Der Bremer Aaron Hunt (l) erzielt Gegen Khalid erzielt der Bremer Aaron Hunt das Tor zum 1:0. Foto: dpa

Die Niederlage bei Werder Bremen macht deutlich: Die Roten bringen ihr Spiel nicht durch.

Bremen - Der Zug nach oben ist erst mal ohne den VfB Stuttgart abgefahren. Nach der verdienten 0:2-Niederlage beim SV Werder Bremen stecken die Roten im Mittelfeld fest - und müssen sich gewaltig steigern, um bis zur Winterpause nicht noch weiter abzurutschen.

Zum Nachlesen: Das Minutenprotokoll der Partie finden Sie hier!

Eigentlich sollte das alles ja ganz anders kommen. Eigentlich wollte Martin Harnik wieder den Hammer rausholen. Harnik, der ehemalige Bremer, der seine Tore neuerdings mit einem Jubel feiert, der einem donnernden Hammerschlag nachempfunden ist. Aber den Hammer, den holte an diesem Sonntagnachmittag im Bremer Weserstadion ein anderer raus. Es war Naldo.

Der brasilianische Abwehrspieler war zehn Tage wegen einer Bronchitis flachgelegen, er hatte fünf Kilogramm Gewicht verloren - doch alles, was an Energie noch in seinem Körper war, legte er in der 67. Minute des Spiels des SV Werder gegen den VfB in diesen einen Schuss. Es war ein Freistoß aus 17 Metern - und als Naldo draufgehalten hatte, ging es für den Stuttgarter Keeper Sven Ulreich nicht mehr darum, den Ball zu halten, sondern unverletzt aus der Nummer rauszukommen. 108 Kilometer pro Stunde war die Kugel schnell, als sie im VfB-Tor links oben einschlug und den Roten endgültig alle Hoffnungen nahm.

Gastgeber spielten mit Zug, WIlle und Einsatz

Naldos Hammer war gleichbedeutend mit dem 2:0 der Bremer, gleichbedeutend mit dem Endstand dieser Partie und auch gleichbedeutend mit einem Signal, das die Kräfteverhältnisse in diesem Spiel sehr deutlich wiedergab. Die Gastgeber spielten mit Zug, mit Wille und mit Einsatz. Der VfB dagegen bot einen Auftritt, der einen Sieg einfach nicht möglich machen konnte. "Selbst bei unseren eigenen Torchancen hat etwas gefehlt", klagte Bruno Labbadia, "wir hatten zu viele Spieler dabei, die nicht in Normalform waren."

Dabei hatte der Coach des VfB sein Team im Gegensatz zum Sieg gegen den FC Augsburg extra umgebaut, kehrte zum 4-2-3-1-System zurück, verstärkte das Zentrum mit Zdravko Kuzmanovic und hatte "eigentlich gedacht, wir gehen die nächste Stufe". Die Richtung, die er meinte, war die nach oben. Doch dahin führt der Weg des VfB Stuttgart in dieser Phase der Saison nicht. Ganz im Gegenteil. "Man sieht, dass wir da oben nichts zu suchen haben", sagte Abwehrspieler Serdar Tasci. Vielmehr droht dem VfB ein weiteres Abrutschen, weil die Linie im Spiel, die zu Saisonbeginn klar erkennbar gewesen war, irgendwie verloren gegangen ist.


 "Zu viele Fehler in der Vorwärtsbewegung"

In Bremen äußerte sich das in einer seltsam anmutenden Lethargie von der ersten Minute weg. Der VfB reagierte nur, kam kaum in die Zweikämpfe, Sven Ulreich musste viermal in höchster Not retten, und selbst kamen die Roten erst in der 38. Minute gefährlich vor das Bremer Tor. "Wir haben zu viele Fehler in der Vorwärtsbewegung gemacht", sagte Labbadia.

Zwar gab es zwei, drei ordentliche Möglichkeiten - die besten hatten Martin Harnik und Christian Gentner in der zweiten Halbzeit -, doch insgesamt waren die Werderaner, die ohne den angeschlagenen Topstürmer Claudio Pizarro antraten, viel zwingender. Die Treffer von Aaron Hunt (57.) und Naldo (67.) waren nicht nur folgerichtig, sondern auch verdient. "Uns hat die Entschlossenheit gefehlt, die Zweikämpfe gewinnen zu wollen", klagte Spielmacher Tamas Hajnal. Keeper Sven Ulreich sagte: "Wir haben es Bremen viel zu einfach gemacht." Wie schon eine Woche zuvor gegen den FC Augsburg - als die Sache aber noch mal gutgegangen war.

Gegen Köln wollen die Roten unbedingt gewinnen

Werder dagegen ließ sich diese Möglichkeit nicht entgehen und kletterte auf Rang vier der Bundesligatabelle. Der VfB dagegen steht nun mit 21 Punkten auf Rang sieben. Das hört sich nicht dramatisch an, und Sportdirektor Fredi Bobic sagt auch: "Wir sind trotz allem auf einem guten Weg." Der Abstand zur zweiten Tabellenhälfte, die Hertha BSC Berlin anführt, beträgt aber nur noch drei Punkte - und immerhin haben die Profis der Roten nach der Niederlage erkannt, dass die Lage weit weniger komfortabel ist, als sie sich auf dem Papier darstellt.

"Wenn wir so spielen, müssen wir uns Sorgen machen", sagte Harnik. Und Hajnal forderte: "Wir müssen schleunigst zu unserem Spiel finden." Am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky und Liga total) kommt der 1. FC Köln in die Mercedes-Benz-Arena, bis dahin sollte die Suche abgeschlossen sein. "Da müssen wir gewinnen", forderte Fredi Bobic, "und wir müssen uns steigern."

Bruno Labbadia versicherte, er wisse ganz genau, woran er nun mit dem Team zu arbeiten habe. Wie er es angeht, bleibt abzuwarten - aber vielleicht holt in dieser Woche ja auch der Coach mal den Hammer raus.

Weitere Infos zum VfB gibt's hier