Yilmaz Yogurtcu (li.) baut die ehemalige Metzgerei Häderle um, Foto: Steinert/Wesely (2)

Die Patisserie Tarte und Törtchen vergrößert sich. Die Gastronomie im Viertel wird insgesamt vielfältiger. Am Bismarckplatz eröffnet eine Pizzeria und ein Wiener Kaffeehaus.

S-West - Ihre Kreationen tragen Namen wie Rotlicht, Leidenschaft oder Bohème – verführerisch und künstlerisch sind sie alle. Und sündig, wenn es um die Figur geht, auch. Doch das stört die meisten Besucher in der Patisserie Tarte und Törtchen von Aline John sicherlich nicht. Wer dorthin kommt, möchte sündigen. Zu schön sind sie auch, die kleinen Törtchen, die in Reih und Glied in der Vitrine stehen und die wie aus dem Katalog bestellt aussehen.

Vor knapp zweieinhalb Jahren hat die gelernte Konditorin ihren Laden an der Gutbrodstraße eröffnet. Die ausgefallenen handgefertigten Törtchen, für die John nach eigenen Angaben nur frische sowie regionale und Bio-Zutaten verwendet, seien bei den Kunden so gut angekommen, dass schon seit einem Jahr der Laden zu klein sei, sagt die die 28-jährige Konditorin, die ihre Ausbildung im Traditionshaus Café Königsbau absolviert und ihr Handwerk danach in Patisserien in Berlin, in der Schweiz und in Frankreich verfeinert hat. Schon länger habe sie über eine Erweiterung nachgedacht, erzählt sie. „Glücklicherweise haben wir nun sogar etwas im selben Haus gefunden.“ Der Friseursalon nebenan hat seit Kurzem geschlossen, Aline John möchte dort ihr Geschäft nun um ein Café erweitern. „Das ist natürlich ein Traum.“ Für sie ein schöner Nebenaspekt: „Das Haus wurde einst für eine Bäckerei gebaut“, weiß die 28-Jährige. „Hier unter uns wurde gebacken.“ Das wird dann in Zukunft auch wieder so sein.

Wann das Café eröffnet, ist noch nicht klar

Wie alles aussehen soll, das hat Aline John schon genau im Kopf. Das neue Café wird in dem ehemaligen Friseursalon eingerichtet, die derzeitige Patisserie wird nur noch Backstube sein. Verbunden ist dann beides über das Treppenhaus und über einen Speiseaufzug. Mit dem Renovieren will die Konditorin bald anfangen. An welchem Tag das neue Café eröffnen soll, kann sie noch nicht sagen.

An dem Konzept für ihr Tarte und Törtchen hat John einst über ein halbes Jahr gearbeitet. „Ich habe mich einfach gefragt, was es in Stuttgart noch überhaupt nicht gibt, aber ich gerne mag“, erzählt sie und lacht. Sie selbst liebe kleine süße Stückchen und probiere gerne Kleinigkeiten.

Inzwischen ist John extrem ausgelastet. Doch noch immer leistet sich die Inhaberin den Luxus, vier Tage die Woche selbst in der Backstube zu stehen. „Das ist ja auch mein Lieblingsbereich“, sagt sie. Und ausgefallene Ideen hat sie immer noch mehr als genug. Standardtorten will sie nicht anbieten. „Es gibt keine kreativen Grenzen für mich.“ Konkurrenz sieht sie deshalb eher als positive Inspiration. „Das beflügelt“, sagt John. So hat ungefähr zeitgleich die Japanerin Tomomi Sugimoto zwei Straßen weiter ihre Konditorei Meister Lampe eröffnet, das Traditionscafé Seyffers ist ebenfalls gleich nebenan.

Pizzeria am Bismarckplatz

In den kommenden Monaten verändert sich in dem Viertel um den Bismarckplatz gastronomisch sogar noch mehr. Aus dem bisherigen indonesischen Restaurant Lilie an der Bismarckstraße wird eine Pizzeria. Zudem eröffnen Marcel Jetter und Sebastian Sommer im Spätsommer oder Herbst im Bismarckhaus ein Kaffeehaus nach Wiener Art. Neben österreichischen Kaffeespezialitäten erwarten die Gäste Klassiker wie Saftgulasch, Tafelspitz, Marillenknödel und österreichische Weine. Angegliedert werden soll ein kleiner Laden, in dem Sommer und Jetter Feinköstliches wie Schokolade aus Wien, Biokäse aus dem Salzkammergut, Konfitüren, Weine und Würste anbieten wollen. Auf 250 Quadratmetern bietet das Café Platz für 80 Gäste. Draußen gibt es nochmals so viele Sitzgelegenheiten.

Das Ehepaar Yogurtcu, Betreiber des Restaurants Lumen in der Schwabstraße, baut derzeit die ehemaligen Metzgerei Häderle in ein Bar-Bistro-Café-Restaurant um. Der Kunde von der Wursttheke wird die Metzgerei kaum wiedererkennen, obwohl man zur Erinnerung ein paar bauliche Relikte erhalten will. Auf 180 Quadratmetern entsteht hier ein stylischer Gastronomiebetrieb mit 56 Sitzplätzen plus Außenbereich. Fleisch wird es allerdings weiterhin geben – sogar schwerpunktmäßig. Von der Lage her ist der Eckladen ein Filetstück mit Blick über den gesamten Platz. Die Yogurtcus wollen das neue Lokal ebenfalls im Sommer oder Herbst eröffnen.