Beinahe hätte es an der Endhaltestelle einen Unfall gegeben. Der Fußgänger kam mit dem Schrecken davon. SSB und Aufsichtsbehörde halten den Bereich für sicher genug. Foto: Chris Lederer

Beinahe hätte es an der Endhaltestelle einen Unfall gegeben. Der Fußgänger kam mit dem Schrecken davon. Die SPD im Bezirksbeirat fordert ein Blinklicht und einen Warnton. SSB und Aufsichtsbehörde halten den Bereich für sicher genug.

Stammheim - Auslöser für den Antrag der Sozialdemokraten im Bezirksbeirat ist ein Vorfall, der zwar schon einige Zeit zurückliegt, dennoch Brisanz hat. „Ein Stammheimer Bürger wollte die Gleise vor der stehenden Stadtbahn überqueren, als diese plötzlich losfuhr“, schildert SPD-Bezirksbeirat Peter Dietz-Vowinkel den Beinaheunfall. „Die Bahn konnte sofort stoppen und der Mann kam mit dem Schrecken davon.“ Es hätte aber auch schlimmer ausgehen können. Zwar gibt es vor der Haltestelle ein Schild mit der Aufschrift „Vorrang der Stadtbahn“, das reiche aber nach Dietz-Vowinkels Ansicht nicht aus, um auf die Gefahrenquelle hinzuweisen. Er fordert in seinem Antrag, dass zur Sicherheit der Fußgänger direkt nach der Endhaltestelle eine so genannte Springlichtsignalanlage installiert wird. Sie sollte für sehbehinderte Menschen zusätzlich mit einer akustischen Signalanlage versehen sein. „Stadtbahnnutzer und Menschen, die vom Freihofplatz kommen, müssen direkt vor der anfahrenden Stadtbahn die Gleise queren“, sagt Dietz-Vowinkel. Dabei werde für sie nicht deutlich, wann genau eine Stadtbahn losfahre. Auf die Zeitangaben an den Anzeigetafeln sei keinerlei Verlass. Auch nicht auf die Stadtbahnführer; die müssten auf mehrere Dinge gleichzeitig achten und könnten obendrein von der Sonne geblendet werden.

Leute können kreuz und quer über die Gleise gehen

Susanne Schupp, die Sprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), bestätigt den Vorfall. Die Forderung des Bezirksbeirates nach einem Springlicht, wie es sie bei anderen Haltestellen gibt, sei in diesem Fall nicht hilfreich. „Der Bereich von der Endhaltestelle bis zum Freihofplatz ist offen gestaltet, und die Leute können auf einer Länge von 30 bis 40 Metern kreuz und quer über die Gleise gehen, da wäre eine punktuelle Maßnahme wie ein Springlicht nicht zweckdienlich.“ Es hätten mehrere Begehungen stattgefunden. Ergebnis: Ein Warnlicht würde die Sicherheit nicht erhöhen, meint Schupp. Den gesamten Bereich durch Geländer einzuzäunen, schließt sie aus: „Das wäre für die Fußgänger eine riesen Einschränkung, wir wollen unser System ja nicht einhausen, sondern offen zugänglich halten.“ Schupp appelliert stattdessen an die Eigenverantwortung der Fußgänger. „Wenn eine Stadtbahn im Straßenraum fährt, dann besteht keine Gefahr für denjenigen, der aufmerksam ist, erst wenn Leute unaufmerksam sind, entsteht ein Konfliktpotenzial.“ Die Geschwindigkeit beim Ein- und Ausfahren an der Endhaltestelle sei überdies in jedem Fall gering.

Von Dietz-Vowinkels Vorschlag, einen automatischen Warnton einzurichten, hält die SSB-Sprecherin nichts. „Das wollen wir den Anwohnern nicht zumuten – stellen Sie sich vor, es klingelt bis nach Mitternacht alle zehn bis 15 Minuten, beziehungsweise noch öfter.“ Die Bahnführer seien angehalten, nur bei Gefahrensituationen die Klingel zu benutzen.

Fachleute haben sich den Bereich mehrere Stunden angeschaut

Nicht nur die SSB, sondern auch deren Aufsichtsbehörde, das Regierungspräsidium Stuttgart (RP), hat sich mit dem Vorfall und der Gefahrensituation befasst: „Fachleute von uns haben sich die Situation über mehrere Stunden angeschaut, Blinklichter sind nicht erforderlich“, sagt RP-Sprecher Robert Hamm. „Die Bahnen fahren langsam ein und aus. Eine Gefährdung halten wir für nicht gegeben.“ Bei dem Gleisbereich handele es sich um eine Fläche, die bewusst von Fußgängern und Bahn gemeinsam genutzt werden soll. Nachgerüstet habe man im Mai 2013 zwei Geländer, die unmittelbar an die Haltestelle angrenzen. „So sind die Fußgänger gezwungen, um den Kopf der Stadtbahn herumzulaufen und aus dem toten Winkel zu treten“, erklärt Hamm. Das erhöhe die Sicherheit zudem.

SSB-Sprecherin Susanne Schupp schließt nicht aus, dass durch das geplante Wohnheim für Sehbehinderte und Blinde eine veränderte Situation eintritt. „Bei der SSB gibt es in Guntram Schäfer einen Beauftragten für Barrierefreiheit. Wenn die Bewohner da sind, wird er, falls das gewünscht wird, mit ihnen über ihre Bedürfnisse sprechen.“