An der Lehmgrube in der Kernstadt wird auch gebaut. Foto: factum/Bach

Die Standorte für die Flüchtlingsunterbringung sind in Ditzingen beschlossen. Nun ging es im Gemeinderat um die Gestaltung der Gebäude. Welche Ausstattung ist wichtig für eine spätere Nutzung?

Ditzingen - Mit Keller, Balkon und Aufzug? Oder ist das für eine Flüchtlingsunterbringung unangemessen? Aber all das sollte ein Gebäude haben, wenn es in einigen Jahren zum günstigen Wohnraum für alle wird. Der Ditzinger Gemeinderat musste die Frage der Ausstattung beantworten, ebenso wie er in der Vergangenheit über eine Unterkellerung zu befinden hatte. Nachdem Martin Joos von der Kommunalentwicklung Baden-Württemberg dargelegt hatte, dass bei einem Gebäude ohne Keller die Abstellfläche an anderer Stelle vorgesehen werden müsste, war das Votum angesichts der knappen Baufläche recht eindeutig ausgefallen.

Abschließend musste sich der Ditzinger Gemeinderat nun am Dienstag abgesehen vom Keller mit der konkreten Bauausgestaltung der Gebäude befassen.

Die Ditzinger müssen bis Ende des Jahres 370 Plätze in der Flüchtlingsunterbringung schaffen. Das sind zwar 130 weniger, als noch zu Beginn der Flüchtlingsströme angenommen. Die Zeit drängt dennoch. „Wir müssen noch drei Standorte in diesem Jahr bauen“, formulierte der Oberbürgermeister Michael Makurath in den vergangenen Wochen immer wieder den Zeitdruck der Kommune. Neben dem fertiggestellten Wohnraum im Iptinger Weg im Stadtteil Heimerdingen werden Plätze geschaffen im Hirschlander Weg in Schöckingen, an der Ecke Gerlinger Weg und Brühlstraße im Stadtteil Hirschlanden sowie an der Lehmgrube in der Kernstadt.

In der Diskussion über das Thema im Ausschuss für Technik und Umwelt waren Ende Februar noch einige Fragen offen geblieben, deren Antworten der Oberbürgermeister Michael Makurath am Dienstag nachlieferte. Demnach ist zwar die Anlage von acht Tiefgaragenplätzen in der Lehmgrube grundsätzlich möglich. Dies war wegen der Beschaffenheit des Baugrunds bisher unklar gewesen. Aber für die Zufahrt gehen dafür oberirdisch vier Stellplätze verloren. Zudem müsste man wegen der geologischen Risiken möglicherweise Maßnahmen gegen einen möglichen Auftrieb der Garagen ergreifen. Kurzum: ein Tiefgaragenplatz kostete 70 000 Euro. Das war dem Gemeinderat zu viel. Er schloss sich ohne Diskussion dem Vorschlag der Rathausverwaltung an, auf die unterirdischen Stellplätze zu verzichten.

Die Nachnutzung ist beschlossen

Ebenso wenig werden Balkone und ein Aufzug am Standort Brühlstraße in Hirschlanden angebracht. Allerdings soll beides nachrüstbar sein, wenn die Flächen eines Tages nicht mehr von Flüchtlingen genutzt werden, sondern zum günstigen Wohnraum für jedermann werden. Der Aufzug schlägt mit 90 000 Euro zu Buche, die Balkone mit insgesamt 45 000 Euro.

Die Umwandlung der Flüchtlingsunterkunft zu günstigem Wohnraum ist das erklärte Ziel aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen. Viel zu lange habe man das Thema nicht bearbeitet, lautete die Erkenntnis der Räte, als die Immobilienpreise in der Region explodierten und ohnehin mietbarer Wohnraum weiterhin knapp blieb. Neue Baugebiete ausschließlich mit günstigem Wohnraum zu schaffen, ist indes weder möglich noch gewollt.

In der Ditzinger Kernstadt etwa entsteht mit dem Gebiet „Ob dem Korntaler Weg“ das letzte große Baugebiet, das derzeit planungsrechtlich ausgewiesen werden darf. Zugleich ist aber auch der Stadt Ditzingen grundsätzlich an einer Durchmischung in der Sozialstruktur gelegen, wo es möglich ist.