Die EnBW sperrt ihr Gasnetz für Teldafax - den Kunden beschert das Aufwand und Kosten.

Stuttgart - Weil der Strom- und Gasanbieter Teldafax monatelang seine Gasschulden nicht bezahlt hat, hat die EnBW diese Woche die Zusammenarbeit mit dem Troisdorfer Unternehmen gekündigt. Folge: Teldafax darf EnBW-Leitungen nicht länger für Gaslieferungen an eigene Kunden nutzen, die rund 2000 Gaskunden des nord-rhein-westfälischen Versorgers im Großraum Stuttgart bekommen ihr Gas vom 1. April an wieder vom örtlichen Grundversorger - im Normalfall der EnBW. Die gute Nachricht: Die Versorgung wird zu keiner Zeit unterbrochen. Die schlechte: Betroffenen Kunden beschert die Vertragskündigung der EnBW neben bürokratischem Aufwand wohl auch Mehrkosten.

Das hat mit dem Geschäftsmodell zu tun: Bis voriges Jahr bot Teldafax Kunden an, ihren voraussichtlichen Energiebedarf für ein Jahr im Voraus zu bezahlen. Das ermöglichte es dem Versorger, der über keine eigenen Kraftwerke verfügt, Strom und Gas besonders günstig anzubieten - rund 800000 Haushalte bundesweit wechselten. Seit Monaten plagen Teldafax allerdings Zahlungsnöte, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung, vor der EnBW haben mehrere andere Gasnetzbetreiber Teldafax wegen ausstehender Zahlungen den Netzzugang gesperrt. Für Kunden, die Vorkasse geleistet haben, bedeutet das, dass sie unter Umständen für Gas bezahlt haben, das bis Ende März noch nicht verbraucht war. Die Differenz müssen sie sich nun von dem Discountanbieter zurückholen. Zudem ist der Grundversorgungstarif das örtlichen Anbieters teurer – den Gaskunden drohen also Mehrkosten.

Für Betroffene ist das umso ärgerlicher, als sie aus der säumigen Zahlungsmoral von Teldafax gegenüber der EnBW keine Nachteile hatten. Zwar klagen Kunden der Troisdorfer seit Monaten über falsche Verbrauchsschätzungen und warten teils monatelang auf Abrechnungen - Gas bekamen die Kunden aber stets geliefert. Für die EnBW ist das freilich kein Argument: Bis vor wenigen Tagen habe Teldafax dem Karlsruher Platzhirsch "einen sechsstelligen Betrag" für die Netznutzung geschuldet, sagte ein Sprecher, dabei habe das Unternehmen wiederholt Fristen verstreichen lassen. Neben der EnBW haben allein im Land jüngst die TWS Netz GmbH, die Energieversorgung Filstal (EVF) sowie die Heidelberger Stadtwerke Teldafax vom Netz genommen.

Obwohl Teldafax mittlerweile bezahlt hat, hält die EnBW an ihrer Netzsperre fest 

Laut dem Sprecher sperrt die EnBW - in Absprache mit der Bundesnetzagentur - zum ersten Mal überhaupt einen Versorger aus. Die Entscheidung sei aber endgültig - obwohl Teldafax zumindest die EnBW-Rechnungen mittlerweile beglichen hat. "Die Zahlung ist geleistet worden", räumte der Sprecher ein, "die Kündigung bleibt selbstverständlich gültig." Für Stromlieferungen darf Teldafax die Leitungen der EnBW wie bisher weiter nutzen.

Anfang der Woche hatte der Discountanbieter bekanntgegeben, mit dem zyprischen Fonds Prime Mark einen neuen Investor gefunden zu haben, offenbar stammt daher das Geld für die nun erfolgte Zahlung. Bei Teldafax selbst heißt es zum Stand der Dinge in Sachen EnBW, derzeit sei "ruhigen Gewissens keine vernünftige Antwort möglich". Teldafax werde versuchen sich wie mit anderen Netzbetreibern auch mit der EnBW zu einigen - klappt das nicht, verspricht ein Firmensprecher Vorkasse-Zahlungen der Kunden mit deren bisherigem Verbrauch zu verrechnen und zu viel gezahlte Beträge zu erstatten. Allerdings sei man "hoffnungslos überlastet", die Bearbeitung könne also eine Weile dauern.

Die Verbraucherzentrale in Stuttgart rät betroffenen Kunden ihren Verbrauch abzulesen und Teldafax mit einer Frist von zwei Wochen schriftlich zur Rückzahlung von zu viel gezahlten Beträgen sowie geleisteten Kautionen aufzufordern. An einem Musterbrief arbeiten die Verbraucherschützer derzeit. Die EnBW verschickt dieser Tage mit einer Information an die Kunden zudem Ablesekarten. Wer nicht bei dem teureren EnBW-Tarif bleiben will, sollte sich laut Verbraucherzentrale binnen vier Wochen nach einem neuen Gasversorger umsehen.