Ein Verein kümmert sich seit fast 20 Jahren um den Erhalt der Traditionsgaststätte Ochsen in Echterdingen. Foto: Sascha Schmierer

Seit fast zwei Jahrzehnten müht sich ein kleiner Verein um den Fortbestand der Traditionsgaststätte „Ochsen“ in Echterdingen.

Echterdingen - Es gibt Menschen, die in ihrer Freizeit gerne Modellflieger basteln. Andere gehen zum Fußball oder auf den Tennisplatz, wieder andere hecheln in quietschbunten Trikotagen auf sündhaft teuren Rennrädern den Randstein entlang. Und es gibt die Mitglieder des Echterdinger „Ochsenvereins“. Die mühen sich, eine kleine Traditionswirtschaft an der Bernhäuser Straße am Leben zu halten.

Mit viel Herzblut, noch mehr Charme und einer gehörigen Portion Improvisationstalent treiben sie in ihrer Freizeit eine Gaststätte um, die irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Der Ochsen, laut der Inschrift im Türstock im Jahr 1879 erbaut, ist ein Stück schwäbische Gastlichkeit, die nicht mehr oft zu finden ist – und die durch das Engagement der rührigen Hobby-Gastronomen bisher vor dem Untergang bewahrt wurde.

Moderne Edelstahl-Küche

Manfred Emhardt steht am Schanktisch und zapft, Lisa Murthum, immerhin stellvertretende Vorsitzende, trägt dampfende Teller aus der Küche. Arnold Hock kratzt derweil die letzten Reste aus der großen Schüssel mit dem Wurstsalat und häuft sie zu einem Berg. „So, des war’s jetzt, fertig isch, nix gibt’s meh“, posaunt er gut gelaunt durchs hölzerne Treppenhaus, das die modern eingerichtete Edelstahl-Küche im Ochsen vom historischen Gastraum trennt.

Die Traditionswirtschaft ist gut gefüllt an diesem Mittwoch, an der Bernhäuser Straße findet sich allenfalls im kleinen Nebenzimmer noch ein Platz. Manfred Emhardt kommt fast schon ins Schwitzen, während er frisch gezapftes Helles in die Gläser füllt, Dieter Mütschele versorgt die durstigen Gäste mit Schorle und Viertele. Und nicht nur das Stammpublikum ordert nach den kulinarischen Genüssen mit deftig-schwäbischer Kost erst mal einen Schnaps vom Mack aus Unteraichen – natürlich nur zur Verdauung.

1996 stand der Ochsen auf der Kippe

Seit fast zwei Jahrzehnten geht das so im altehrwürdigen Ochsen, dass freiwillige Helfer in der Traditionswirtschaft die Regie übernommen haben. Generationen von Echterdingern hatten sich regelmäßig zu Vesper und Viertele getroffen, Bauern und Handwerker hatten sich über Krautanbau und Viehhaltung, den Ortstratsch und die hohe Politik unterhalten und nicht zuletzt den Stammtischwitz gepflegt. Fast schon Pflicht war die Einkehr beim Frühjahrs- und Herbstmarkt auf einen Teller mit sauren Kutteln oder die Bratwürste im Großformat – und eine ausführliche Debatte über Absatz, Handel und Wandel. Doch 1996 hatten die Familien Gerster und Fetzer genug, der Ochsen sollte wie so viele alte schwäbische Gaststätten von der Bildfläche verschwinden.

„Den Laden darf man nicht einfach so schließen“, schildert Klaus Maiwald, der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Historischen Gaststätte Ochsen, die Gefühlslage vieler Stammgäste mit Blick auf das vor zwei Jahrzehnten drohende Aus. Gut 40 Mitglieder traten dem eigens gegründeten Verein spontan bei, bis heute erhöhte sich die Zahl der Förderer und Gönner auf eine dreistellige Zahl.

Eine Einladung an Alteingesessene

Wirklich tatkräftig mit der Hand am Arm schaffen knapp zwei Dutzend Ochsen-Freunde – was gerade so reicht. Schließlich hat das vereinsgeführte Gasthaus nicht nur jeden Freitag, sondern auch jeden zweiten Mittwoch im Monat geöffnet. Außerdem wird im Ochsen bei den Krämermärkten im Februar und November, beim Haus- und Hoffest am ersten Samstag im August, bei kulinarischen Weinproben und natürlich beim traditionellen Krautfest im Oktober aufgetischt und eingeschenkt.

Die zusätzlichen Öffnungstage sind durchaus als Geste an die alteingesessenen Echterdinger zu verstehen – weil die vereinsgeführte Gaststätte längst als Geheimtipp gilt, fanden Gäste aus der Nachbarschaft freitags oft gar keinen Platz mehr – von der Fraktion der Freien Wähler, die im Ochsen nach wie vor ihre internen Be-sprechungen abhält, ganz zu schweigen.

Fest
Zum Haus- und Hoffest ist die Echterdinger Gaststätte Ochsen, Bernhäuser Straße 30, am Samstag, 1. August, von 18 Uhr an geöffnet.