Die auf einem Fenstersims zwischengelagerte Gedenktafel aus Messing Foto: mb

Wegen Arbeiten am Gehweg wurde der Stolperstein für die 1942 in Treblinka ermordete Anna Blum vorübergehend entfernt. Anfangs lag die Gedenktafel auf einem Fenstersims, mittlerweile ist sie verschwunden. Die Stadt will nun den Bauträger ausfindig machen.

Stuttgart - Wo ist der vom Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffene Stolperstein für die im Oktober 1942 in Treblinka getötete Anna Blum? Vor jenem Haus in der Charlottenstraße 33 jedenfalls ist er derzeit nicht zu sehen. Ein Leser unserer Zeitung ist in Sorge, dass der Stein vor der ehemaligen Wohnung der Ermordeten im Zuge der aktuellen Gehwegarbeiten verschwunden sein könnte.

Fast täglich kommt der Botnanger auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz an dieser Ecke Charlottenstraße/Alexanderstraße vorbei. Bereits seit einigen Monaten laufen dort Umbau- und Renovierungsarbeiten am Haus. Zudem haben in der vergangenen Woche Fräsarbeiten auf dem Trottoir begonnen. „Der Stolperstein wurde dabei entfernt und auf dem Fensterbrett abgelegt“ – davon hat der Bürger ein Foto gemacht.

Seit Mittwoch wird nun der neue Gehweg-Belag aufgebracht. „Bisher kann ich leider keine Wiederaufnahme des Stolpersteins in der Belagsoberfläche erkennen.“ Und auch der Betonquader liege nicht mehr auf dem Fenster. Wurde er von den Bauarbeitern nun doch mit Verspätung gesichert? Wurde er von einem Ladenbesitzer bewusst versteckt? Oder wurde die Gedenktafel aus Messing von Unbekannten des nächtens einfach vom Sims geklaut? Sollte der Stein heimlich beseitigt worden sein, „würde ich dies als Skandal sehen, so können wir mit unserer Geschichte nicht umgehen.“

Bei bisherigen Baustellen gab’s keine Probleme

Jennifer Lauxmann, die in der Stuttgarter Stolperstein-Initiative auch für die Recherchen zu Anna Blum verantwortlich war, sieht die Situation vorerst nicht so dramatisch. Sie verweist auf die grundsätzlichen Vereinbarungen zwischen der Stadt und den Baufirmen. „Da wird festgelegt, dass der Stolperstein sicher aufbewahrt und später wieder eingebaut wird.“ Immer mal wieder gebe es solche Baustellen, bisher habe es stets funktioniert.“

„Wir prüfen derzeit, wo der Stein geblieben ist“, sagt Jana Braun von der Pressestelle der Stadt am Donnerstagnachmittag. Man sei dabei, den Bauträger ausfindig zu machen. Sollte dieser Stolperstein – einer von mehr als 800 derzeit in ganz Stuttgart – abhanden gekommen sein, werde auf jeden Fall ein neuer verlegt.