Viele kleine Handwerksbetriebe setzen auf Flüchtlinge, sind aber mit den bürokratischen Regelungen überfordert. Foto: dpa

Betriebe, die Flüchtlinge ausbilden, müssen sich in einem Wust von Gesetzen, Verordnungen und Anweisungen zurechtfinden. Die Politik muss ihnen ein Mindestmaß an Sicherheit geben, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Viele Unternehmern im Land ist es ein ehrliches Anliegen, Geflüchteten mit Bleibeperspektive auch eine berufliche Perspektive zu geben. Sie lassen sie im Rahmen von Praktika oder Einstiegsqualifizierungen in den Arbeitsalltag hineinschnuppern, helfen beim Deutschlernen und bei der Wohnungssuche oder stellen sie für Behördengänge frei. Gerade kleine Handwerksbetriebe knüpfen daran nicht selten den Wunsch, endlich wieder mehr Lehrstellen besetzen zu können.

Doch was, wenn alle Mühen umsonst sind, weil ein Abschiebebescheid der Zusammenarbeit ein jähes Ende setzt? Was in der Vergangenheit noch häufiger vorgekommen ist, wird mittlerweile durch eine Reihe von neuen oder geänderten Regelungen verhindert oder zumindest erschwert. Das Problem der Betriebe ist oft: Sie müssen diese Vorschriften kennen und sich in einem Wust von Gesetzen, Verordnungen und Anweisungen zurechtfinden.

2300 Menschen aus wichtigsten Herkunftsländern starten in die Lehre

Dafür können größere Betriebe Mitarbeiter in ihren Personalabteilung abstellen – der Handwerker um die Ecke kann das nicht. Der weiß oft schlicht nicht, dass ein negativer Asylbescheid nicht zwingend eine schnelle Abschiebung bedeutet oder wie er oder sein Schützling sich dagegen zur Wehr setzen können. Da sind die jüngsten Erleichterungen wichtige Schritte.

Es ist im Sinne der jungen Menschen, die sich redlich bemühen, dass sie in Deutschland eine Berufsausbildung absolvieren können – ganz egal, ob sie bleiben oder das Land früher oder später wieder verlassen. Sie müssen ihren Teil dazu beitragen, und die Politik muss die Voraussetzungen dafür schaffen und Ausbildungsbetrieben ein Mindestmaß an Sicherheit geben. Die Tatsache, dass gerade 2300 junge Menschen aus den Hauptherkunftsländern eine Lehre angefangen haben, ist ein ermutigendes Signal. Beworben hatten sich mehr als 3500. Es bleibt noch viel zu tun.