Realschullehrer Gabriel Stängle übergibt seine umstrittene Onlinepetition zum baden-württembergischen Bildungsplan an die Vorsitzende des Petitionsausschusses, Beate Böhlen (Grüne). Foto: dpa

Die genaue Zahl der Unterschriften spielt letztlich keine Rolle. Fest steht jetzt: Der Landtag wird sich mit den Einwänden von zigtausend Menschen gegen das Thema Homosexualität im Unterricht befassen.

Die genaue Zahl der Unterschriften spielt letztlich keine Rolle. Fest steht jetzt: Der Landtag wird sich mit den Einwänden von zigtausend Menschen gegen das Thema Homosexualität im Unterricht befassen. 

Stuttgart - Der Realschullehrer Gabriel Stängle aus dem Schwarzwald hat seine umstrittene Petition gegen die Aufwertung des Themas sexuelle Vielfalt im Schulunterricht beim Landtag eingereicht. Die Vorsitzende des Petitionsausschusses, Beate Böhlen (Grüne), nahm sein Schreiben entgegen. Mit der Petition fordert Stängle mehr Transparenz bei der geplanten Überarbeitung der Leitprinzipien des neuen grün-roten Bildungsplans. Es brauche eine „verantwortungsvolle Sexualpädagogik“ an Baden-Württembergs Schulen, sagte Stängle.

Grün-Rot strebt an, dass Schüler im Unterricht künftig stärker über sexuelle Vielfalt und unterschiedliche Formen des Zusammenlebens informiert werden. Stängles Petition „Zukunft - Verantwortung - Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ war seinen Angaben zufolge zuvor im Internet von 142.700 und handschriftlich von 49.505 Menschen unterzeichnet worden. Darunter sind laut Stängle rund 82.000 Baden-Württemberger.

Kultusministerium muss Stellung nehmen

Ausgedruckt und in Aktenordner geheftet überreichte Stängle die Unterschriftenlisten. Das Kultusministerium hat nun zwei Monate Zeit für eine Stellungnahme. Beides geht dann an den Petitionsausschuss. Dieser kann die Petition an das Parlament weiterleiten. Die Zahl der Unterschriften spielt dabei grundsätzlich keine Rolle, da es kein Quorum gibt. Auch eine einzige Unterschrift hätte ausgereicht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Änderungen am Bildungsplan stets verteidigt: „Wenn Ausdrücke wie „schwule Sau“ zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf Schulhöfen gehören, dann ist da Handlungsbedarf da.“ Deshalb sei es richtig, die Themen Pluralität und Toleranz im Unterricht angemessen zu verankern. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) betonte: Ziel sei nicht die Umerziehung der Kinder. Zwei Petitionen gegen die Stängle-Kampagne kamen bis Donnerstag auf mehr als 135.000 und mehr als 87.000 Unterschriften.

Demos in Stuttgart

Am Samstagnachmittag soll es in Stuttgart zwei Demonstrationen geben - eine pro, eine kontra. Stängles Team betonte am Donnerstag im Internet, es habe „keinerlei Verbindung zur geplanten Demonstration am Samstag“. Der Gegendemo schlossen sich am Donnerstag die Grünen an: Man wolle ein „Zeichen setzen - gegen Intoleranz, Ausgrenzung, Homo- und Transphobie“, hieß es.

Die Landesvorsitzenden Thekla Walker und Oliver Hildenbrand schrieben: „Wir wollen das Feld nicht jenen überlassen, die mit Ängsten und Unwahrheiten arbeiten.“ Auch die Interessengemeinschaft CSD Stuttgart will „gemeinsam Flagge zeigen“.

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