Januar die Ausstellung „Catharina von Württemberg – die Königin im Jahr ohne Sommer“. Im Grunde ein düsteres Kapitel, das aber zeigt, dass die Menschen aus Katastrophen lernen können. Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail (lokales@stzn.de) oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.