Der Birkensee mitten im Schönbuch: ein verborgenes Naturdenkmal Foto: mh

Der Birkensee im Schönbuch ist nicht zuletzt durch seine Abgeschiedenheit ein besonderer Ort. Wir gehen auf Entdeckungsreise.

Stuttgart - Durch die Wälder zu steifen, war für den schottisch-US-amerikanischen Universalgelehrten John Muir immer wie eine Heimkehr. Zurück zu den Wurzeln. Jedermann, so meinte der Wissenschaftler, brauche die schönen und geheimnisvollen Plätze der Natur, um zu spielen, zu beten, um sich zu freuen und heil zu werden.

Jeder Wald hat solche Schönheiten. Auch der Schönbuch, dessen wohl verborgenster Platz dieser Art der Birkensee ist. Gerhard Nonnenmacher, der am Rande des Schönbuchs in Walddorfhäslach aufwuchs, wurde schon früh von seinem Vater in die Geheimnisse des Naturparks eingeweiht. Auch in die unscheinbaren Pfade vorbei an riesigen Farnen, durch dichtes Gesträuch. Hier vermutet kaum einer die Abzweigung hin zu einem See. Überhaupt: Wer ahnt schon, dass mitten im Schönbuch ein kleiner See liegt. „Wer hier schnell mit dem Rad durch brettert“, sagt Nonnenmacher, „wird nie solche Naturschönheiten entdecken.“ Doch er kennt die Stelle zu dem 100 Meter langen Knüppeldamm mit seinem teilweise gebrochenen und morschen Paneelen: Er führt über ein sumpfiges Gebiet direkt ins Biotop.

Früher war der See doppelt so groß

Wer nun aber am Ende des Steges einen großen See erwartet, wird enttäuscht sein. Es ist nurmehr eine große Wasserfläche. „Ganz im Gegensatz zu früher“, weiß Gerhard Nonnenmacher, „da war der Birkensee mindestens doppelt so groß.“

Die Konturen seiner alten Pracht sind jedoch heute noch zu erahnen. Doch der einstige Pracht haben Entwässerungsgräben zugesetzt. Sie haben in den 1930ern zu einer Austrocknung und Artenverarmung des Naturdenkmals geführt. In den 1970ern begann die Wende. Naturschützer setzten erste Revitalisierungsmaßnahmen um – die Gräben wurden zugeschüttet, die Wasserfläche teilweise wieder ausgebaggert. Inzwischen genießt der Birkensee wieder eine große Bedeutung. Als so genanntes Übergangsmoor beheimatet das Naturdenkmal extrem seltene Vegetationsformen. Unter anderem findet sich hier das Pfeifengras, das im Herbst für die typische orange-gelbe Färbung des Moors verantwortlich ist. Aber auch Bürstenmoos, Flatterbinse, Heidelbeere oder Torfmoose gedeihen hier.

Immer dann, wenn Gerhard Nonnenmacher hier ist, hält er inne. Er lässt die Natur in dieser Abgeschiedenheit auf sich wirken. Man könnte fast sagen, erlebt die Naturverbundenheit eines John Muirs. Mitten im Wald am Birkensee zu stehen, ist dann wie eine Heimkehr zum Ursprünglichen.

Zu erreichen ist der Birkensee am besten über den Wald- und Wanderparkplatz südlich von Holzgerlingen. Der Parkplatz wird von der Bundesstraße B 464 erreicht. Die Koordinaten des Birkensees sind: 48 59 37 N / 9 01 41 E. Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Schreiben Sie uns per Mail: lokales@stzn.de Oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.