Am Kriegsbergturm 44: Das ist das frühere Wohnhaus des Nazigegners Eugen Bolz, das seither allerdings verändert wurde Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nach dem CDU-Kreisverband Stuttgart und dem früheren CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel hat jetzt auch die CDU-Ratsfraktion reagiert. Sie hat in einem Antrag OB Kuhn aufgefordert, die Chancen für die Einrichtung einer Gedenkstätte auszuloten – und zwar beim Land.

Stuttgart - Kann das frühere Wohnhaus des hingerichteten Nazigegners Eugen Bolz in letzter Minute noch vor dem Abriss bewahrt und als Gedenkstätte genutzt werden? Die Idee dafür, die unsere Zeitung aufgegriffen und in die öffentliche Debatte gebracht hat, ist jetzt auch bei der Kommunalpolitik angekommen.

Am Freitag brachte die CDU im Rathaus einen entsprechenden Antrag ein. Darin wird OB Fritz Kuhn (Grüne) gebeten, bei Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) auszuloten, ob das Land das Haus auf dem Killesberg erwerben könnte. Außerdem soll abgefragt werden, ob sich die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart beteiligen würde. Sie hat für den Katholiken Bolz ein Verfahren zur Seligsprechung eingeleitet.

Der Antrag der CDU ist knapp gehalten und inspiriert von der Einschätzung von Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte. Für Schnabel war Bolz „der bedeutendste Politiker des 20. Jahrhunderts im Südwesten“. Der letzte württembergische Staatspräsident in der Zeit der Weimarer Republik leistete den Nationalsozialisten entschiedenen Widerstand. Am 23. Januar 1945 wurde Bolz in Berlin hingerichtet.

Bereits wenige Monate, nachdem Adolf Hitler 1933 die Macht in Deutschland zugefallen war, hatten Nazischergen in der Stuttgarter Polizeizentrale Bolz erstmals verhaftet. Deshalb gibt es einen Bezug zur früheren Polizeizentrale in Stuttgart. Dieses Gebäude in der Dorotheenstraße, das vormalige Hotel Silber, wird vom Land und der Stadt zu einem Lern- und Gedenkort entwickelt. Dagegen ist das Haus Am Kriegsbergturm 44, in dem Bolz zwölf Jahre gewohnt hatte, an ein Wohnungsbauunternehmen verkauft. Es soll einem Neubau weichen.