GDL-Chef Claus Weselsky Foto: dpa

Die Bahn steckt in der Zwickmühle und bekommt Druck von allen Seiten: Was die Gewerkschaften EVG und GDL wollen, lässt sich kaum unter einen Hut bringen. Jetzt wird separat verhandelt.

Köln/Berlin - Der Tarifkonflikt bei der Bahn geht zum Wochenende abermals in eine kritische Phase. Bei einem Termin in Frankfurt wird sich am Freitag zeigen, ob die Bahn und die zerstrittenen Gewerkschaften EVG und GDL überhaupt einen Verhandlungsmodus finden. Trotz eines erfolglosen Spitzengesprächs am Dienstagabend in Berlin hielte die drei Beteiligten am Mittwoch an dem Termin fest. Die Bahn kündigte Angebot für beide Gewerkschaften an. Sollten am Freitag die erhofften Fortschritte ausbleiben, könnten den Bahnkunden wieder Streiks drohen.

Der Konzern will in Frankfurt getrennte Verhandlungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) führen. „Es ist an der Zeit, endlich die Entgelt- und Arbeitszeitbedingungen für unser Zugpersonal zu verbessern“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky.

EVG schiebt GDL Schuld zu

Am Vorabend hatten Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber und der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, sowie Weselsky in Köln beraten. Die EVG bewertete den Ausgang als „Scheitern“ und wies der GDL die Schuld dafür zu. Gemeinsame Gespräche kämen „nun nicht mehr in Frage“. Ein Streik der EVG sei nicht auszuschließen, sagte Kirchner in Köln. „Das ist aber kein Mittel, das wir leichtfertig ausrufen“, stellte Kirchner fest.

Die Bahn führt am Freitag getrennte Verhandlungen mit beiden Gewerkschaften. Bemühungen um gemeinsame Verhandlungen waren am bei einem Spitzengespräch am Dienstag ohne Ergebnis geblieben. „Die Kunst wird darin bestehen, mit beiden Gewerkschaften darauf hinzuwirken, dass wir zu identischen Regelungen in durchaus unterschiedlichen Tarifverträgen kommen“, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Mittwoch in Düsseldorf.

Bahn legt neue Angebote vor

Die Bahn werde beiden Gewerkschaften bis zur nächsten Verhandlungsrunde am Freitag Angebote vorlegen. Konkurrierende tarifliche Regelungen für ein und dieselbe Mitarbeitergruppe wolle der Konzern aber unbedingt vermeiden.

Weselsky bot der EVG am Mittwoch an, die Machtbereiche im Konzern beiderseitig abzugrenzen: Die GDL würde sich demnach auf den Eisenbahnbetrieb beschränken, nicht aber bei der Netztochter aktiv werden. Dort ist sie bisher kaum in Erscheinung getreten.

Erklärtes Ziel der GDL ist es, eigene Tarifverträge für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal durchzusetzen - etwa für Zugbegleiter oder für Lokrangierführer. Für die Lokführer hat die Gewerkschaft das bereits vor Jahren erreicht. Von ihrer Position ist sie bislang nicht abgerückt. Für ihr Anliegen hat die GDL seit Anfang September sechs Mal zum Streik aufgerufen.

Die Bahn wird am Freitag nach eigenen Angaben zunächst mit der EVG sprechen und anschließend mit der GDL. Zuletzt die Bahn der GDL Mitte Oktober ein mehrstufiges Angebot gemacht. Bei einer Laufzeit von 30 Monaten sollten die Beschäftigen zunächst 2,1 Prozent, dann 1,5 Prozent und schließlich 1,4 Prozent mehr Geld erhalten - was die Gewerkschaft ablehnte. Sie verlangt fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Für die EVG gab es bislang kein Angebot.