Der BND beendet teilweise die Geheimniskrämerei um die Station mit ihren gut sichtbaren weißen Satellitenschüsseln. Die Einrichtung, die bislang Ionosphäreninstitut hieß und deren Träger über Jahrzehnte geheim gehalten wurde, trägt künftig den Titel BND-Station. Foto: dpa

Satellitenschüsseln im Maisfeld, Spione in der Nachbarschaft: Der Geheimdienst betreibt eine Abhöranlage im badischen Rheinhausen. Jetzt macht er es offiziell - notgedrungen.    

Satellitenschüsseln im Maisfeld, Spione in der Nachbarschaft: Der Geheimdienst betreibt eine Abhöranlage im badischen Rheinhausen. Jetzt macht er es offiziell - notgedrungen.

Rheinhausen - Dass es die Spione im Maisfeld nebenan gibt, wussten sie im Dorf schon seit mehr als vier Jahrzehnten. Die gut sichtbaren weißen Satellitenschüsseln rund um den unscheinbaren Flachbau in den Rheinauen stehen seit Anfang der 1970er Jahre. Hier, nahe der Grenze zu Frankreich, hat der deutsche Geheimdienst, der Bundesnachrichtendienstes (BND), eine Abhörstation. Mit dem Bekanntwerden des NSA-Skandals ist sie in die Diskussion geraten. Und lüftet nun ihr erstes Geheimnis. Eines, was im Dorf gar keines ist.

„Die Station ist ja nicht zu übersehen“, sagt der Bürgermeister der 3500-Einwohner-Gemeinde Rheinhausen im südbadischen Kreis Emmendingen, Jürgen Louis. Inmitten von Wäldern und Maisfeldern hat sie ihren Sitz. Dass sie etwas mit dem Geheimdienst zu tun hat, konnte man sich schon beim ersten Blick denken.

Doch der Bundesnachrichtendienst wollte nicht, dass dies bekannt wird. Er gab dem Horchposten den Titel Ionosphäreninstitut und damit einen Fantasienamen. Was dort gemacht wird und wer die Verantwortung trägt, war auch auf Nachfrage nie zu erfahren. Zäune und Panzerglas hindern Interessierte daran, allzu nahe zu kommen. Selbst als der örtliche Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (SPD) jungst Näheres wissen wollte, stieß er auf eisernes Schweigen.

Im Rahmen einer Transparenzoffensive will der BND künftig auf Tarnbezeichnungen verzichten, sagte ein Sprecher der Behörde in Berlin am Freitag. Das bedeutet: Rheinhausen ist nun offiziell BND-Standort - der einzige in Baden-Württemberg. Ans Tor kommt ein Schild mit der Aufschrift „Bundesnachrichtendienst“. So wie an vier weiteren Lauschposten in Bayern und einer in Niedersachsen. Auch sie werden nun gekennzeichnet. Es sind Abhörstationen, mit denen der BND im Ausland über Funk übertragene Telefonate oder E-Mails abfängt.

Eine Satelittenschüssel steht im Europa-Park

Doch das war es dann auch schon mit der Offenheit: Was genau und wer von Rheinhausen aus abgehört wird, bleibt Staatsgeheimnis. Details zur Einrichtung und zur Frage, ob es weitere im Südwesten gibt, werden nicht genannt. Und selbst das neue Schild ist tabu. Da es sich um militärisches Sperrgebiet handele, ist das Betreten ebenso verboten wie das Fotografieren, heißt es in der BND-Zentrale. Schon am Beginn des Weges ins Maisfeld ist Schluss mit Transparenz.

Unscheinbar und abseits des öffentlichen Geschehens waren die Spione in den Anfangsjahren, als sie von Breisach aus nach Rheinhausen kamen. Inzwischen sind sie aber fast mittendrin - und entschließen sich möglicherweise auch deshalb zu etwas Offenheit. Wer im Naturschutzgebiet Taubergießen eine Bootsfahrt unternimmt, ist auf dem Wasser rund um die Spionagestation unterwegs und bekommt vom Fluss aus - zumindest etwas - einen Einblick.

Und nur ein paar Fußschritte entfernt hat sich mit dem 1975 eröffneten Europa-Park der größte Freizeitpark Deutschlands mit jährlich 5 Millionen Besuchern entwickelt. Von den hohen Achterbahnen und Aussichtstürmen aus lässt sich die Abhörstation gut in den Blick nehmen. Die Spione werden inzwischen selbst beobachtet.

Eine der großen Satellitenschüsseln steht mittlerweile sogar in dem Vergnügungspark. Der Geheimdienstkoordinator der damaligen Bundesregierung, Bernd Schmidbauer (CDU), machte 1997 den Deal perfekt. Abgehört wird mit der Schüssel nicht mehr, versichert der Europa-Park. Sie dient nur der Dekoration.