In London hat sich ein Häftling mit Hilfe eines Handys selbst aus dem Gefängnis entlassen. Das Bild zeigt einen Gefängnisflur in der Haftanstalt in Bruchsal Foto: dpa

Ein Brite entlässt sich mit Hilfe einer gefälschten E-Mail-Adresse und eines Handys selbst aus der Haft. Am Montag wurde er für den Ausbruch und acht Betrugsfälle zu sieben Jahren verurteilt.

London - Für einen Gefängnisausbruch bedarf es eines Handys und einer gefälschten E-Mail-Adresse – zumindest wenn es nach Neil Moore geht, der sich im März 2014 selbst aus der Untersuchungshaft entließ. Und das aus einer der bestgesicherten Haftanstalten Großbritanniens. Der 28-Jährige spazierte aus dem Gefängnis Wandsworth im Süden Londons, und niemand schöpfte Verdacht. Warum auch? Die Verwaltung erhielt Entlassungspapiere samt Hinweis auf eine hinterlegte Kaution. In dem Schreiben wies ein leitender Angestellter die Verantwortlichen an, den verurteilten Millionenbetrüger auf freien Fuß zu setzen.

Was erst später auffiel: Moore hatte sich eine E-Mail-Adresse eingerichtet, die der amtlichen täuschend ähnlich sah. Medienberichten zufolge verwendete er statt des Namens des zuständigen Gerichts, Crown Court Southwark, die leicht abgewandelte Version Crown Court Southwalk. Der Beamte, der die Entlassung anordnete, war Moore selbst. Doch bereits nach drei Tagen stellte er sich der Polizei.

Als „genial kriminell“ bezeichnete der zuständige Richter am Montag das Vorgehen. Respekt bekundete auch der Staatsanwalt: „Eine Menge krimineller Einfallsreichtum schlummert im Kopf von Herrn Moore.“ Der Fall strotze von „außergewöhnlicher Erfindungsgabe, Verschlagenheit und Kreativität“. Vor Gericht schilderte Moore nun, wie er den Ausbruch eingefädelt hatte: Mit einem eingeschmuggelten Handy erstellte er eine gefälschte Website, ähnlich jener des zuständigen Gerichtsdiensts. Hinzu kam, dass er Namen und Adresse eines Untersuchungsbeauftragten verwendete und so die fast perfekte Flucht inszenierte.

Fast perfekt. Am Montag wurde Moore zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, wobei er sich in dem Prozess nicht nur für den dreisten Ausbruch, sondern auch für acht Betrugsfälle verantworten musste. Dass bei Moore Vorsicht geboten war, hätten die Behörden ahnen können. Laut Medienberichten hatte er sich rund 2,5 Millionen Euro erschlichen, indem er sich als Mitarbeiter von Banken ausgab. Wenn sich Opfer meldeten, um sich zu beschweren, gab er vor, den Anruf an eine Kollegin weiterzuleiten, und imitierte eine Frauenstimme. Sogar die Polizei fiel darauf herein – und fahndete anfangs nach einer Komplizin.