Foto: Weise

Repair-Cafés, Tauschbörsen und Car-Sharing-Angebote sprießen allerorten aus dem Boden. Sebastian Krug hat mit seinem Konzept offenbar auch den Nerv der Zeit getroffen. Und das, obwohl sich sein Secondhandladen für Kinderkleider in einem Schweinestall am Rande von Löchgau befindet.

Löchgau - Nachhaltigkeit boomt: Repair-Cafés, Tauschbörsen und Car-Sharing-Angebote sprießen allerorten aus dem Boden. Sebastian Krug hat mit seinem Konzept offenbar auch den Nerv der Zeit getroffen. Und das, obwohl sich sein Secondhandladen für Kinderkleider in einem Schweinestall am Rande von Löchgau befindet, mitten in einer Weide von Hochlandrindern.

Vermutlich ist es genau diese Abgeschiedenheit, mit der Krug punkten kann. „Hier gibt es Platz und Ruhe, das schätzen die Leute“, erzählt Anuschka Huber. Sie ist eine von drei Frauen, die fest in dem Laden angestellt sind und jeweils zwei bis drei Mal die Woche dort arbeiten. Anuschka Huber ist selbst Mutter und weiß, wie stressig Kinderkleider-Basare sein können, wenn man sich in aller Hast um die besten Stücke reißen muss. Deshalb kann sie gut verstehen, dass andere es vorziehen, in die Kinderkleiderscheune nach Löchgau zu kommen.

Hier sind die Kleider in langen Regalen fein säuberlich zusammen gelegt, mit Preisen ausgezeichnet und nach Größen geordnet – und es gibt eine Umkleidekabine zum Anprobieren. Rund 5300 Artikel werden auf 130 Quadratmetern in dem ehemaligen Schweinestall angeboten – nicht nur Kleidung, sondern auch Spiele, Bücher, Kinderwagen oder Dreiräder. Alle Artikel stammen von Markenherstellern. Krug wollte dafür sorgen, dass eine gewisse Qualität angeboten wird. „Zum anderen ist die Billigware oft beim Erstkauf schon so günstig, dass man den Preis kaum noch reduzieren kann“, sagt er.

Rund 12 700 Artikel hat Krug in diesem Jahr schon verkauft – ein Erfolg. Deshalb will er die Kinderkleiderscheune von September an auch nachmittags öffnen und dafür zwei weitere Mitarbeiterinnen einstellen. Dabei profitiert der 35-Jährige finanziell kaum von seinem Laden. Schließlich verkauft er die Artikel auf Kommission, 50 bis 80 Prozent des Erlöses gibt er den Besitzern zurück, mit dem Rest finanziert er hauptsächlich den Laden selbst. Aber Krug muss auch nicht von dem Geschäft leben: Unter der Woche organisiert er in München Schulungen für Unternehmen, für den Laden und seine derzeit sechs Hochlandrinder ist der Nebenerwerbslandwirt nur am Wochenende zuständig.

Sebastian Krug gefällt vor allem die Idee, dass die Kinderkleiderscheune allen etwas bringt: ihm, weil so der Stall des stillgelegten Bauernhofs genutzt wird, auf dem er mit seiner Familie wohnt, den Verkäufern, weil sie noch etwas für ihre Waren bekommen und den Käufern, weil sie günstig Markenware erwerben können. Genau das ist es aus seiner Sicht auch, was seine Kunden lockt. Denn auf Billigpreise angewiesen seien die wenigsten der Käufer: „Die meisten kommen aus der gehobenen Mittelschicht“, hat Krug beobachtet. Und noch jemand profitiert von dem neuen Angebot: der Hofladen der Familie Weigel in einem ehemaligen Kuhstall genau neben der Kinderkleiderscheune. „Wir merken, dass auf einmal viele junge Mütter zu uns kommen“, erzählt Andrea Weigel.

In Sebastian Krugs Laden wird am Samstag von 9 bis 14 Uhr Sommerfest gefeiert. Infos: www.kinderkleiderscheune.de.