Ein Mitarbeiter der Autobahnmeisterei stellt am Donnerstag auf der A 5 bei Walldorf ein Schild für ein Tempolimit auf. Foto: dpa

Wegen der großen Hitze hat das Verkehrsministerium ein Limit erlassen. Der ADAC übt heftige Kritik.

Stuttgart - Bereits am ersten großen Hitzetag in diesem Jahr sind am Donnerstag wieder Tempolimits auf jenen Autobahnabschnitten erlassen worden, die aus Betonteilen gefertigt sind. So sollen Unfälle verhindert werden; denn der Beton kann sich unter hohen Temperaturen wölben oder aufbrechen. Vor drei Jahren war deswegen ein Motorradfahrer auf der A 93 bei Regensburg ums Leben gekommen.

A5 und A6 betroffen

Betroffen von der Beschränkung auf 80 Stundenkilometer sind bisher die Autobahnen A 5 bei Karlsruhe, Schwetzingen und Kronau sowie die A 6 nördlich und südlich von Mannheim. Rund um Stuttgart sei die Voraussetzung – mindestens zwei Tage mit mehr als 30 Grad – nicht ganz erreicht worden, sagte die Sprecherin Katja Lumpp vom Regierungspräsidium. Da es am Samstag wieder regnen soll, dürfte es deshalb in der Region Stuttgart vorerst keine Beschränkung der Geschwindigkeit geben. In den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen rechnet man grundsätzlich nicht mit Limits, da dort keine Betonabschnitte mehr existierten, teilten die Sprecher mit. Insgesamt bestehen in Baden-Württemberg 270 Kilometer Autobahnen aus Beton; das sind 40 Prozent.

ADAC kritisiert mangelnde Investitionen

Raimund Elbe vom ADAC in Stuttgart hat grundsätzlich Verständnis für die Tempolimits: „Aber sie dürfen nicht die endgültige Lösung sein.“ Seit Jahren kritisiert der ADAC, dass zu wenig Geld in die Sanierung der Autobahnen fließe. Der ADAC sieht in den Hitzeschäden „ein alarmierendes Signal der maroden Verkehrsinfrastruktur, die zu lange auf Verschleiß gefahren wurde“, heißt es in einem Papier. 2013 seien bundesweit 2,5 Milliarden Euro in die Erhaltung der Bundesfernstraßen investiert worden – notwendig seien aber 3,6 Milliarden Euro.

Im vergangenen Sommer hatte es in Baden-Württemberg fünf Hitzeschäden an Autobahnen gegeben, darunter waren drei sogenannte Blow-ups; dabei wölbt sich der Beton unter der Spannung nach oben, bis er aufplatzt. Es entstehen gefährliche Löcher oder Abbruchkanten. Bedroht von Hitzeschäden sind laut Julia Pieper vom Verkehrsministerium nur Abschnitte, die mindestens 30 Jahre alt sind.

Im Gegensatz zu früheren Jahren gilt die Tempobeschränkung auf 80 Stundenkilometer jetzt nur tagsüber in der Zeit von 10 bis in die Abendstunden. Schon vor einigen Jahren hatte das Ministerium angekündigt, die betroffenen Autobahnabschnitte nach und nach zu erneuern. Tatsächlich werden gerade auf der A 8 rund um Leonberg auf vier Kilometern die alten Betonteile ausgetauscht. Da nicht alle Abschnitte in kurzer Zeit saniert werden könnten, will das Verkehrsministerium für die Übergangszeit sogenannte Entspannungsstreifen einbauen. Dabei wird an manchen Stellen der Beton abgefräst und Asphalt aufgetragen – so können sich die Betonteile bei Hitze besser ausdehnen. In diesem Jahr sei dies auf der A 656 und auf der A 5 geschehen.

In zehn Jahren soll das Problem behoben sein

Minister Winfried Hermann (Grüne) plant, die letzten Betonabschnitte in „maximal zehn Jahren“ beseitigt zu haben. Man geht von 300 Millionen Euro an Kosten aus. Das Regierungspräsidium Stuttgart will deutlich schneller sein. Hier verzichte man auf Entspannungsstreifen und plane lieber schnell neu. Bis 2020 sollen alle alten Betonabschnitte ersetzt sein. Die Arbeiten zwischen dem Autobahnkreuz Stuttgart und dem Dreieck Leonberg dauerten bis nächstes Jahr. Das Echterdinger Ei sei 2018 dran, dann würden die Abschnitte von Wendlingen bis Denkendorf und von Kirchheim/Teck bis Wendlingen begonnen. Längere alte Abschnitte existieren noch auf der A 81 bei Weinsberg und auf der A 7 auf der Ostalb.

Zu der Frage, warum südliche Länder mit höheren Temperaturen anscheinend ohne Tempolimit auskommen, konnte das Verkehrsministerium nichts sagen. Es sei nicht bekannt, wie hoch in Italien oder Spanien der Anteil der Betonabschnitte sei: „Aber sicher ist, dass die Verkehrsbelastungen nicht die gleichen sind “, sagte Pieper.